Mit Kind und Kegel war man unterwegs, um in vergangenen Zeiten zu graben. Die Samstagnacht lag ganz im Zeichen der Historie.
Fünf Stationen
„Das historische Archiv der Marktgemeinde ist das Erste im Land, für das man eigens Räumlichkeiten geplant und gebaut hat“, erzählt Archivar Wolfgang Scheffknecht stolz den Besuchern. Bis ins 18. Jahrhundert reichen die Aufzeichnungen zurück, die unter anderem jede einzelne Gemeindeblattausgabe beinhalten, von 1883 bis zum heutigen Tage. Ein spannender Rückblick in die Geschicke der Gemeinde.
Stickmaschinen aus dem Jahre 1828
Joshua Heilmann hat die Handstickmaschine 1828 erfunden, die stolz und voll funktionsfähig im Stickereimuseum steht. Petra Derka: „Bis zum Jahr 2004 habe ich noch auf einer solchen Maschine gearbeitet!“ Natürlich blickt man in Lustenau auf eine lange Stickereitradition zurück. Johann und Josef Hofer, Bauernsöhne, lernten das Stickereihandwerk in Balgach (CH). Im Jahr 1868 kauften sie die beiden ersten Handstickmaschinen in Vorarlberg. Da steht auch eine Fädelmaschine, die mit einer einzigen Kurbelbewegung fünf Arbeitsgänge in Bewegung setzt. Auch anno dazumal hatte man schon Ahnung von Technik. 1863 kam die erste Kettenstichmaschine zu uns ins Ländle. Um 1910 waren in Vorarlberg 3450 solcher Maschinen im Einsatz. Das Stickereihandwerk florierte und gab vielen Arbeit.
Eine Berühmtheit aus eigenen Reihen
Die Galerie „Stephanie Hollenstein lud ein in die Ausstellung von Ilse Aberer aus Götzis. Der berühmten Namensgeberin der Galerie, die 1961 gegründet wurde, wurde im Eingangsbereich eine Litfaßsäule gewidmet, die mit Fotos und Briefen übersät ist, die Ausschnitte des Lebens der Künstlerin Hollenstein widerspiegeln. Stephanie Hollenstein wurde am 18. Juli 1886 in Lustenau geboren. Die bedeutendste Sammlung ihrer Werke, mit 94 Gemälden und über 1000 Grafiken befindet sich in Lustenau. Ihr Nachlass wird im Gemeindearchiv aufbewahrt.
Begehrt in ganz Europa
Das begehrteste Modell eines Radios steht im Radiomuseum von Herbert Rauch. Der stolze Sammler, der seit über 40 Jahren alles zusammenträgt, was Töne von sich gibt, hat in seinen Räumen einige Raritäten stehen. Besagtes Modell eines Radios, um das sich viele Reißen würden, verfügt über eine beleuchtete Europakarte, die den Standort des gewählten Senders mit einem Lichtpunkt anzeigt. Grammophone, alte Radiomodelle, Fernseher, die in der jüngeren Generation sicher noch nie jemand gesehen hat und Musikboxen, die anno dazumal die Jungend begeisterten, sie alle hat Herbert zusammen getragen, um sie für die Nachwelt aufzuheben. Herbert Rauch: „Der Radio-Virus war immer schon da!“ Mit Werner Spiegel, der ein Genie in Sachen Reparaturen ist, bringt er die alten Geräte in Schwung und erweckt sie wieder zum Leben.
Beim Museum Rheinschauen lohnte sich das Reinschauen
Museumsbegleiter Bruno Bischofberger sammelte die Museumsbesucher zu einem Rundgang ein: „Bis 1869 gab es im Rheintal keine Brücken“, erklärte er den staunenden Zuhörern. Wenn man bedenkt, dass vor 12000 Jahren der Bodensee bis nach Buchs reichte, kann sich das heute keiner mehr vorstellen. Da gibt es Bilder zu sehen, von der überschwemmten Gärtnerstraße im Jahr 1890, es hängt die älteste bekannte Karte des Rheintals von 1615 an der Wand und es werden die Wasserschäden von anno dazumal dokumentiert. Natürlich gibt es auch bei den Lokomotiven einiges zu bestaunen und Adolf Gstöhl, der sich um die „alten Lok-Damen“ kümmert, kann einiges erzählen von der Rheinbahn.
Eine Nacht mit vielen Überraschungen
Die Besucher der Nacht der Museen konnten sich nicht nur satt sehen und hören, sondern es wurde an jeder Station auch für das leibliche Wohl bestens gesorgt. Gemütlich und genüsslich konnte man die Tour durch die Gemeinde zu einem Erlebnis machen. Wer sich das Museum Rheinschauen zur letzten Station ausgewählt hatte, wurde mit Live Musik belohnt von einer zusammengewürfelten Truppe des Pro Western Vereins. Die Lustenauer machten am Samstag die Nacht zum Tag.
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