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Heer lässt Vorarlberg warten

Das Land bekam am Donnerstag keinen Hubschrauber – trotz dramatischer Unwetterwarnung. Ein Meter Neuschnee, Windspitzen von bis zu 140 km/h, die Lawinengefahr schnellt kurzzeitig auf Stufe 4 hoch.   Lawinenlagebericht

Die dramatischen Wetterprognosen für Freitag, Samstag und Sonntag veranlassten die Landeswarnzentrale zu einer Unwetterwarnung.

Heer-Heli angefordert

Sicherheitslandesrat Erich Schwärzler erklärte gestern Mittag, man habe einen Militärhubschrauber angefordert, der im Laufe des Nachmittags in Vorarlberg eintreffen werde. Vorausschauend hatte die Landeswarnzentrale nämlich bereits am Mittwochmorgen das Bundesheer vorverständigt, eventuell einen Hubschrauber für Vorarlberg zu benötigen. Bereits am Mittwochabend wurde der Transporthubschrauber dann offiziell angefordert.

Doch bis jetzt ist kein Bundesheer-Hubschrauber in Vorarlberg gelandet. Warum?

Offizielle Begründung: Das Bundesheer schätzte am Donnerstag den Zwei-Stunden-Flug über den Arlberg als zu gefährlich ein. Für die Ausweichroute über München seien Genehmigungen notwendig, die „in der Kürze der Zeit” nicht zu bekommen seien. Der Start der angeforderten Agusta Bell 212 in Linz-Hörsching wurde also vorerst abgeblasen.

Kopfschütteln

Sowohl bei den Experten der Landeswarnzentrale als auch bei erfahrenen Zivilpiloten sorgt das Verhalten des Bundesheeres für Kopfschütteln. Bis gestern Nachmittag hatte es laut Flugwetterbericht der Austrocontrol am Arlberg 30 Kilometer Sicht, nur 6 Knoten Wind. „Sky Clear” heißt das im Pilotenjargon. Der Arlberg-Überflug wäre – vor allem am Donnerstagvormittag – völlig ungefährlich gewesen, auch am Nachmittag wären Flüge ohne Geräte noch möglich gewesen, sagen professionelle Rettungspiloten.

Deshalb glühten gestern Nachmittag die Telefondrähte zwischen Bregenz und Wien – an allen möglichen Stellen wurde von Seiten der Landesregierung interveniert. „Denn der Schnee kommt bestimmt und wir brauchen definitiv einen Transporthubschrauber auf Standby”, sagen Insider.

Um 16 Uhr kam dann die verbindliche Vertröstung aus dem Ministerbüro: Der Hubschrauber komme am Donnerstag definitiv nicht mehr, starte erst Freitagvormittag. Der Flug ginge also mitten in die erwarteten Unwetter.

Missstimmung

Im Bregenzer Landhaus sorgte die Situation gestern für Missstimmung. Im Gespräch mit den „VN” gibt Sicherheitslandesrat Schwärzler unumwunden Groll zu: „Mich hat vorübergehend schon sehr geärgert, dass es für das Bundesheer nicht machbar war, den Hubschrauber nach Vorarlberg zu bekommen.” Er habe aber zwischenzeitlich zur Kenntnis genommen, dass das Büro des Verteidigungsministers Zusicherungen gemacht habe.

„Es heißt ja nicht Ostheer, sondern Bundesheer – die sind für ganz Österreich verantwortlich. Dieses Mal ist es beim Bundesheer eben ein bisschen langsamer gegangen”, so der Sicherheitslandesrat.

Er aber gehe fest davon aus, dass der Hubschrauber heute Mittag lande – und dass das früh genug sei.

Rettungskräfte in Bereitschaft

In einer kurzfristig einberaumten Sitzung mit den Rettungs- und Einsatzkräften im Landhaus wurden gestern Vorkehrungen getroffen, „von denen wir hoffen, dass wir sie nicht brauchen”, so Sicherheitslandesrat Schwärzler. Die Rettungs- und Einsatzkräfte seien auf den Ernstfall vorbereitet, bestätigten Vertreter von Bergrettung, Feuerwehr, Rotem Kreuz, Polizei und Bundesheer. Alle Behördenstellen, Gemeinden und der Vorarlberg-Tourismus wurden über die aktuelle Lage informiert.

Die Landesregierung hat aus aktuellem Anlass eine Informationsstelle zur Schnee-, Wetter- und Lawinenlage unter der Telefonnummer 05574/511-21170 eingerichtet, die Landeswarnzentrale ist unter 05574/511-21140 erreichbar.

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