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Hitler-Zitat an Wiener Gemeindebau neu aufgearbeitet

In Wien ist am Freitag ein weiterer Schritt gesetzt worden, um nationalsozialistisches Erbe als solches kenntlich zu machen und in den entsprechenden Kontext zu stellen. Unter der NS-Herrschaft wurden nicht zuletzt die klar dem Roten Wien zuzuordnenden Gemeindebauten für die neue Ideologie mittels Skulpturen, Reliefs und Inschriften adaptiert - wie durch ein Hitler-Zitat am Thury-Hof in Wien-Alsergrund.

Seit 1939 prangt an der Außenfront des 1926 eröffneten Baus eine Plastik des Bildhauers Alfred Crepaz sowie die heroische Inschrift: “Wir bitten Dich Herrgott, laß uns niemals wankend werden und feige sein, laß uns niemals die Pflicht vergessen die wir übernommen haben”. Ein Zitat von Adolf Hitler. Zwar wurde dessen Signatur nach dem Krieg entfernt – “eine Vorgangsweise, die symbolisch für die Schlussstrich-Tendenz und die inhaltlichen Kontinuitäten in der Nachkriegszeit steht”, so der Historiker Oliver Rathkolb am Freitag – die Schrifttafel und der Krieger blieben jedoch.

Maria Theresia Litschauer konzipierte nun die permanente Installation “Transkription”, mit der die Spuren der Geschichte nicht beseitigt, sondern kontextualisiert werden. Eine eckige Klammer umschließt Figur und Inschrift. Ein Betonband verläuft vom Fuße der Skulptur über den Vorplatz auf eine Schrifttafel aus Glas zu, die eine kurze Dokumentation der Geschichte des Thury-Hofs während der Zeit des Nationalsozialismus, des Schicksals seiner jüdischen Bewohner sowie eine Interpretation der Skulptur von Alfred Crepaz trägt.

Man müsse die Erinnerung an die Geschichte wachhalten. “Umso wichtiger ist es mir, dass Erinnerungen an die NS-Zeit nicht getilgt werden, sondern wir uns kritisch damit auseinandersetzen”, mahnte Wohnbaustadtrat Michael Ludwig (S) bei der Enthüllung am Freitag und lobte das aus den Mittel von Kunst im öffentlichen Raum (KÖR) finanzierte Projekt.

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