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"Homöopathische Reformen sind zu wenig": Das ist der jüngste NR-Abgeordnete

Yannick Shetty ist aktuell der jüngste Abgeordnete im Nationalrat.
Yannick Shetty ist aktuell der jüngste Abgeordnete im Nationalrat. ©NEOS
Yannick Shetty wird heute mit 24 Jahren als jüngster Abgeordneter für die Neos im Nationalrat angelobt. Sein Mandat erachtet er als "großes Privileg". Was seine Ziele und Pläne sind und was ihm wichtig ist, erzählt er im VOL.AT-Interview.

Von: Lucas Ammann

Es war für Sie ja recht knapp, bis zur Auszählung der Wahlkarten am Montag hat es gedauert, bis Sie wussten, ob Sie nun heute bei der konstituierenden Sitzung dabei sein werden oder nicht. Wie war dieses Gefühl bei der Entscheidung?

Yannick Shetty: Grundsätzlich war es natürlich schon mein Ziel, in den Nationalrat einzuziehen. Aber ich habe mir gedacht: „Wenn’s nicht klappt, dann klappt’s und sonst nicht.“ Ich war da immer recht entspannt im Wahlkampf. Mir ist auch bewusst, dass das Mandat für mich als junger Mensch ein großes Privileg ist.

Am Wahlabend, als klar war, dass es sehr knapp werden wird, war ich natürlich sehr unruhig, hab auch wenig geschlafen in der Nacht. Die Situation war am Montag dann aber doch viel klarer als vermutet. In Wien hätte ich 9,1 Prozent gebraucht, am Schluss waren es dann 9,9 Prozent. Dann war die Freude natürlich groß.

Haben Sie denn diesen Erfolg schon mental realisiert beziehungsweise realisieren können?

Yannick Shetty: Nein, ich glaube, das dauert noch ein paar Wochen.

Sie studieren ja Rechtswissenschaften: Werden Sie dieses Studium nun noch abschließen (können)?

Yannick Shetty: Ich habe noch vier Prüfungen vor mir, bin also am Ende meines Studiums angelangt. Ich werde diese noch machen. Das ist für mich auch ein klarer Fall gewesen, weil ich von der Politik nicht abhängig sein möchte. Dazu ist eine gute Ausbildung notwendig.

Sie sind auch juristischer Mitarbeiter in einer Wiener Kanzlei. Bleibt auch das?

Yannick Shetty: Nachdem die Kanzlei sich sehr darüber gefreut hat, werde ich dort auf geringfügiger Basis bleiben. Das ist auch deshalb wichtig, weil ich dann auch was meine juristische Tätigkeit betrifft am Ball bleiben kann.

Nun ziehen Sie mit 24 Jahren als Abgeordneter in den Nationalrat ein. In der vergangenen Gesetzgebungsperiode haben Personen wie Irmgard Griss, die sagt, das Parlament wäre mehr „eine Bühne, wo etwas aufgeführt wird“ oder der Abgeordnete Alfred Noll von JETZT, der sogar meint, „die Rede vom Parlament“ wäre in Österreich eine „kontrafaktische Unterstellung“, weniger gute Erfahrungen im Hohen Haus gemacht. Mit welcher Motivation gehen Sie nun in den Nationalrat?

Yannick Shetty: Irmgard Griss hat das zwar etwas weniger dramatisch dargestellt wie Alfred Noll, dennoch: Was ich von Oppositionsabgeordneten mitbekommen habe und was man auch sonst hören und wissen kann, ist, dass das Parlament nicht so arbeitet, wie es laut der Verfassung arbeiten sollte. Die Gesetzgebung liegt praktisch bei den Ministerien und das ist natürlich problematisch.

Ich bin ein junger Abgeordneter und möchte daher auch einiges verändern. Mir ist bewusst, dass ich diese Realverfassung des Parlaments sicher nicht allein verändern werde. In den letzten Monaten, als es das „Spiel der freien Kräfte“ gegeben hat, hat man aber schon als selbstbewusstes Parlament ganz aktiv Initiativen setzen können.

