Hechtner: Neuer Kontrollamtsdirektor

Hechtner ist derzeit Leiter der städtischen Abteilung für Gewerbewesen und rechtliche Angelegenheiten des Ernährungswesen (MA 63).

Um die Nachfolge des scheidenden Kontrollamtschefs Alois List (60) hatten sich 15 Personen beworben. Begutachtet wurden sie vom Personalberatungsunternehmen Korn/Ferry International, wobei Hechtner „uneingeschränkt empfohlen” wurde. Im Rathaus gilt Hechtner als Verfahrens- und Vergaberechtsexperte, aber auch als Kenner der Wirtschaft.

Die Wiener Grünen bezweifeln die Unabhängigkeit des designierten Wiener Kontrollamtsdirektors Erich Hechtner. Der 48-jährige Leiter der Magistratsabteilung 63 (Gewerbewesen) habe nämlich bei der Bezirksvertretungswahl 2005 im Bezirk Landstraße für die SPÖ kandidiert – und null Vorzugsstimmen erhalten. Das sagte Gemeinderätin Waltraud Antonov am Mittwoch im Gespräch mit der APA.

Mit einer Zustimmung der Grünen bei der Bestellung am 28. Juni im Gemeinderat sei daher nicht zu rechnen, so Antonov. Sie kritisierte auch den Bestellungsmodus: „Unsere Forderung, das Auswahl- und Bestellungsverfahren des neuen Kontrollamtsdirektors zumindest transparenter zu machen, wurde von der SPÖ und von Bürgermeister Häupl einfach vom Tisch gewischt.“ Sogar die Mitglieder des Kontrollausschusses seien von der Bestellung erst durch die heutige Rathaus-Presseaussendung informiert und somit vor vollendete Tatsachen gestellt worden.

Die SPÖ weist diese Vorwürfe zurück.

Hechtner

Hechtner wurde am 22. Jänner 1958 in Kindberg in der Steiermark geboren. Nach seinem Jus-Studium und einem Rechtspraktikum in Graz trat er im März 1984 in den Dienst der Stadt Wien ein. Seit 1986 ist er in der MA 63 tätig, mit deren Leitung er seit 1994 betraut ist. Nach der Wahl im Gemeinderat tritt Hechtner seinen Posten per 1. Juli 2006 an, und zwar für fünf Jahre.

Neue Regeln

Dabei zeichnet sich eine Neuerung ab: Bürgermeister Michael Häupl hat sich im APA-Gespräch positiv zum Vorschlag von Hechtners Vorgänger List geäußert, Kontrollamtsberichte künftig gleichzeitig mit der Weiterleitung an den Kontrollausschuss im Internet zu veröffentlichen. Bisher gab es nur einmal im Jahr einen offiziellen Bericht, die Inhalte waren zuvor aber regelmäßig an die Medien durchgesickert.

Häupl erwartet sich davon „Waffengleichheit”. Der Vorschlag von List sei auch im Interesse des Bürgermeisters, weil er dadurch Berichte wenigstens nicht später als die Journalisten bekomme, so Häupl gegenüber der APA.

Zu den Aufgaben des Kontrollamts gehört laut Stadtverfassung die Kontrolle der gesamten Gebarung der Gemeinde. Dies reicht von wirtschaftlichen Unternehmungen, an denen die Gemeinde mehrheitlich beteiligt ist, bis zu Fonds und Stiftungen, die von Organen der Gemeinde Wien verwaltet werden. Darüber hinaus hat es auch für die Sicherheitskontrolle in Einrichtungen und Anlagen der Gemeinde zu sorgen. Das für eine Prüfung in Frage kommende Finanzvolumen beläuft sich jährlich auf etwa 12 Mrd. Euro.