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Herbert Hufnagl ist tot

„Kurier“-Kolumnist Herbert Hufnagl ist in der Nacht auf Samstag nach langer schwerer Krankheit im Alter von 60 Jahren verstorben - Dies teilte der „Kurier“ der APA mit.

Seit 1988 verfasste Hufnagl seine tägliche Kolumne „Kopfstücke“, in der er Irrungen und Wirrungen des Alltags, überbordenden Bürokratismus und Verballhornungen der deutschen und österreichischen Sprache aufs Korn nahm.


„Sein Tod ist ein großer Verlust für Österreich, dem er sich jahrzehntelang widmete“, erklärte „Kurier“-Chefredakteur Christoph Kotanko. „Mit einem scharfen Blick fürs Detail verteilte er seine ’Kopfstücke’. Der milde Spott über Merkwürdigkeiten aller Art unterhielt seine große Leserschaft. Mit seiner Familie trauern alle Kolleginnen und Kollegen im ’Kurier’, der immer seine Zeitung war, um Herbert Hufnagl“.


Hufnagl galt als einer der Träger der Marke „Kurier“, für viele Leser waren seine „Realsatiren aus Österreich“ täglicher Fixpunkt. Auch unter Journalistenkollegen genoß Hufnagl hohes Ansehen. „Wie jeder echte Feuilletonist interessiert sich Hufnagl nicht in erster Linie für Themen, sondern für die Form, die Sprache. Das vermeintlich Weltbewegende überlässt er den Wichtigtuern der Zunft“, schrieb etwa Ulrich Weinzierl, Wien-Korrespondent der deutschen Tageszeitung „Die Welt“, vor Jahren über den Journalisten-Literaten.


Mit Sinn und Hintersinn der Worte trieb Hufnagl nach Meinung Weinzierls ein vergnügliches Spiel. Ob er sich dabei amtlicher Verlautbarungen annahm, ob er Jagd in Österreichs Blätterwald machte oder als skeptischer Beobachter aus der Ferne die sogenannte Prominenz beäugte – stets bildeten Dummheit und Gedankenlosigkeit das Ziel seiner sanften Bosheit.


Der am 13. Februar 1945 in Judenburg in der Steiermark geborene Hufnagl gehörte dem „Kurier“ seit 1968 an. Zuerst war er in der Lokalredaktion tätig, und schon ab 1977 betätigte er sich kolumnistisch mit dem „Watschenmann“. 1980 bis 1988 leitete er die „Kurier“-Kulturredaktion, ab 1988 schließlich verteilte er seine „Kopfstücke“. Das erste trug den Titel „Kudern mit Kreisky“. Im August dieses Jahres erschien Hufnagls fünftausendstes „Kopfstück“, Ende September war im „Kurier“ unter dem Titel „Abservieren!“ sein letztes Werk zu lesen.


Abseits des Zeitungsjournalismus trat Hufnagl mit seinen „Realsatiren aus Österreich“ auch auf Kabarett- und Theaterbühnen auf und verfasste mehrere Bücher. Zuletzt erschien 2002 ein Sammelband seiner Kolumnen. Hufnagl hinterlässt eine Frau und zwei erwachsene Kinder.

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