Auch jemand, dem der Sport mit dem Runden, das ins Eckige soll, völlig wurscht ist, nimmt also wahr, dass die Wand, die heuer die Tosca-Bühne beherrscht, ein Viertel eines Fußballfeldes füllt. Über 50 Meter breit ist das Objekt, es ist begeh- bzw. bekraxelbar, ragt über 20 Meter aus dem Bühnenboden und lässt sich vollkommen und quasi geräuschlos nach hinten klappen. Mit der Kaschur kommen dann schon ungefähr 200 Tonnen zusammen, beantwortet der Technik-Direktor der Bregenzer Festspiele jene Frage, die sich da sofort aufdrängt. Selbst Schleusentechniker kämen da ins Schleudern.
Da man den Besuchern nicht längere Zeit eine Wand vors Auge knallt (weit über 300.000 werden Tosca in zwei Sommern sehen) und eine enorm spannende Geschichte zu spielen ist, öffnet sich in der Wand ein Fenster. Heraus schält sich ein weiteres Podium, waagrecht ist es ein Zimmer, lotrecht unter anderem jener Ort, in luftiger Höhe, an dem es zum tödlichen Finale kommt.
Szenen eines Thrillers
Puccinis Oper Tosca wurde im Jahr 1900 uraufgeführt und hat einen Politthriller, der sich 100 Jahre zuvor ereignete, zum Inhalt. Der Kirchenmaler Cavaradossi versteckt einen Gegner der herrschenden Partei und gerät daher in die Fänge des Polizeichefs Scarpia. Seine Geliebte Floria Tosca könnte ihn gäbe sie dem Begehren Scarpias nach frei bekommen. Sie tötet den Polizeichef, ist aber längst in einen Verrat verstrickt . . .
Tosca ist ein enorm dichtes Stück, starke Emotionen, die in der Musik zum Ausdruck kommen, werden durch den Szenenwechsel, den Bühnenbildner Johannes Leiacker und Regisseur Philipp Himmelmann vorsehen, nie unterbrochen.
Ebenfalls lautlos fährt ein gut 13 Meter hohes Kreuz unter der Bühne hervor, erhebt sich aus dem Wasser. Bernhard Geiger, Leiter der gleichnamigen Firma in Nenzing, ist erleichtert, die Bewegung auf zwei Schlitten funktioniert sofort reibungslos. Wenn alles so weiterläuft, steht kurz nach Ostern der ganze Aufbau, erläutert Alfons den Zeitplan.
Am Seeufer steht jeweils zwei Jahre lang ein spektakuläres Bühnenbild, dessen Entstehung die Festspiele als Überraschung inszenieren. Es ist längst zum wechselnden Symbol eines großen, international beachteten Kulturunternehmen geworden.
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