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Helis nur "bedingt tauglich"

Eigentlich wurden die "Black Hawks" nach der Lawinen-katastrophe von Galtür speziell für Lawineneinsätze angeschafft. Doch bei der herrschenden Lawinengefahr konnten sie am Mittwoch gar nicht fliegen.

Am Mittwoch herrschte in Vorarlberg Lawinenwarnstufe 4. Auf Grund der Witterungsverhältnisse konnte weder ein Hubschrauber „Agusta Bell 212“ aus Salzburg noch einer der „Black Hawks“ („Schwarze Falken“) aus Langenlebarn in Niederösterreich in die Walgaukaserne nach Vorarlberg fliegen.

Die „Black Hawks“ wurden nach der Lawinenkatastrophe von Galtür speziell für Lawineneinsätze angeschafft. Sie könnten in rund zwei Stunden von Niederösterreich in Vorarlberg sein. Oberstleutnant Oskar Krasser, Presseoffizier des Kommandos Luftstreitkräfte in Langenlebarn, erläuterte dazu: „Diese Maschinen haben einen sehr starken ,Downwash’. D. h., wenn man in Lawinengebiete einfliegt, lösen sie durch den starken Luftstrom unter den Rotorblättern Nachlawinen aus.“

Nicht für Ersthilfe

Damit sei der „Black Hawk“ zwar sehr gut, um als „Sekundärmaschine“ Rettungsmannschaften in ein gesichertes Gelände zu bringen. Als „Primärmaschine“, die direkt nach einem Lawinenabgang Ersthelfer einfliegt, ist der „Black Hawk“ jedoch ungeeignet. Da greife man auf kleinere Helikopter zurück. Das sei auch in Galtür so gewesen, wo vor dem Einsatz von deutschen und amerikanischen „Black Hawks“ kleinere Hubschrauber die erforderlichen Landezonen eingerichtet hätten. Ein „Black Hawk“ kann etwa 20 Personen transportieren, die „Agusta Bell“ rund zwölf.

200 Millionen Euro

Die vor über zwei Jahren vom Bundesheer angekauften neun „Black Hawks“ kosteten 200 Millionen Euro. In Vorarlberg kam der „Black Hawk“ noch nie zum Einsatz. „Außer bei Vorführungen und als Transportmittel für hochrangige Militärs und Politiker“, berichtet ein Insider. Genannt werden dazu der damalige Verteidigungsminister Herbert Scheibner und Generalstabschef Roland Ertl.

Aber auch sonst blieb die Zahl der Einsätze bisher sehr gering. „Schwerpunktmäßig wurde Ausbildung betrieben. Denn der ,Black HawkÑ ist der modernste Hubschrauber, den es gibt. Niemand weiß aber genau, was er wirklich kann. Deshalb müssen wir uns jetzt sozusagen an die Grenzbereiche vortasten. Diese Ausbildungsphase wird noch bis 2006 dauern. Im Einsatz waren wir aber kürzlich bei der durch den starken Schneefall erforderlichen Evakuierung von Personen im Raum Donnersbachwald in der Steiermark“, so Oberstleutnant Krasser.

„Black Hawk“

  • Motorleistung: 2 x 1940 PS
  • Höchstgeschwindigkeit: 360 km/h
  • Reichweite (mit Zusatztanks): 1600 km
  • Maximale Flughöhe: 6000 m
  • Gesamtlänge: 19,76 m
  • Gesamthöhe: 5,33 m
  • “VN”-Kommentar Michael Gasser

    Bis jetzt nur teure Minister-„Vögel“

    Für die stolze Summe von 200 Millionen Euro hat das Bundesheer neun „Black Hawks“ angeschafft. Und die stehen jetzt irgendwo im niederösterreichischen Flachland in einem Hangar. Wozu man sie wirklich brauchen könnte, weiß bis heute niemand. Schließlich befinden sich die Piloten noch immer in Ausbildung. Das Potenzial der teuren Helis kann auch Jahre nach dem Kauf nicht abgeschätzt werden.

    So werden zwischenzeitlich damit honorige Herrschaften durchs Land geflogen. Ein „Dienstfahrzeug der Lüfte“ mit allem Schnickschnack für Minister und Generale. So reiste beispielsweise Ex-Minister Scheibner zur Präsentation des Super-Helikopters mit einem solchen von der Bundeshauptstadt in kaum mehr als zwei Stunden ins Ländle. Und alle freuten sich, dass man im Ernstfall gerüstet wäre.

    Nun ist der Ernstfall glücklicherweise bisher nicht eingetreten. Die „Black Hawks“ wären dennoch kaum eine Hilfe. Denn die stehen ja bekanntlich in Niederösterreich. Dort herrscht derzeit übrigens Lawinenwarnstufe 0.

    Die „Schwarzen Falken“ ein Fehlkauf? Nun, vieles spricht dafür. Nach der Lawinenkatastrophe in Galtur als Wunderwaffe für Rettungseinsätze gepriesen, stellt sich jetzt heraus, dass sie eigentlich nicht lawinentauglich sind. Mehr noch: „Black Hawks“ sollten bei Lawinengefahr keinesfalls in Bergregionen herumfliegen – sie könnten sogar Lawinen auslösen. Der Experte begründet dies mit dem enormen „Downwash“, den diese Helikopter verursachen.

    Wozu, wenn nicht für diese Einsätze, wurden sie denn gekauft? Hoffentlich nicht alleine für ministerielle Dienstreisen.

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