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Heimat bist Du weniger Kinder

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Ein Blick in die Bevölkerungsprognose - und schon zeichnet sich im Streit um den Text der Bundeshymne eine neue Version ab: Heimat bist Du weniger Kinder.

Denn auch hier zu Lande kommen immer weniger „Töchter, Söhne“ zur Welt: Im Vorjahr waren es nur mehr 77.252. Sogar unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg – als die Zukunft alles andere als rosig aussah – waren es um rund 40.000 mehr gewesen.

Deutschlands Probleme
In Deutschland sorgt die auf den Kopf gestellte Bevölkerungspyramide bereits für deutlich größere Irritationen und Ängste als auf der Insel der Seligen: Pensionskürzungen für Kinderlose werden angedacht, FAZ-Herausgeber Franz Schirrmacher vertritt in seinem Buch „Minimum“ sogar die These, die Gesellschaft würde ohne die altruistische Familie schlichtweg die Liebe verlernen. Für viele Mütter mit Kinderwagen in den öffentlichen Verkehrsmitteln wohl weniger Theorie als Tatsache.

Wir werden vorerst nicht weniger
Schrumpfen wird die österreichische Bevölkerung aber vorerst nicht: Die Statistik Austria prophezeit uns sogar einen Anstieg, der rund 45 Jahre anhalten wird – wegen der gestiegenen Lebenserwartung und Zuwanderung. Knapp neun Millionen Österreicher werden sich 2050 fragen, wie es wohl weitergehen soll, ohne Nachwuchs und mit immer mehr Pensionsbeziehern.

Durchschnittsalter steigt
Etwa drei Mio. Menschen werden 2050 über 60 Jahre alt sein, fast die Hälfte jenseits der 75 – wohl auch eine Katastrophe für das Gesundheitssystem. Das Durchschnittsalter wird von 40,3 (2004) auf 46,4 steigen.

Zuwanderung in Wien steigt
Dass 40 Prozent der Zuwanderung auf Wien entfällt, lässt die Donaumetropole 2050 wieder zu einer Zwei-Millionenstadt werden. Und während in den übrigen Bundesländern die Kinderzahl sinkt, wird sie hier stark zunehmen – und zwar bis 2030 um 27 Prozent. Diese bekommen bereits heute im Verhältnis zu den Einheimischen deutlich mehr Kinder: Von den 78.968 Babys, die 2004 in Österreich zur Welt kamen, hatten 69.902 die entsprechende Staatsbürgerschaft, während wir 3.773 Geburten Eltern aus dem ehemaligen Jugoslawien und 1.815 aus der Türkei verdankten. Der Rest entfiel auf „sonstige“ Staaten.

Familienunlust in Österreich
Bei den Österreicherinnen lässt sich durch die Zahlen der Statistik Austria belegen, dass nicht nur die Zahl derer abnimmt, die keine Kinder wollen oder bekommen können, sondern auch die Zahl der Sprösslinge pro Frau deutlich schrumpft: Die Fertilitätsrate stieg seit den schwierigen Nachkriegsjahren (2,0 im Jahre 1951) kontinuierlich an – auf 2,8 Buben und Mädchen, die durchschnittlich jede Frau zur Welt brachte. Heute sind es gerade noch 1,4.

Mit verantwortlich wird dafür auch gemacht, dass viele Österreicherinnen sich erst beruflich etablieren wollen, bis sie an Nachwuchs denken. Waren Mütter 1970 bei ihrer ersten Geburt im Durchschnitt noch nicht einmal 23 Jahre alt, so fehlt heute gerade einmal ein halbes Jahr auf den 30. Geburtstag. Damit ist aber auch das potenzielle Zeitfenster kleiner geworden, sowohl für die Partnersuche als auch rein biologisch.

Auch wenn Nachwuchs eine enorme Bereicherung ist, im ökonomischen Sinn ist er es sicher nicht: Laut einer WIFO-Studie (2003) würde ein Ehepaar pro (!) Sprössling – verglichen mit einem kinderlosen Paar – 17 Prozent mehr Einkommen benötigen, um das selbe Wohlfahrtsniveau zu halten. Die Belastung nimmt mit dem Alter zu. Bis zum zehnten Geburtstag sind es zwölf, ab dann 21 Prozent. Allein Erziehende sind gegenüber Singles sogar um durchschnittlich ein Drittel finanziell im Nachteil. Eltern investieren daher nicht nur eine ganze Menge Liebe in ihren Nachwuchs, sondern auch Geld in die späteren Pensionszahler. Für eine private Altersversorgung bleibt da den wenigsten Vätern und Müttern genügend übrig…

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