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Huber im Sanierungs-Verfahren auf positivem Weg

Der Weg stimmt
Der Weg stimmt ©VN - Steurer
KSV: Nach aktuellem Stand muss keine der vier Gesellschaften geschlossen werden.
Huber-Holding: Sanierungsverfahren eröffnet
Wäschehersteller Huber ist insolvent
Huber: Rund 18. Mio. Euro Verbindlichkeiten

Götzis. Der Kreditschutzverband von 1870 (KSV) sieht die Fortführungskonzepte der vier Gesellschaften der Vorarlberger Huber-Gruppe, über die am 29. Mai ein Sanierungsverfahren mit Eigenverwaltung eröffnet wurde, auf einem positiven Weg. Keine der vier Firmen müsse geschlossen werden, so Regina Nesensohn, Leiterin des KSV1870 Feldkirch, am Donnerstag nach der ersten Gläubigerversammlung.

Quote von 30 Prozent

Die Sanierungsplanvorschläge sehen jeweils die gesetzliche Quote von 30 Prozent, zahlbar binnen zwei Jahren, vor. Betroffen sind die Huber Tricot Gesellschaft mbH, die Huber-Shop GmbH, die Arula GmbH sowie die Huber Holding AG, alle mit Sitz in Götzis (Bezirk Feldkirch).

Die vier bestellten Sanierungsverwalter treffen sich in regelmäßigen Abständen, um gemeinsam die Fortführung der Unternehmen zu prüfen.

Davon hängt die Entschuldung ab

Ob die Entschuldungsvorschläge erfüllbar seien, werde zum einen von den Gesprächen mit den Banken abhängig sein sowie von der Durchführung von Restrukturierungsmaßnahmen, etwa eines Personalabbaus und der Schließung von Huber-Shop-Filialen, so Nesensohn in der Aussendung.

Filialschließungen unabdingbar

Österreichweit betreibe die Huber-Shop GmbH 63 Filialen, allein dort seien 272 Mitarbeiter beschäftigt. Welche Filialen geschlossen werden müssen, könne erst nach den Verhandlungen mit den jeweiligen Vermietern der Geschäftslokale gesagt werden.

Personalabbau

Die Gewerkschaft geht weiter von zumindest 123 betroffenen Arbeitnehmern aus. Es gebe viele Gespräche, aber bisher wenig Konkretes. Mehr werde man zu Ende des Monats wissen, dann würden die Kündigungen ausgesprochen, hieß es.

Gläubigerforderungen

Gläubigerforderungen können noch bis 23. Juli angemeldet werden. Die allgemeine Prüfungstagsatzung ist für 6. August anberaumt, die Verhandlungen zur Abstimmung der Sanierungspläne finden am 27. August statt.

Huber-Holding - Namhaftes Textilunternehmen besteht seit 1908

Der Vorarlberger Wäschehersteller Huber Tricot, heute Huber Holding AG, zählt seit vielen Jahrzehnten zu den führenden Textilunternehmen Österreichs. Wie für viele Betriebe der Branche waren die vergangenen Jahre auch für Huber nicht einfach, mehrere Wechsel im Vorstand machten das deutlich. 2017 übernahm Besitzer Robert Ng als CEO, seit Jänner wird er von CFO Michael Krauledat unterstützt.

Huber hat seinen Stammsitz in Götzis (Bezirk Feldkrich). Zur Gruppe gehören acht Gesellschaften, von denen nun vier insolvent sind. Zum Unternehmen zählen unter anderem die Arula GmbH mit Sitz in Mäder (Bezirk Feldkirch), die Stoff produziert und verkauft, sowie über 70 Huber Shops, die die zum Unternehmen gehörenden Wäschemarken vertreiben, also Huber, Skiny, Hanro und seit 2015 die Marke HOM mit Hauptmarkt in Frankreich, die inzwischen ein Sorgenkind sein soll. Bereits 2005 beteiligte sich die in Hongkong ansässige Benger Brands Ltd. von Robert Ng an Huber. Im Oktober 2008 übernahm Benger Brands 24 Prozent des Familienunternehmens. 2009 trat Erhard Grossnigg, der den Familienbetrieb 2001 übernommen und saniert hatte, 26 Prozent an Benger Brands ab. Bis 2010 stockte Benger Brands auf hundert Prozent auf.

