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"Heimat großer Töchter, Söhne"

&copy APA Symbolfoto
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Die Bundeshymne dürfte künftig der Gleichberechtigung von Frau und Mann Rechnung tragen - neben „großen Söhnen“ Österreichs sollen auch die „großen Töchter“ vorkommen und statt „Vaterland“ der Begriff „Heimatland“ verwendet werden.

Dass Österreich neben großen Söhnen auch jede Menge große Töchter hat, ist unbestritten. Im rot-weiß-roten Nationallied, der Bundeshymne, ist davon aber nicht die Rede, was Politikerinnen fast aller Couleurs seit Jahren sauer aufstößt. Nun sieht es danach aus, als ob die Töchter nach 58 Jahren Wartezeit heuer zu ihrem Recht kommen. Die Bundeshymne soll umgetextet werden.


Ausgegangen war die jüngste Initiative von Frauenministerin Maria Rauch-Kallat (V), die in Sachen Hymne eine Diskriminierung sieht:
„Wenn von Söhnen die Rede ist, dann soll auch von Töchtern die Rede sein.“ Dementsprechend liegt bereits ihr Alternativtext vor, in Absprache mit Fritz Molden, dem Sohn der Texterin Paula von Preradovic.


Statt „Heimat bist Du großer Söhne“ soll es künftig „Heimat großer Töchter, Söhne“ tönen. Und statt „Einig lass in Brüderchören, Vaterland Dir Treue schwören“ heißt es wohl in Bälde: „Einig lass in freud’gen Chören, Heimatland Dir Treue schwören“.


Endgültig ist diese Variante freilich nicht. Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (V) will die Ministerinnen seiner Regierung beauftragen, bis zum Nationalfeiertag einen konsensfähigen Text vorzulegen. Das BZÖ sieht in der Hymnen-Änderung zwar keine Causa Prima, werde sich aber wohl nicht verwehren, meinte Vizekanzler Hubert Gorbach (B). Anders Bündnissprecher Uwe Scheuch, der die Diskussion als „sinnlos“ und „schwachsinnig“ abqualifizierte.


Ansonsten waren es nur Sport-Staatssekretär Karl Schweitzer (B) und FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache, die Skepsis bzw. Ablehnung gegenüber dem Umtexten signalisierten. Innenministerin Liese Prokop (V) meinte hingegen beschwichtigend: „Ein alter Bibeltext und ein neuer Bibeltext sind auch anders.“ Nationalratspräsident Andreas Khol (V) will sich nicht an Worte klammern, solange am „Andreas-Hofer-Lied“ nichts geändert werde, so der Tiroler scherzend.


Zustimmung kam von der Opposition, deren Frauenpolitikerinnen schon seit Jahren den Text von Paula von Preradovic einer Änderung unterziehen wollen. Die Zweite Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (S) freute sich über ein Einlenken der ÖVP, ärgerte sich aber über einen Alleingang der Koalition und will bezüglich des Textes eine Vier-Parteien-Einigung. Ihr Parteikollege Andreas Mailath-Pokorny (S) regte als Wiener Kulturstadtrat dann auch gleich einen künstlerischen Wettbewerb in Sachen Hymne an. Die Grüne Frauensprecherin Brigid Weinzinger stellte lapidar zum Rauch-Kallat-Vorhaben fest: „Gut, wenn auch reichlich spät“.

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