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Helden rentenreif: MGS 4 Playstation 3

Grauer Star: Solid Snake auf seiner letzten Mission.
Grauer Star: Solid Snake auf seiner letzten Mission. ©Waibel
Wenige Spielserien können mit durchgängig hohem Qualitätsgrad überzeugen. Solid Snake, - eigentlich schon im Rentenalter, bürgt aber für Story und Action vom Feinsten.  

1998 fand Metal Gear Solid seinen Weg auch nach Europa, nachdem es mit dem hierzulande nicht erschienenen Prequel bereits seinen Siegeszug um die Welt angetreten hatte. Wobei – das Tempo des Games war nicht jedermanns Sache. Wer sich ähnlich anderer Actiontitel ballernd durch die Level bewegte, sah häufiger den Game Over Bildschirm, als ihm lieb war. Schleichen und Verstecken war angesagt, das Geschehen wurde zu Beginn noch in der Vogelperspektive verfolgt. Gesäumt wurde die nervenzerfetzende Schleichsession von einer beeindruckenden Rahmenhandlung, die von bereits anno dazumal schon erzählerisch anspruchsvollen Zwischensequenzen begleitet wurde. Für viele Gamer war damals MGS der Einstieg in die Welt der Playstation und setzte seinem Erfinder Kojima bereits zu diesen Zeiten ein Denkmal. Mit Metal Gear Solid 2: Sons of Liberty und Metal Gear Solid 3: Solid Substance wurde das Gameplay weiter verfeinert, die Storyline immer spannender.

Mit dem vierten Teil der Serie um Solid Snake landet das Spielprinzip endlich auf Sonys NextGen Wunderkasten Playstation 3. Sieben Jahre nach ‘Sons of Liberty’ – werden alle Handlungsstränge zusammengeführt, alle Fragen, die die Vorgänger aufgeworfen haben, beantwortet. Somit ergibt sich der Fakt, dass ohne Vorkenntnis der bereits erschienenen Titel der Spieler zuweilen in Ratlosigkeit zurückbleibt. In typischer Metal Gear Solid Manier wird die Story zu ihrem Grande Finale geführt, bis zu zwei Stunden Zwischensequenzen am Stück sind keine Seltenheit. Auf die Gesamtspielzeit aufgerechnet verbringt der geneigte Gamer rund ein Drittel der Zeit mit dem Pad in der Hand XXL-Storyszenen bestaunend. Dabei ist das Gebotene durchaus Hollywoodreif. Schnitt, Akteure, Emotionen und Dramaturgie der Ingamefilme würden für sich stehend schon einem Kinofilm zur Ehre gereichen.
Das Spielprinzip baut auf den Gameplay-Neuerungen des dritten Teils auf. Zumeist geht es darum, einen bestimmten Punkt im Level zu erreichen. Der Weg dahin lässt kreativen Handlungsspielraum offen. Profis schlängeln sich unbemerkt durch die feindlichen Linien, wer den Nervenkitzel liebt, entfernt in Assassinenmanier unliebsame Söldner schnell und geräuschlos. Dabei stehen Solid Snake in Teil 4 diverse Gadgets zur Verfügung, die James Bond vor Neid erblassen lassen würden. Ein Tarnanzug, der einem Chamäleon gleich die Tarnung in jeder Umgebung ermöglicht, ein Roboter der das Level ausspioniert oder das in der Augenklappe eingebaute Gegnerradar namens „Solid Eye“ machen das Leben leichter. Kenner der Serie können die Gegnerschar aber auch mit trivialen Mitteln ablenken. 

Dabei kommen auch Liebhaber der gepfefferten Action auf ihre Kosten, denn Solid Snake kann sich zuweilen nach Lust und Laune auch durch die Gegnerhorden ballern. Dazu wechselt der greise Agent in die Egoperspektive und knipst seine Rivalen kunstvoll aus, auf Wunsch kann man auch das gesamte Spiel aus der Egoperspektive bestreiten.  Wem das zuviel der Action ist, kann das Spiel auch im Hard Mode bestreiten, in welchem Freizeit-Rambos schneller den Game Over Bildschirm sehen werden, als ihnen lieb ist. In jedem Fall ist Snake in Teil vier sehr kontaktfreudig: Der Agent kann sich mit einer kämpfenden Partei verbünden. Wer gezielt Freiheitskämpfer aus misslichen Lagen befreit, die Dächer von gegnerischen Scharfschützen säubert oder zugunsten der einen Seite in das Scharmützel eingreift, weiß bald eine komplette Armee an seiner Seite, die Snake gekonnt unterstützt.
Auf der technischen Seite präsentiert sich Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots auf höchstem Niveau. Abgesehen von den genialen Zwischensequenzen spielt auch die übrige Spielgrafik eine große Rolle und wird der Qualität des Titels mehr als gerecht. Die Animationen sind flüssig und überzeugend. Leider wird dieser geniale Gesamteindruck durch vereinzeltes Kantenflimmern und wenige matschige Texturen getrübt. Soundtechnisch hat Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots gar das Zeug zur neuen Referenz: Die gewohnt professionelle englische Synchronisation entspricht dem hohen Niveau der Prequels, neu ist aber der glasklare 5.1-Sound. Ständig rattert MG-Feuer aus allen Richtungen, in der Ferne nimmt man vereinzelt Explosionen wahr. Selten bot eine Kriegssimulation ein derart beklemmendes ‘Mittendrin’-Feeling.

 

Fazit:

Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots richtet sich von der Erzählweise klar an Kenner der Prequels und somit der spannenden Geschichte der gesamten Saga. Dabei kommt es im vierten und letzten Teil in jeder Hinsicht zum Showdown, jegliche Frage, die die Vorgänger aufgeworfen haben, finden ihre Antworten. Neueinsteiger bleiben storytechnisch auf der Strecke, wenngleich man sich auch als Noob von der Atmosphäre mitreißen lässt. Spielerisch dasselbe Bild: Wer wenig mit den Prequels anfangen konnte, wird auch vom vierten Teil nicht überzeugt werden. Summa summarum ist MGS4 aber das beste Metal Gear-Spiel, das je veröffentlicht wurde. Das Gameplay ist packend und abwechslungsreich, die Zwischensequenzen großes Popcorn-Kino… Metal Gear Solid 4: Guns of the Patriots ist das würdige Finale einer zwanzigjährigen Legende, der gute Solid hat jetzt dann aber wirklich seine Rente verdient. Für Kenner der Serie ein wahrhafter Kaufgrund für die PS 3.

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