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Häusle nimmt Österreichs modernste Kunststoffsortieranlage in Betrieb

Lustenau - Österreichs modernste Kunststoffsortieranlage hat im Abfallwirtschaftszentrum Lustenau ihren Betrieb aufgenommen. Bilder  |  | Betriebsleiter Wolfgang Rumpler  | Geschäftsführer Wieland Hofer 

Die 10,4 Millionen Euro teure Anlage der Häusle GmbH verarbeitet derzeit etwa 14.000 Tonnen Material aus Haushalten, Industrie und Gewerbe. In den nächsten eineinhalb Jahren will Häusle in Lustenau weitere sechs bis sieben Millionen Euro investieren.

Im Abfallwirtschaftszentrum in Lustenau hat die Häusle GmbH eine neue Kunststoff-Sortieranlage in Betrieb genommen. Sie verarbeitet sämtliche Kunststoffabfälle aus den privaten Haushalten Vorarlbergs, die im Gelben Sack oder in der Gelben Tonne gesammelt werden – insgesamt etwa 9000 Tonnen pro Jahr. Das entspricht zirka 60 Kilogramm pro Haushalt und Jahr.

Weitere 2000 Tonnen stammen aus der Haushaltssammlung umliegender Regionen. 3000 Tonnen kommen aus Industrie und Gewerbe. Dort fallen vor allem Folien und Kunststoffgebinde wie Kanister, Eimer oder Flaschen an.

Sortenreine Trennung. Was passiert mit Joghurtbechern, PET-Flaschen, Plastiksäcken und Co? Rund 80 Prozent werden stofflich wiederverwertet – also wiederum zur Erzeugung von Kunststoffprodukten eingesetzt. Die Häusle-Tochtergesellschaft cycoplast etwa verarbeitet Mischkunststoffe zu Dachpfannen, Rasengittersteinen und Universalrinnen.

Etwa zehn Prozent gehen als Ersatzbrennstoff an die Zementindustrie. Sie ersetzen dort fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas. Der Rest – ebenfalls etwa zehn Prozent – ist nicht mehr verwendbar und wird mit dem Restmüll in der Müllverbrennungsanlage in Buchs (Schweiz) verbrannt.

„Die extrem hohe stoffliche Wiederverwertung ist ein Kern der Häusle-Philosophie“, betont Geschäftsführer Martin Bösch. Voraussetzung dafür sei eine weitgehend sortenreine Trennung der Kunststoffe, wie sie die neue Sortieranlage schafft. Neun verschiedene Kunststoffarten werden dort mit einer Reinheit zwischen 95 und 98 Prozent wiedergewonnen, teilweise sogar noch nach Farben weiter unterteilt.

Anlage selbst konzipiert. Konzipiert wurde die Anlage von Wolfgang Rumpler, einem der beiden Betriebsleiter im Abfallwirtschaftszentrum Lustenau. Er ist Spezialist für Anlagen- und Recyclingtechnik und hat den Großteil der Anlagen im Abfallwirtschaftszentrum in den letzten Jahren konzipiert.

„Die Anlage ist eine der modernsten Europas und mit Sicherheit die modernste Österreichs“, zeigt sich Geschäftsführer Martin Bösch stolz. „Häusle ist seit vielen Jahren Vorreiter bei Abfalltrennung und Wiederverwertung. Damit haben wir dieses technologische Know-how aufgebaut.“

Komplexe Technik. Die grobe Trennung der Kunststoffe erfolgt zunächst mit einem riesigen Trommelsieb, in welchem große Folien abgeschieden werden. Das verbleibende Material wird durch Rütteln und Sieben in flächige Kunststoffe wie Plastiksäcke sowie Hohlkörper wie Joghurtbecher oder Flaschen getrennt.

Danach gehen die Stoffe in den eigentlichen High-Tech-Kern der Anlage: Mit Hilfe von Nah-Infrarot und Farberkennung trennen zehn optische Sortieraggregate die Stoffe in Polyethylen, Polypropylen, Polystyrol, etc. weiter auf.

„Mit dieser stofflichen Reinheit schaffen wir es, das Material wieder in den Produktionskreislauf zurückzuführen“, betont Bösch. „Nur etwa zehn Prozent aus den Gelben Säcken gehen in die Müllverbrennung – und das sind größtenteils Fehlwürfe.“ Die oft gehörte Meinung, „dass beim Abfall am Schluss eh wieder der ganze Abfall zusammengeworfen wird“, sei „absolut falsch“.

ArgeV als Auftraggeber. Auftraggeber für die Sortierung der Kunststoffe ist die Branchenrecyclinggesellschaft ArgeV, die in Österreich für die Sammlung der Kunststoffabfälle zuständig ist.

Häusle hat mit der ArgeV einen 5-Jahres-Vertrag abgeschlossen, der die Investition in die 10,4 Millionen Euro teure Anlage überhaupt erst ermöglicht hat. Der Vertrag schreibt unter anderem die Mindestqualität der sortierten Materialien vor. Abnehmer der Kunststoffe ist dann der Österreichische Kunststoffkreislauf ÖKK, der für die weitere Verwertung sorgt.

Saubere Arbeitsplätze. Derzeit sind in der Kunststoff-Sortieranlage 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt – gleich viele wie in der bisherigen Anlage. Allerdings können sie wesentlich mehr angelieferte Abfälle bewältigen.

