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"Helfen statt wegwerfen"

Vandans – Am 4. Oktober 2004 hörte Elmar Stüttler Radio. Beim Bericht über die Münchner Tafel drehte der Vandanser Tischler lauter. Schließlich legte er den Hobel weg. Eine halbe Stunde später ließ er sich von Hannelore Kiethe am Telefon ihr Modell der Armenausspeisung ausführlich erklären. Er fuhr hin, schaute sich das an und erfand Vorarlbergs „Tischlein deck dich“.
Auf jeden Cent achten müssen
Russ-Preisträger Elmar Stüttler und seine Arbeit
Götzis - Tischlein deck dich
Tischlein deck dich - Lebensmittel für Bedürftige

Seit sechs Jahren gibt der Vandanser Tischler und Diakon Elmar Stüttler Lebensmittel an Bedürftige in Vorarlberg aus. „Tischlein deck dich“ wird heute von 250 ehrenamtlichen Helfern getragen. Sie sammeln und sortieren wöchentlich zwölf Tonnen Ware, die der Handel sonst wegwerfen würde: Champignons, die um ein Grad zu warm angeliefert wurden. Äpfel, die keine lupenreine Oberfläche zeigen. Milchprodukte nahe am Ablaufdatum. Kurzum Ware, die niemand mehr haben will, obwohl sie noch gut ist.

Unter der Devise „Helfenstattwegwerfen“ gibt Stüttler über 1000 Menschen in Vorarlberg wöchentlich zu essen. Kaufen könnten sie die Ware nicht. Dazu fehlt ihnen das Geld. Bei „Tischlein deck dich“ erhalten sie die Nahrungsmittel gratis, bei den Sozialämtern der Gemeinden zuvor die nötigen Berechtigungskarten. Große und kleine Handelshäuser geben die Ware. Die Kosten des laufenden Betriebs in Höhe von jährlich etwa 100.000 Euro deckt Stüttler durch Spenden ab. Anfangs steckte er 33.000 Euro aus eigenem Vermögen in die Verwirklichung seiner Idee. Förderungen der öffentlichen Hand wollte er um jeden Preis vermeiden.

Im Namen der Helfer

Für sein Engagement wird Elmar Stüttler am 1. September 2011 mit dem Toni-Russ-Preis und -Ring ausgezeichnet. Er nimmt die Auszeichnung ausdrücklich im Namen aller Beteiligten entgegen: » Im Namen der Fahrer wie Erich König, die jeden Morgen mit insgesamt sieben Transportern in aller Herrgottsfrüh im ganzen Land die Waren holen. » Im Namen der Sortierkräfte wie der armenischen Asylwerberin Nelly, die im Vandanser Lager hilft, „um diesem Land etwas zurückzugeben“. » Im Namen der Verteiler wie Lucia Fischer, die seit März 2005 jeden Freitag für die Bregenzer Ausgabe an die 30 Helfer organisiert. » Und schließlich im Namen seiner Frau Margit, die Elmar unterstützt, wenn er bis zu 80 Stunden wöchentlich auf den Beinen ist. Sie selber will nicht in die Medien. Das ist ihr unangenehm. Das ganze Projekt kennt keine Eitelkeit.

Einst ziemlich hoffnungslos

Elmar Stüttler, der an einer Muskelerkrankung leidend schon 1995 von den Ärzten aufgegeben worden war, der damals „geweint hat wie ein kleines Kind“, hat eines der faszinierendsten Sozialprojekte des Landes in die Tat umgesetzt. Mit Vorbildern wie Mutter Theresa und unerschütterlichem Gottvertrauen. Er selber ist das älteste von acht Kindern, Vater eines Sohnes und seit 38 Jahren glücklich verheiratet.

VN

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