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Heidnisches Brauchtum, Hexen, Feen, Feuer und eine Bombenstimmung

Funken in Rankweil Brederis
Funken in Rankweil Brederis ©Reinhard Metzler
Rankweil - Am kommenden Wochenende werden in Vorarlberg wieder die Funken entzündet um den Winter auszutreiben. Für die Funkenzünfte ist es die arbeitsintensivste Zeit der Vorbereitung eines alljährlichen Spektakels.
Mehr Bilder zu: Heidnisches Brauchtum, Hexen, Feen, Feuer und eine Bombenstimmung (Bilder mit freundlicher Genehmigung von Reinhard Metzler)

Der Ursprung dieses Brauches ist nicht vollständig geklärt. Gemeinhin geht man davon aus, dass es sich um die Überreste eines heidnisch-germanischen Brauchtums zur Vertreibung des Winters handelt.

„Die heidnischen Ureinwohner des Landes, die keltischen Rhätier, huldigten wie alle indogermanischen Völker der Verehrung des Lichtes und des Feuers, die von der Sonne ausgehen, sie verehrten den Sonnengott Mithra und Baldur als Spender von Helle und Wärme. Der sieghafte Gott überwindet den Sohn des Nordens, den Winter, mit seinem nächtlichen, grausen Spuk und lässt durch seinen milden Frühlingshauch, in den Alpenländern den Föhn, todbannend und lebenwirkend, die Erde neu grünen und sprossen. Diesem Gotte werden Opfer gebracht, Feuer angezündet, festliche Tänze veranstaltet“, so schreibt Franz Josef Fischer 1921 in seinem Buch „Der Funken und Küachlesonntag in Vorarlberg und Liechtenstein“.

Am Wochenende nach Aschermittwoch werden auch heute noch zahlreiche traditionelle Brauchtümer gepflegt.

Hexenbeerdigung

Sollte die Funkenhexe nicht in Brand geraten und mit einem lauten Knall explodieren, was durch ungünstige Windsituationen hin und wieder vorkommen kann, so ist die betroffene Funkenzunft laut Tradition zu einer Hexenbeerdigung verpflichtet. Diese Zeremonie wird öffentlich ausgeschrieben, Freunde, umliegende Funkenzünfte und Bürger sind eingeladen daran teilzunehmen. Am Funkenplatz wird die Hexe dann verabschiedet, in einen Sarg gelegt und beerdigt. Während dieser Zeremonie muss die betroffene Funkenzunft für die Bewirtung aller Gäste aufkommen, weshalb diese gemütliche Zusammenkunft, bei der auch etwas Schadenfreude der anderen Funkenzünfte mitschwingt, auch als „Hexenschmaus“ bekannt ist.

Fremde Funken anzünden

Nachdem der Funken fertig gebaut ist und von einer Funkenwacht bewacht wird, war es einst Sitte der Funkenzünfte, sich gegenseitig Besuche abzustatten und nach einer Möglichkeit zu suchen, in einem unbeobachteten Moment den fremden Funken vorzeitig in Brand zu stecken. Dieser Brauch hat aus gegenseitigem Respekt aber fast gänzlich aufgehört, dennoch finden solche Anschläge noch vereinzelt statt. Es handelt sich dabei jedoch um Brandstiftung, die polizeilich geahndet wird, und nicht um einen Lausbubenstreich. Neben den Gefahren, die damit einhergehen, entstehen große Schäden für die Zünfte.

Traditioneller Baustil

Regional unterschiedlich sind in Vorarlberg ganz verschiedene Techniken des Funkenbaus angesiedelt. Angefangen von reinen Stapeln von Holzpaletten, über Strohfunken geht die Auswahl bis hin zu vier-, sechs- oder sogar zwölfkantigen Funken. Der Funken soll traditionell so gebaut sein, dass keine Nägel und so wenig wie möglich technische Hilfsmittel nötig sind, abgesehen natürlich von Sicherheitsvorkehrungen. Die größten Funken können eine Höhe von bis zu 30 Metern erreichen.

