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Hohe Frustration bei Eisenbahnern

Bludenz – Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka fordert eine Lockerung des Kündigungsschutzes, damit die ÖBB Mitarbeiter kündigen kann, ohne sie pensionieren zu müssen. Eisenbahn-Gewerkschafter Ernst Lerch spricht von einer Hetzkampagne.
Ernst Lerch spricht über Situation und Forderungen

Die Regierung konnte bisher in Sachen Sparmaßnahmen bei den ÖBB-Pensionen keinen Konsens erreichen. ÖBB-Konzernsprecher Adolf Ruhaltinger spricht sich gegenüber VOL Live für den Vorschlag von Verkehrsministerin Doris Bures aus, das durchschnittliche Pensionsantrittsalter der Eisenbahner (zuletzt 52,4 Jahre) um jährlich ein Jahr zu erhöhen. Auch der Betriebsratsvorsitzende des ÖBB-Konzerns Wilhelm Haberzettl unterstützt Bures’ Weisung. Finanzstaatssekretär Reinhold Lopatka fordert jedoch eine Lockerung des Kündigungsschutzes, um Alteisenbahner nicht pensionieren zu müssen.

Hetzkampagne

Die Gewerkschaft der Eisenbahner lehnt die Vorgangsweise von Lopatka gänzlich ab. Ernst Lerch bezeichnet die Forderung des Finanzstaatssekretärs sogar als Hetzkampagne, die die Eisenbahner sehr frustriere. „Ändert Lopatka seine Meinung nicht, so sehen wir das als eine Kriegserklärung an die Gewerkschaft vida“, sagt vida-Landesvorsitzender Lerch. Und die Gewerkschaft werde für die Eisenbahner kämpfen.

Frühpensionierungswelle

Laut Lerch war es bei der ÖBB in den vergangenen Jahren Usus, ältere Kollegen durch jüngere Leute zu ersetzen. Im Jahre 2009 wurde kein älterer Mitarbeiter durch einen jüngeren ersetzt. In Vorarlberg seien die Frühpensionierungen nun wesentlich zurückgegangen.

Tritt der Fall ein, dass die Stelle eines Eisenbahners – aus organisatorischen oder Auslagerungsgründen an Fremdfirmen – aufgelöst wird, so kann es sein, dass der Mitarbeiter die Wahl hat, entweder in Frühpension zu gehen, oder eine Versetzung bis nach Innsbruck oder gar Salzburg in Kauf nehmen zu müssen. Diese würde das Gehalt wohlgemerkt nicht aufbessern.

„Eine Frühpensionierung bedeutet für Jahrgänger ab 1955 Einkommenseinbußen in Form eines Pensionsabschlags von bis zu 15 Prozent“, berichtet Lerch.

Was bringt die Zukunft?

Die Kommunikation zwischen Gewerkschaft und ÖBB-Konzern verlaufe sachlich, mit etwaigen Meinungsverschiedenheiten. Der Konzern plane – in Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft – ein Stellenmarktservice.

Wann genau die Erhöhung des Pensionsantrittsalters der Eisenbahner erfolgt, stehe laut Konzernsprecher Ruhaltinger noch nicht fest; erfolgen soll sie jedenfalls dieses Jahr.

Auf die Frage nach der Zukunft der ÖBB meint Lerch, man solle den Stellenwert der Bahn nicht unterschätzen. Der öffentliche Nahverkehr werde jeden Tag wichtiger. „Ein Land ohne öffentlichen Verkehr ist wirtschaftlich zum Tode verurteilt“, so der Vorsitzende der Vorarlberger Eisenbahner.

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