Dort wurden 45.000 Juden vor ihrem Transport in die Vernichtungslager interniert wurden. “Der Holocaust begann nicht in den Konzentrationslagern. Der Holocaust begann in unserer Mitte”, sagte Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ) in ihren Eröffnungsworten zur Gedenkveranstaltung.
Sie verwies auf jene Ausstellung in der Krypta des Heldendenkmals in Wien, die sich derzeit diesen Orten – Kleine Sperlgasse, Castellezgasse, Malzgasse – widmet. Es handelt sich dabei um Schulen, heute sind es ganz normale Gebäude, berichtete die Historikerin Monika Sommer. Zu rekonstruieren, was dort geschah, und dies nicht nur aus der Täterperspektive der Nationalsozialisten, sei die Aufgabe gewesen. Deshalb habe man sich stark auf Zeitzeugeninterviews gestützt.
Wiener System der Deportation von Juden
Zu Wort kam auch der Autor Doron Rabinovici, der sich als einer der ersten dem speziellen Wiener System der Deportation gewidmet hatte. Adolf Eichmann habe eine Vorgehensweise etabliert, bei der die Kultusgemeinden zum Werkzeug ihrer eigenen Vernichtung gemacht wurden. Später hätten dies die Nazis in vielen Städten Europas kopiert. Der offizielle Opfermythos Österreichs sei lange der Aufarbeitung dieses Kapitel entgegengestanden.
Gezeigt wurde ein Auszug des Films “Letzte Orte. Letzte Zeugen.”, bevor die Zeitzeugen Arik Brauer und Helga Feldner-Busztin zu Wort kamen. Die Demütigung durch den Judenstern, die Angst vor den Nazi-Funktionären, das Überleben in Wien, die Deportation und die Freude über die Befreiung durch die sowjetischen Truppen waren dabei die Themen.
Erinnerungen an Befreiung von Nazi-Herrschaft
Brauer erzählte von der Deportation eines autistischen Mädchens im Sammellager, dem er Flöte spielen beigebracht hatte. “Sie konnte nicht reden, aber sie hat gewusst, was ihr blüht. Sie hat sie mir gegeben. Ich habe sie bis heute.” Die Befreiung von der Nazi-Herrschaft sei für ihn wie eine Geburt gewesen. “Ich habe getanzt auf den Straßen, und da hat es noch nach Leichen gestunken.”
Feldner-Busztin erinnerte sich, vor allem zu Beginn voller Hass auf die Täter gewesen zu sein. “Ich musste lange Jahre besser sein als die anderen, um ihnen zu zeigen, dass ich kein Untermensch bin.” Heute berühre sie das nicht mehr so, aber in die Schulen gehe sie weiterhin, “damit die nicht sagen: die Juden, die Araber, die Flüchtlinge”.
(APA)
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