Fackelzüge

Vielerorts finden als Begleitprogramm Fackelzüge mit Kindern statt, die von der Bürgermusik begleitet werden.

Funkenküachle

Diese nur beim Funken erhältliche frisch gemachte Backware ist in den vergangenen Jahren vielfach schon in Vergessenheit geraten. Heute gehört sie traditionsgemäß wieder dazu.

Scheibenschlagen

In manchen Regionen gibt es noch den Brauch des Scheibenschlagens, bei dem glühende Holzscheiben mit Stöcken in die Luft geschleudert werden.

Der Funken in Rankweil Brederis

Die Funkenzunft in Rankweil Brederis wurde vom Vater des jetzigen Obmannes, Reinhard Metzler, gegründet. Um die Attraktivität zu steigern wurde anlässlich des 20. Funkens 1993 das erste große Klangfeuerwerk bei einem Funken durchgeführt, das bis heute als zusätzlicher Höhepunkt beibehalten wurde. Brederis war die erste Funkenzunft in Vorarlberg, die ihren Funken am Samstag statt am Sonntag abbrennt.

Nach dem Umzug vom Ortskern zum heutigen Funkenplatz konnte der Funken höher und sicherer gebaut werden. Die Funkentanne erreicht eine durchschnittliche Höhe von 25 bis 30 Metern, während der Funken selbst zwischen 15 und 18 Metern hoch ist. Zur Sicherheit der Besucher sind zahlreiche Sicherheitsvorkehrungen installiert, die wichtigsten davon sogar in doppelter Ausführung. Aus Umweltschutzgründen werden ausschließlich Materialien verwendet, die keinen Umweltschaden verursachen, so Reinhard Metzler.

Seit drei Jahren gibt es in Brederis keine Funkenhexe mehr. Als Alternative wird die „Sonne“, eine Kugel mit 1,3 Metern Durchmesser, pyrotechnisch in Szene gesetzt. Wie schon die frühere Hexe muss auch die Sonne vom Funken entzündet werden. Danach dreht sich die brennende Kugel 30 bis 60 Sekunden und explodiert dann mit einem lauten Knall.

Die Hexe wurde als Symbol des Guten im Logo der Funkenzunft beibehalten. Sie übernimmt auch eine wichtige Rolle beim Anzünden des Funkens, ohne dabei selbst zu verbrennen. „Der Mensch entdeckte das Feuer durch den Blitz – fangen wir doch mit einem Blitz an“, so Reinhard Metzler. So beginnt der Funken in Brederis mit einer Gewitterszene im Feld, begleitet von mystischer Musik. Ein Blitz entzündet ein Feuer, das magisch zur Hexe wandert, welche mit blinkenden Augen und einer Katze auf dem Rücken, angetrieben von Raketen auf ihrem Besen einem Drahtseil entlang zum Funken emporfährt und einen pyrotechnischen „Wasserfall“ entzündet. Dieser Wasserfall entzündet dann den Funken.

Um 20.30 Uhr findet das große Klangfeuerwerk „You and I“ statt, welches drei Musikstücke beinhaltet und rund 12 Minuten dauert. Von 18.45 Uhr bis 23.00 Uhr werden auf einer Großleinwand der Funken des Vorjahres und dessen Sponsoren präsentiert. Seit zehn Jahren wird der Funken in Brederis von professionellen Produzenten auf Video dokumentiert.

Schon zu Beginn der Veranstaltung werden die Besucher von einem beachtlichen Rahmenprogramm, wie beispielsweise Feuerkünstlern und Feuerjongleuren begrüßt. Bei Musik wird an der Hexenbar bis ungefähr 01.00 Uhr gefeiert. Finanziert wird das Spektakel aus freiwilligen Spenden, Sponsoren und Vereinseinnahmen aus der Bewirtung.

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