Besonderen Wert legte Häusle bei der Errichtung der Anlage auf gute Arbeitsverhältnisse. Die Arbeitsplätze sind klimatisiert und verfügen allesamt über Tageslicht. Eine Lüftungsanlage schafft es, die Luft in den Räumen 15-mal pro Stunde zu erneuern. Die Folge ist eine deutliche Reduzierung der Geruchsbelästigung für die Mitarbeiter.

„Diese Anlage zeigt die Entwicklung vom Müllsortierer hin zu einem echten Produktionsbetrieb, der neue Rohstoffe für die Industrie erzeugt“, sagt Geschäftsführer Martin Bösch. Das entspricht auch der Häusle-Vision: „In Vorarlberg soll das beste Ressourcen-Management mit der höchsten Recyclingquote und den günstigsten Kosten bei bestmöglicher Schonung der Umwelt entstehen.“

Auf optimale Umweltverträglichkeit wurde auch beim Bau der Anlage geachtet: Heizung und Warmwasserbereitung erfolgen mit einer Erdwärmepumpe. Die nötigen Leitungen wurden in die Piloten eingelassen, auf denen das Fundament der Anlage ruht. Die Anlage ist zudem mit einer Wärmerückgewinnung ausgerüstet.

Großinvestitionen im Abfallwirtschaftszentrum

Als „Meilenstein für Häusle“ bezeichnet der zweite Geschäftsführer Wieland Hofer die Inbetriebnahme der Kunststoff-Sortieranlage. Knapp ein Jahr nach der Übernahme durch private Entsorger sei das Unternehmen wieder „klar auf Wachstumskurs“.

„Entgegen den ursprünglichen Planungen haben wir uns im vergangenen Herbst entschieden, die Zahl der Mitarbeiter zu reduzieren“, so Hofer. „Um am umkämpften Markt bestehen zu können, war dieser Schritt unabwendbar.“ Stellen abgebaut wurden vor allem in der Verwaltung.

Arbeitsplätze sichern. Die geplanten Investitionen von sechs bis sieben Millionen Euro in den kommenden 18 Monaten dienten vor allem der weiteren Produktivitätssteigerung im Abfallwirtschaftszentrum, betont Hofer: „Wir sichern damit in erster Linie die bestehenden Arbeitsplätze.“

Gleichzeitig verbessern die Investitionen die Ökobilanz von Vorarlbergs führendem Abfallentsorger weiter: „Wir können die Luftbelastung, beispielsweise mit Feinstaub, noch einmal reduzieren. Auch die Geruchsbelästigung für die Anrainergemeinden wird sinken.“

Geplant sind im Abfallwirtschaftszentrum der Bau eines dritten Fermenters für Biomüll, ein Neubau der cycoplast-Produktion sowie eine neue Zufahrt samt Verbesserungen für Kleinanlieferer. Für alle drei Projekte laufen derzeit die Behördenverfahren.

Mehr Kapazitäten für Biomüll. Der dritte Fermenter soll ab dem Jahr 2009 die Kapazitäten bei der Biomüll-Verarbeitung erweitern. Häusle hatte erst im vergangenen Dezember vom Vorarlberger Umweltverband den Zuschlag für die Verwertung von mindestens 16.000 Tonnen Bioabfällen pro Jahr erhalten. Der Vertrag läuft mindestens zehn Jahre mit einer Verlängerungsmöglichkeit für weitere vier Jahre.

Aus dem Bioabfall werden bei Häusle hochwertige Komposte und Erden produziert. Bei der Nassvergärung entsteht als Abfallprodukt Biogas, das in einem Blockheizkraftwerk zu elektrischer Energie und Wärme verwandelt wird.

Neubau für cycoplast. Ebenfalls bis zum Jahresende neu gebaut wird die Produktion für die Häusle-Tochtergesellschaft cycoplast. Die elf Mitarbeiter des Unternehmens verarbeiten gemischte Kunststoffabfälle zu Dachpfannen, Rasengittersteinen und Universalrinnen. Die Nachfrage hatte bereits im vergangenen Jahr die Produktionskapazitäten überstiegen.

Für das Unternehmen wird auf dem Gelände des Abfallwirtschaftszentrums eine 1600 Quadratmeter große Produktionshalle errichtet. Auch der komplette Maschinenpark wird dabei erneuert. „Wir sehen gute Absatzmöglichkeiten für die cycoplast-Produkte“, meint Häusle-Geschäftsführer Hofer. Zudem könne mit neuen Produktionsanlagen die Entwicklung neuer, innovativer Produkte forciert werden.

Verbesserungen für Kleinanlieferer. Auch bei der Verkehrsführung im Abfallwirtschaftszentrum plant Häusle wesentliche Verbesserungen. Die Zufahrt wird nach der Brücke über den Lustenauer Kanal verbreitert, an der neuen Einfahrt entsteht werden eine neue Brückenwaage samt Disposition.

Ein eigener Bereich für Kleinanlieferer ermöglicht eine kontrollierte Übernahme der Abfälle. Der schwere Lkw-Verkehr wird getrennt über das Werksgelände geführt. „Wir verbessern damit unseren Service für Kleinanlieferer und entlasten die umliegenden Gemeinden“, meint Wieland Hofer. „Gleichzeitig entfallen Gefahrensituationen, zu denen es immer wieder kam, wenn Lkw und Pkw sich in die Quere kamen.“

Quelle: Häusle

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