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Herausfordernde Zeiten für Vorarlberger Bauträger

Werden Wohnanlagen aus welchem Grund auch immer verzögert fertiggestellt, kann dies für den Bauträger teuer werden.
Werden Wohnanlagen aus welchem Grund auch immer verzögert fertiggestellt, kann dies für den Bauträger teuer werden. ©Canva
Nach dem millionenschweren Konkurs der Veritas Wohnbau GmbH in Hohenems wurde jetzt bei einem Unterländer Unternehmen ein Zwangsverwalter eingesetzt, ein Ereignis mit Seltenheitswert.
Veritas Wohnbau in Millionenkonkurs

Von Günther Bitschnau

Die "Super-GAU-Kombination" in der Vorarlberger Baubranche aus Marktüberhitzung, unterbrochenen Lieferketten, Verzögerungen, Corona-Maßnahmen, Handwerkermangel und explodierenden Kosten sowie steigender Inflation ist für Baufirmen und gerade für reine Bauträger sehr herausfordernd.

Komplizierte Lage

Erste Anzeichen für deren komplizierte Lage gab es im April 2022 mit dem bekannt gewordenen vorübergehenden Verkaufsstopp für Neubau-Wohnungen bei der Baufirmengruppe i+R, da die Preise unkalkulierbar wurden.

Wirklich schlimm kam es aber in anderen Fällen: Vor wenigen Wochen folgte der millionenschwere Konkurs des Hohenemser Bauträgers Veritas Wohnbau.

Die jüngste Episode: Beim Bregenzer Bauträger RSG Wohnbau GmbH wurde jetzt per Gericht ein Zwangsverwalter eingesetzt. Das haben wpa-Recherchen beim Firmenbuchgericht ergeben. Es handelt sich dabei um den Dornbirner Rechtsanwalt Lukas Pfefferkorn.

Zwangsverwalter ein seltenes Ereignis

Die Bestellung eines Zwangsverwalters bei einer GmbH ist ein Ereignis mit Seltenheitswert, wie Juristen und mit den Abläufen am Firmenbuchgericht vertraute Personen bestätigen. De facto bedeutet dies die Ausschaltung des eigentlichen Geschäftsführers einer GmbH. Im Hintergrund geht es dabei zumeist um einen rechtskräftigen Exekutionstitel gegen diese Gesellschaft, auf die ein Gläubiger durch eine Zwangsverwaltung noch mehr Druck ausüben kann.

Rechtsstreit mit Handwerker als Auslöser

Alexander Giesinger ist geschäftsführender Gesellschafter (20%) der 2015 gegründeten RSG Wohnbau GmbH. Er bestätigte im wpa-Gespräch die Bestellung des Zwangsverwalters. Da die Situation völlig neu sei, versuche man erst die Konsequenzen abzuklären. Unabhängig davon stehe fest, dass der Auslöser dieser Bestellung in einem Rechtsstreit mit einem Handwerksbetrieb zu finden sei, dessen Rechnung die RSG Wohnbau GmbH noch nicht bezahlt habe, so Giesinger.

Wohnungskäufer machen Verspätungsschaden geltend

Der Grund dafür wiederum sei, dass diverse Wohnungskäufer angeblich einen Verspätungsschaden bei RSG Wohnbau geltend machen. Denn ihre Wohnungen oder Wohnanlagen habe RSG aufgrund der schwierigen Marktsituation wie oben beschrieben nicht zeitgerecht fertigstellen können, so Giesinger. "Hier versuchen wir gerade, außergerichtliche Lösungen mit den Wohnungskäufern zu finden." Erst wenn diesbezüglich eine Einigung erzielt werden könne, werde man mit den Handwerkern verhandeln. Ein Handwerksbetrieb habe diese Einigung nicht abwarten wolle, so zumindest Giesingers Darstellung.

Wirtschaftliche Lage angespannt

Die RSG Wohnbau GmbH steht hinter drei Wohnanlagen in Feldkirch und Koblach mit jeweils 20 bis 25 Wohneinheiten. Derzeit werden Projekte nur noch fertiggestellt. Neuprojekte werden bis auf Weiteres nicht mehr angegangen, sagt Giesinger. Die wirtschaftliche Lage der RSG Wohnbau GmbH sei aufgrund dieser Situation angespannt, ist sich Giesinger bewusst. Ob es eine Lösung gebe oder aber die Firma den Weg vor das Insolvenzgericht antreten müsse, werde sich in den kommenden Wochen entscheiden.

Die RSG Wohnbau GmbH gehört zu jeweils 40 Prozent der forsite IT Management Consulting und Entwicklung GmbH in Bregenz und der Bodensee Plus Invest GmbH in Bregenz. Die restlichen 20 Prozent entfallen auf Alexander Giesinger.

(wpa)

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