Begonnen hatte laut der Unternehmenschronik alles 1908, als Josef Huber die "Heinzle'sche Tricotwaaren-Fabric" in Götzis erwarb und diese als Familienbetrieb aufbaute. Im Ersten Weltkrieg hielt man sich mit der Herstellung von Papiergewebe als Baumwoll-Ersatz über Wasser, danach folgten erfolgreiche Jahre als Wäschehersteller. 1930 gründete Armin Huber die erste Niederlassung im Wiener Textilviertel, der Betrieb wurde in den Folgejahren kontinuierlich ausgebaut. Bis zu 680 Mitarbeiter werkten für Huber, bevor im Zweiten Weltkrieg auf Wehrmachtslieferungen umgestellt wurde. Nach den Kriegsjahren erfolgte unter Hubers Söhnen Hubert, Otto und Armin ein Neustart.

In den 1950er- und 1960er-Jahren kamen Produktionsstätten in Niederösterreich und ein Textilveredelungsbetrieb in Mäder hinzu. Huber prosperierte, strickte Stoff, färbte, veredelte, schnitt zu und konfektionierte. Anfang der 1980er-Jahre war mit rund 2.500 der Höchststand an Mitarbeitern erreicht. Sie strickten auf modernsten Maschinen täglich zwischen 16 und 20 Tonnen Stoff und schnitten 65.000 Warenstücke zu. Die zunehmende Internationalisierung und Importe machten dem Traditionsunternehmen aber ab den 1990er-Jahren zusehends das Leben schwer. Verkäufe brachen ein, Betriebsstätten mussten teilweise geschlossen werden, Betriebsteile in Ungarn, Portugal und Bulgarien entstanden, Personal musste abgebaut werden.

1991 kaufte Huber die Schweizer Hanro AG, um sich internationaler aufzustellen. Ab 1993 war der langjährige Präsident der Bregenzer Festspiele, Günter Rhomberg, mehrere Jahre Vorstandsvorsitzender im Unternehmen seiner Gattin, die aus der Familie Huber stammt. 2001 beteiligten sich Finanzinvestoren um Grossnigg an dem als Sanierungsfall geltenden Wäschekonzern. 2004 schaffte der Sanierer den Turnaround. 2007 erwarb Huber Produktionsteile des insolventen Vorarlberger Wäscheproduzenten Wolff. Nach Grossniggs Abgang kam es zu vielen Wechseln im Management, das Unternehmen kam nicht zur Ruhe. Als Grund wurden zumeist unterschiedliche Auffassungen über die strategische Ausrichtung genannt. So gab es etwa ab Frühjahr 2013 nach dem Abgang von Mathias Boenke ein Jahr formell keinen Vorstandsvorsitzenden, sein Nachfolger Micha Siebenhandl blieb nur ein halbes Jahr. CEO Martin Zieger warf 2017 nach nur zwei Jahren das Handtuch, danach übernahm Ng selbst.

Die Lage bei Huber soll spätestens seit Frühjahr 2019 schwierig sein. Schon seit Monaten war über Finanzierungsbedarf spekuliert worden - und dann kam Corona. Die Einschränkungen im Zuge der Covid-19-Maßnahmen zwangen nun mehrere zur Huber Gruppe gehörende Unternehmen in die Insolvenz. Der traditionsreiche Textiler will in kleinerem Rahmen weitermachen, 120 Mitarbeiter sollen ihre Stelle verlieren.

(APA)

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