Für die Studie orientieren sich die Wissenschaftler am extremen Sexualkonflikt von Samenkäfern.
“Die aggressiven Männchen haben eine höhere Fortpflanzungsrate, da sie sich gegenüber weniger aggressiven Männchen besser durchsetzen”, sagt Rankin im Interview mit pressetext. Die Aggressiven verletzen aber die Weibchen bei der Paarung. “Außerdem paaren sich die Weibchen dann nicht mit den attraktiveren Männchen, schließlich tragen die Weibchen die aggressiven Gene aus und bekommen auch aggressiveren Nachwuchs”, sagt Rankin. Das ist ein Teufelskreis, denn damit gebären die Weibchen wieder aggressive Männchen, die wieder den Weibchen schaden. “Wenn das so weitergeht – sagt das Modell voraus – kann die ganze Bevölkerung aussterben.”
Nette Männchen pflanzen sich öfter fort
Die Modellrechnung zeigt: Was gut ist für den Einzelnen, ist nicht gut für die Bevölkerung. Für das aggressive Männchen ist es gut, das es seine Gene weitergegeben hat. “Wenn aber alle Männchen nett wären zu den Weibchen, würden sie sich öfter fortpflanzen. Verhalten sie sich aber selbstsüchtig, schaden sie dem Weibchen”, erklärt Rankin. Am Ende verlieren alle. Der Konflikt zwischen dem Gruppen- und dem Individualinteresse wird in der Ökonomie als “Tragik des Allgemeinguts” bezeichnet. Es beschreibt das Dilemma von Übernutzung von Kollektivgüter, also Lebensmitteln und Rohstoffen, und der daraus resultierenden Umweltverschmutzung.
“In der Natur gibt es viele Beispiele für Tragiken des Allgemeinguts”, erläutert der Professor. Das Verständnis, wie die Natur dieses Dilemma löst, solle die Menschen inspirieren, menschliche Probleme zu lösen. Als Evolutionsbiologe weiß Rankin: Arten mit einer zu hohen Verletzungsrate bei der Fortpflanzung haben sich im Lauf der Evolution selbst zum Aussterben gebracht. Die weibliche Gegentaktik besteht darin, aggressive Männchen zu meiden – wenn sie es können. (pte)
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