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Herbstdepression: Wie sie sich äußert, was man dagegen tun kann

©Symbolbild/bilderbox.de
Schwarzach - Zwischen vier und sechs Prozent der Menschen leiden unter einer Herbst- bzw. Winterdepression. Wir haben uns mit Dr. Elmar Weiskopf über diese Form der psychischen Erkrankung unterhalten.
Elmar Weiskopf im Interview

Jetzt, wo die Tage wieder kürzer und die Nächte länger werden, klagen viele Menschen über Müdigkeit und Antriebslosigkeit. Spätestens, wenn Arbeit und Privatleben in Mitleidenschaft gezogen werden, sollte man einen Arzt aufsuchen. Dann nämlich spricht man von einer saisonal-affektive Störung – oder SAD (Seasonal Affective Disorder). Im Volksmund bekannt als “Herbst- bzw. Winterdepression”.

Schlafbedürfnis und Essattacken

Die SAD äußert sich wie jede andere Depression, erklärt Dr. Elmar Weiskopf. Typische Symptome sind etwa Stimmungsverschlechterung, Antriebsstörungen sowie Konzentrations- und Aufmerksamkeitsstörungen. In zwei Punkten unterscheidet sich die SAD aber von einer “normalen” Depression: “Die Schlafstörung ist nicht eine Durchschlafstörung oder Schlafverkürzung, sondern ein vermehrtes Schlafbedürfnis und auch eine vermehrte Tagesmüdigkeit”, erläutert Weiskopf. “Das zweite, typische Zeichen ist, dass es nicht zu einem Appetitverlust kommt mit Gewichtsabnahme, sondern zu einem Heißhunger auf Süßigkeiten.” Essattacken und und starke Gewichtszunahme sind die Folge.

Ursache: Lichtmangel

Verursacht wird die Herbstdepression durch einen Mangel an Licht. Wobei eine “genetische Komponente” mit hinein spielt. Vereinfacht gesagt heißt das Folgendes: Die Reduktion von Licht führt zu einer geringeren Ausschüttung des Hormons Serotonin. Serotonin wird normalerweise während des Tages in größerer Menge produziert. Durch den Mangel gerät nun der Tag-Nacht-Rythmus durcheinander, depressive Stimmungen mit den genannten Symptomen folgen auf dem Fuß. Mit Lichttherapie und Stimmungsaufhellern – etwa einem Urlaub im Süden – kann man zwar gegenwirken. Leider verpufft der Effekt relativ schnell wieder, sagt Weiskopf. Es gibt aber noch eine ganze Palette an Mitteln, um gegenzuwirken: Klarere Tagesstrukturierung und viel Bewegung zählen dazu, ebenso psychotherapeutische Ansätze.  

Vier bis sechs Prozent betroffen

Man nimmt an, dass in etwa jeder Fünfte an einer Form der Wintermelancholie laboriert. Tatsächlich behandlungsbedürftig sollen vier bis sechs Prozent der Bevölkerung sein – wobei Weiskopf diese Zahl für übertrieben hält. Und gibt den Rat: Sobald man merkt, dass sich Müdigkeit und fehlende Motivation auf verschiedene Lebensbereiche negativ auswirken, sollte man den Gang zum Experten wagen. (MST)

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