Möchten Sie Bildungssprecher werden - da Sie sagten, Bildung wäre Ihnen ein besonders großes Anliegen?

Yannick Shetty: Nein, möchte ich eigentlich nicht. Da gibt es bei uns genug Leute, die das gut können. Douglas Hoyos hat das die letzten zwei Jahre beispielsweise sehr gut gemacht, aber es gibt auch viele andere, wie zum Beispiel Helmut Brandstätter.

Wann werden Sie Ihre erste Rede im Nationalrat halten und wissen Sie schon, was Sie dann sagen werden?

Yannick Shetty: Vermutlich dann bei der nächsten Plenarwoche im November, ich weiß aber noch nicht genau, wie der Ablauf sein wird.

Mir fallen immer wieder Sachen ein, dann muss ich mir das immer gleich notieren. Ich habe noch etwas Zeit, bis dahin fügt sich dieses Stückwerk sicher zusammen.

Momentan finden ja Sondierungsgespräche statt: Gibt es für Sie persönlich eine absolut zu erfüllende Koalitionsbedingung, sollte sich eine Regierungsbeteiligung mit den Neos doch ausgehen?

Yannick Shetty: Das was Beate Meinl-Reisinger gesagt hat, sind auch für mich persönliche Grenzen. Das ist einerseits eine saubere und transparente Politik, die Menschen und die Umwelt zu entlasten und vor allem, dass sich in der Bildung was tun muss. In der Bildungspolitik muss sich ordentlich und substanziell was ändern. Homöopathische Reformen wie in den letzten Jahren sind eindeutig zu wenig.

Wenn ich das für mich persönlich herunterbreche sind das wirklich substanzielle Reformen in der Bildungspolitik, die endlich angegangen werden müssen und daher unverhandelbar sind.

Die Grünen kritisieren immer wieder, dass die Neos nicht klar für die „Gemeinsame Schule“ stünden. Was sagen Sie zu diesem Vorwurf?

Yannick Shetty: Das ist nicht so einfach, wie das manche wollen. Für komplexe Fragen braucht es auch komplexe Antworten und Konzepte. Wir wollen für alle eine mittlere Reife mit 15 einführen. Nachdem man dieses Ziel vorgegeben hat, gibt es viele verschiedene Wege dorthin im Rahmen der Schulautonomie. Wenn eine Schule sich autonom entscheidet, eine gemeinsame Klasse zu führen, dann ist das für uns genauso in Ordnung, wie wenn eine AHS-Unterstufe wie jetzt angeboten wird.

Wichtig ist, dass die grundlegenden - nicht alle - aber die grundlegenden Kompetenzen von jedem und jeder beherrscht wird.

Sie stehen nun vor einer zumindest fünfjährigen parlamentarischen Tätigkeit, sollte diese nicht wieder durch ein Platzen der Regierung unterbrochen werden. Die Frage mag vielleicht verfrüht klingen, haben doch Personen wie Christian Kern oder Matthias Strolz ihr gesetztes Ziel nach zehn Jahren nicht erreichen können. Haben Sie sich auch ein solches Ziel gesetzt?

Yannick Shetty: Sie haben gerade zwei Beispiele angesprochen, die ganz gut zeigen, dass es gerade in der Politik nicht sinnvoll ist, sich Pläne für die nächsten zehn, 20 Jahre auszudenken. Politik ist ein sehr schnelllebiges Geschäft, was Christian Kern ja sehr gut miterleben durfte. Und Matthias Strolz hat sich auch irgendwann etwas Anderes vorgenommen und gemerkt, dass er nicht länger in der Politik sein möchte. Ich mache jetzt einmal fünf Jahre, die wir hoffentlich schaffen werden im Parlament und auch der Bevölkerung schuldig wären. Ich würde es dann auch nicht ausschließen, noch einmal zu kandidieren. Sollten beide Legislaturperioden fünf Jahre dauern, wäre ich dann 34 und hätte auch eine gute Möglichkeit, in einen anderen Beruf zu wechseln. Das ist aber mehr Spekulation, das wird man sehen.

(Red.)

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