AA

Hotelier als Millionenbetrüger

Feldkirch - Einer der umfangreichsten Betrugsprozesse in der Vorarlberger Rechtsgeschichte findet ab nächster Woche am Landesgericht Feldkirch statt. Es geht um fünf Millionen Euro, die ein 52-jähriger Österreicher ergaunert haben soll, er muss sich in einem sechstägigen Strafprozess verantworten.

Der Vorwurf der Staatsanwaltschaft: Gewerbsmäßiger Betrug und Veruntreuung in der Höhe von mindestens fünf Millionen Euro. „Dieser Prozess ist sicherlich einer der aufwändigsten und langwierigsten Betrugsprozesse der letzten zehn Jahre“, so Gerichtssprecher Dr. Reinhard Flatz.

Die Tätigkeiten des Selbständigen sind äußerst vielfältig und es wird Richter Michael Ortner viel Geduld kosten, Licht ins Dunkel dieses Falles zu bringen. Die ersten zwei Tage des Verfahrens sind allein für die Vernehmung des Angeklagten reserviert. Danach kommen jene Personen zu Wort, die angeben, durch den findigen Geschäftsmann um Millionen geprellt worden zu sein.

Die meisten Zeugen haben eine lange Anreise vor sich, haben aber zugesagt, zum Prozess zu erscheinen. Spanien, Großbritannien, Liechtenstein, Schweiz, Deutschland, USA – wo immer die angeblich Geschädigten sitzen, sie wollen ihr Geld zurück. In Vorarlberg gibt es nur ein Opfer. Eine Tankstelle, die um 659 Euro betrogen worden sein soll. Peanuts im Vergleich zu den restlichen Beträgen.

Die Liste der krummen Touren ist vielfältig. So soll der Angeklagte, der sich auf freiem Fuß befindet, einem Amerikaner eine Million Dollar für Aktiengeschäfte herausgelockt haben. Drei Deutsche haben sich angeblich zu Genussscheinen im Wert von vier Millionen D-Mark überreden lassen. Die Wertpapiere erwiesen sich als wertlos, die betreffende Firma ging in Konkurs. Auch zwei Türken sollen lukrative Anlagemöglichkeiten vorgegaukelt worden sein. Ihr Schaden: 300.000 Dollar. Gutgläubige gab es laut Anklage überall: In Basel wurde ebenso unterschrieben wie in London oder Zürich. Der Angeklagte selbst ist in der ganzen Welt unterwegs, betrieb bis vor Kurzem in der Schweiz ein großes Hotelunternehmen, das jedoch in den Konkurs schlitterte. Ein Verfahren ist bei den Eidgenossen noch anhängig. Bis zum Ausgang des Feldkircher Strafprozesses ist es ausgesetzt.

Flugzeug geliehen

Dem 52-Jährigen wird vorgeworfen, seine Opfer um rund 4,6 Millionen Euro geprellt zu haben. Weiters kommen rund 500.000 Euro dazu, bei denen es beim Versuch geblieben sei. In Lindau habe der Mann vorgegeben, zwei Grundstücke kaufen zu wollen, bezahlt habe er keinen Cent.

Ebenso gratis habe er Autos einer Leasingfirma benutzt. Ein anderes Unternehmen habe dem Geschäftsmann angesichts einer versprochenen 200-Millionen-Finanzierung großzügig ein Flugzeug zur Verfügung gestellt.

„Verflogen“ habe der Mann 61.000 Euro, die Firmenunterstützung sei jedoch ausgeblieben. Ebenso nicht zurückgezahlt worden sei ein 60.000 Schweizer-Franken-Darlehen. Der auf freiem Fuß befindliche Angeklagte sagte zu, zu seinem Prozess zu kommen. Am zweiten Juni um 9 Uhr wird sich zeigen, wie verbindlich dieser Termin für den Hotelier und Anlageberater ist.

home button iconCreated with Sketch. zurück zur Startseite
  • VOL.AT
  • Vorarlberg
  • Hotelier als Millionenbetrüger