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Hohentwiel will ins Binnenbecken - und entzweit Hard

Hard - Die Hohentwiel überlegt einen Umzug in das Harder Binnenbecken - sehr zum Unmut von Grünes Hard. Diese wittert einen Alleingang des Bürgermeisters, das Projekt sei bereits beschlossene Sache zulasten der Harder. Bei der Gemeinde und der Betriebsgesellschaft des ältesten Schiffs in Vorarlberg ist man anderer Ansicht.

Ist das Binnenbecken als Planschbecken der Harder in Gefahr? Wenn es nach Grünes Hard geht, vielleicht. In der aktuellen Informationsbroschüre der Harder Grünen warnt sie vor einem Umzug der Hohentwiel in das Binnenbecken in direkte Nachbarschaft zum Freibad. Nun befürchten die Grünen, dass diese Bewirtschaftung des Binnenbeckens nur einigen betuchten Gästen nutzt – während die Harder ihr Binnenbecken nicht mehr wie gewohnt nutzen können.

Hohentwiel ja, am Binnenbecken nein

Grundsätzlich stünden die Grünen durchaus positiv zum Schiff – aber nicht zum Umzug. “Unsere Meinung ist, es sollte das Planschbecken der Harder bleiben”, erklärt Eva Hammerer von Grünes Hard gegenüber VOL.AT. “Wenn man es bewirtschaften will, muss man sie auch fragen ob sie das denn wollen.” Schließlich käme mit der Hohentwiel auch ein gewaltiger Neubau auf Gemeindegrund, inklusive Restaurant, Küche für die Hohentwiel, Duschen und Räumlichkeiten für den Yachtclub. “Das ist dann eigentlich eine kleine Firma mitten im Binnenbecken”, sieht Hammerer eine zusätzliche Belastung durch den Waren- und Zufahrtverkehr der Gäste und Yachtbesitzer.

Hohentwiel will zukunftsfit werden

Bei der Hohentwiel Schifffahrtsgesellschaft sieht man die Sache naturgemäß anders. Im VOL.AT-Interview fürchtet Adi Konstatzky, Kapitän der Hohentwiel und Geschäftsführer der Betriebsgesellschaft, um die Zukunft des alten Raddampfers. Mit der jetzigen Infrastruktur aus den 1980ern könne man diese nicht gewährleisten. Der restlichen Kritik kann er ebenfalls wenig abgewinnen: Der neue Standort brächte das Schiff wieder in das Herz der Gemeinde. Die Fahrzeiten – früh am morgen und spät am Abend – stünden kaum in Konkurrenz mit anderen Nutzern. Parkplatzprobleme sieht er bei maximal 80 Gästen pro Ausfahrt angesichts der Standplätze rundum ebenfalls nicht. Und das jetzige Restaurant müsse ebenfalls mit Waren beliefert und deren Müll entsorgt werden.

Hard verdient an Schiffsbetrieb mit

Auch dass die Harder zum Wohl des wirtschaftlichen Erfolgs der Hohentwiel draufzahlen würden, lässt Konstatzky so nicht gelten. Schließlich gehört die Betreibergesellschaft zu 75 Prozent der Gemeinde. Diese profitiert also durch die erwirtschafteten Gewinne durchaus vom Erfolg des Schiffes. Vor allem aber handle es sich dabei bisher nur um eine Studie, die man der Gemeinde vorgelegt habe. (Das gesamte Interview zu den Plänen rund um die Hohentwiel oben im Video.)

Die aktuelle Anlegestelle sei nicht zukunftsgerecht. - VOL.AT/Rauch
Die aktuelle Anlegestelle sei nicht zukunftsgerecht. - VOL.AT/Rauch ©Die aktuelle Anlegestelle sei nicht zukunftsgerecht. – VOL.AT/Rauch

Köhlmeier: “höchst unseriöser Politikstil”

So sieht dies auch Bürgermeister Harald Köhlmeier, er spricht von einem höchst unseriösen Politikstil der Grünen, der mit der Wahrheit nichts zu tun habe: “Ich habe nach Eingang des Antrages der Hohentwiel vor der politischen Sommerpause eine gemeinsame Sitzung des Gemeindevorstandes und des Gemeindeentwicklungausschusses einberufen”, betont er. Darin sind alle Fraktionen vertreten, so auch die Grünen. Das vorgestellte Konzept habe die Hohentwiel auf eigene Kosten erstellt. “Diese Sitzung endete mit dem einstimmigen Beschluss, dieses Thema im Herbst einer Arbeitsgruppe zuzuführen, um dann gegebenenfalls entsprechende weitere Weichenstellungen vorzunehmen.”

Bürgermeister steht grundsätzlich hinter Projekt

Fix sei also noch nichts, die Grünen von Beginn an informiert – dem Projekt selbst steht Köhlmeier jedoch sehr offen gegenüber. “Die Hohentwiel ist die Perle der Bodenseeschifffahrt, mit der der ganze Bodensee auch entsprechend Werbung betreibt.” Das Schiff müsse man daher attraktiv präsentieren. Der Standortvertrag mit der Hohentwiel laufe mit 2022 aus – und andere Gemeinden mit entsprechenden Möglichkeiten hätten durchaus Interesse an dem Raddampfer gezeigt. Hier soll nun gehandelt werden – auch wenn Köhlmeier die Ergebnisse der Arbeitsgruppe abwarten will, bevor er ein abschließendes Urteil zum Standort abgibt.

Grüne sieht Gemeindevorstand zu spät informiert

Aus Sicht der Grünen ist die Studie quasi bereits beschlossene Sache. Schließlich habe man bei der Gemeindevorstandssitzung bereits ein 3D-Modell des Gebäudes vorweisen können. Eine reine Studie sieht für Hammerer anders aus. Und dafür, dass die Gemeinde Haupteigentümer ist, habe man sie sehr spät informiert. “Wir hatten Gerüchte gehört und bei der Gemeindevertretersitzung nachgefragt. Damals verneinte der Bürgermeister noch, dass es Planungen gibt”, erinnert sich die Harder Grüne. Kurz darauf habe man dann das fertige Projekt präsentiert. Was jedoch weiter fehle sei ein Gesamtkonzept für den Hafen, kritisiert sie das Einzelprojekt.

Hammerer stellt Kostenfrage

Vor allem stellt sich jedoch für sie auch die Kostenfrage. So müsse der Standbaddamm teilweise verlegt werden, damit die Hohentwiel passieren kann, und das bisherige Restaurant beim Strandbad abgerissen werden. Es kommen also massive Umbaukosten auf die Betriebsgesellschaft zu – und damit auch auf die Gemeinde als Haupteigner. Denn dass die Hohentwiel genug Gewinn macht, um die Investitionen allein stemmen zu können, bezweifelt Hammerer. Und der Gemeinde fehle das Geld für weitere Großprojekte. Sie will nun, dass im Gemeindevorstand die Möglichkeiten diskutiert werden, bevor man Studien erstellt.

 

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