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Hotellerie schickt offenen Brief an die Regierung

©canva/vn
In einem offenen Brief wenden sich die Wirtschaftstreibenden in Lech/Zürs am Arlberg sowohl an die Bundesregierung, als auch an die Landesregierung.

Stellungnahme der Hotellerie

Sehr geehrter Herr Bundeskanzler Schallenberg,
sehr geehrte Frau Bundesministerin Köstinger,
sehr geehrter Herr Bundesminister Mückstein,
sehr geehrter Herr Bundesminister Kocher,
sehr geehrter Herr Landeshauptmann Wallner,
sehr geehrter Herr Landesrat Gantner,

nun stehen wir wieder einmal an einem Punkt, an welchem der Hotellerie jegliche Planungssicherheit geraubt wird. Wir sind erneut Passagiere, welche nur tatenlos zusehen können. Unsere Branche war nun seit dem ersten Lockdown für insgesamt 9,5 Monate behördlich geschlossen. Manche Betriebe, deren Geschäftsmodell ausschließlich auf Winter ausgerichtet ist, gar ganze 20 Monate. Auch wenn es finanzielle Hilfen von Seiten des Staates gab und gibt, so können diese nicht Sinn und Zweck eines Wirtschaftstreibenden sein. Bei einem 70 prozentigen Verlustersatz bleiben noch immer 30 Prozent beim Unternehmen. Eventuelle Gewinnsteigerungen werden hier gar nicht berücksichtigt. Zahlreiche Tourismusverbände kämpfen bereits mit defizitären Haushalten, der Ausfall an Ortstaxen-Einnahmen lässt sich nicht kompensieren, sondern kann nur durch weitere Schulden beglichen werden. Ein weiterer Eiertanz mit ungewissem Ausgang wird den bestehenden Fachkräftemangel nur verstärken. Selbst einen 65 prozentigen Lohnersatz für eingestellte Saisoniers können sich viele Betriebe nicht leisten. Auch findet in dieser Rechnung kein Trinkgeldersatz statt. Somit werden wir über kurz oder lang qualifizierte Leute an andere Destinationen und Branchen verlieren.

Die Folgen für die heimische Hotellerie werden langfristig verheerend sein. Der Handel betreibt starkes Lobbying und wird sein Weihnachtsgeschäft bekommen. Aber die Hotellerie weilt weiter im Ungewissen. Leider bleibt unsere gesetzliche Interessensvertretung hier im Hintertreffen. Für viele Regionen, Zulieferer, Handwerker, örtlichen Handel, sowie Skiverleih sind wir allerdings systemrelevant, ohne den Tourismus ist der Alpenbogen entvölkert. Skiliftgesellschaften mussten vergangenen Winter bereits einen Umsatzrückgang von bis zu 97 Prozent hinnehmen. Geöffnete Beherbergungsbetriebe sind auch für unsere Skilifte essenziell und überlebensnotwendig. Gerade die Ferienhotellerie lebt von ihren treuen Stammgästen und natürlich ihren Mitarbeitern! Mit dem momentanen Kurs verlieren wir jegliche Glaubwürdigkeit, wenn sich auf großen Einkaufsstraßen und in Geschäften Menschen unter 2G wieder aufhalten dürfen, aber Urlaub im Hotel nicht stattfinden darf. Österreich lebt von internationalen Gästen, die ihre Reise längst geplant haben - abgesagte Weihnachtsferien werden mit einem Imageschaden verbunden bleiben.

Alternative Destinationen wie die Schweiz warten nur darauf diese Gäste aufzunehmen. Gerade in unserem Nachbarland wird es wie im vergangenen Winter möglich sein, in Hotels zu übernachten. Bereits jetzt sind zahlreiche Gäste verunsichert und stornieren vorsichtshalber ihren geplanten Winterurlaub, um auf andere Länder auszuweichen. Treue Stammgäste buchen heute bereits auf die Schweiz um. Mehrmals wurde von Seiten der Politik verkündet, dass mit dem 13. Dezember der Lockdown für Geimpfte enden wird. Warum dies nun nicht auf die Hotellerie zutreffen wird, entzieht einem wirklich jegliches Verständnis. Wir werden gerade für politische und gesellschaftliche Versäumnisse in Haftung genommen und dies ist schlichtweg inakzeptabel. Die beiden vergangenen Sommersaisonen haben gezeigt, dass unsere Schutzkonzepte funktionieren.

Es ist wissenschaftlich belegt, dass wir nicht als virustreibende Branche zu betrachten sind. Wir sind gerne bereit, für die kommende Wintersaison noch einmal nachzuschärfen:

  • 2G plus, also PCR Test bei Anreise und weitere regelmäßige Tests während des Aufenthaltes
  • Mindestabstände
  • FFP 2 Pflicht in Innenräumen
  • Für jeden Gast einen fix zugewiesenen Sitzplatz – Kontaktverfolgung jederzeit möglich
  • Falls nötig, zunächst eine geschlossene Gastronomie für externe Gäste - Möglichkeit des Take away bliebe bestehen.

Auch hier hat uns die Schweiz vergangenen Winter einen Weg aufgezeigt. Wir sind gewollt unseren Teil für eine starke Tourismusdestination in unserer geliebten Heimat mitzutragen und Verantwortung zu übernehmen. Welcher Weg nun bestimmend für die österreichische Hotellerie eingeschlagen wird, entscheiden Sie in der Politik. Wir hoffen, Sie sind sich Ihrer Verantwortung bewusst und lassen uns zum 13.Dezember wieder das tun, was wir so sehr lieben - Gastgeber sein!

LR Gantner nimmt Stellung

In einer ausführlichen Antwort geht Landesrat Gantner auf das Schreiben ein und zeigt Verständnis für die Erwartungen und Feststellungen der österreichischen Hotellerie.

"Wir haben als Vorarlberger Landesregierung in unserer Kommunikation in den letzten Tagen bewusst darauf verzichtet ein fixes Ablaufdatum dieses Lockdowns zu nennen. Nicht, weil wir wollen, dass er verlängert wird - ganz im Gegenteil - sondern weil uns wichtig ist nur das zu kommunizieren, dass wir auch wirklich versprechen können und es uns fern ist mit den Hoffnung der Menschen leichtfertig zu spielen", erklärt Tourismus-Landesrat Christian Gantner in der Antwort auf den offenen Brief der Wirtschaftstreibenden in Lech/Zürs.

Zudem fügt Gantner hinzu: "Zum jetzigen Zeitpunkt ist für uns jedoch ganz klar, dass eine Öffnung der Beherbergung und der Gastronomie nach dem 12.12.2021 das erklärte Ziel ist. Wir müssen schauen, dass wir in bundesweit einheitlichen Maßnahmen eine Öffnung in diesen Bereichen erreichen. Dafür werden wir uns weiter stark machen!"

(Red.)

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