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Head: Zittern bis zuletzt

Kennelbach - Bis Mittwoch Abend wollte der börsenotierte Sportartikelhersteller Head an sich den Umtausch einer faktisch wertlos gewordenen 135 Millionen Euro-Anleihe in neue besicherte Papiere ebenso auf Schiene haben wie einen neuerlichen Betriebsmittelkredit der Hausbanken Erste und Bank Austria in Höhe von 10 Millionen Euro. Beides dürfte nicht wie von Head geplant gelaufen sein.

Denn während die Frist für das Umtauschangebot der Schuldverschreibungen bis gestern (Donnerstag) Abend verlängert wurde, gab es von Finanzvorstand Günter Hagspiel zum dringend benötigten Bankkredit auf unsere Anfrage „keinen Kommentar. Wir werden am Freitag Punkt 9 Uhr die Öffentlichkeit in Kenntnis setzen“, teilte er mit, nachdem wir ihn telefonisch in einer Verhandlungspause in London erreicht hatten.

Schon vor zehn Tagen hatte Head angekündigt, einen „Plan B“ aktivieren zu müssen, sollte es mit neuem Bankkredit und neuer Anleihe nicht klappen (die „VN“ berichteten). In welcher Form würde ein Plan B, den Head selbst mit „Rationalisierungen, Investitionskürzungen, Vermögensverkäufen“ übersetzte, den Standort Kennelbach in Mitleidensachaft ziehen? Hagspiel: „Kennelbach ist schon vor den jetzt angestellten Überlegungen optimiert worden, indem Teile der Fertigung nach Budweis abgezogen werden. Ich würde unseren Vorarlberger Standort heute als gesichert bezeichnen.“ Ob es andere Standorte treffen könnte, wenn Head auf viel Geld verzichten muss, mochte Hagspiel unter Hinweis auf das Börsegesetz gestern ebenfalls nicht kommentieren. Hugo Comper, Mitglied des Head-Betriebsrates, machte sich  auf unsere Anfrage „keine Sorge, dass Head das Geld nicht bekommen könnte. Wir hier vor Ort spüren jedenfalls nichts, dass es in Richtung Gehälter oder in der Produktionsfinanzierung Liquiditätsengpässe gäbe“, so der Belegschaftsvertreter. Auch Comper sieht, bei aktuell gut 310 Beschäftigten am Standort, „keine Einsparpotenziale mehr“.

Während Hagspiel gestern(Donnerstag)  in Befolgung der Börsebestimmungen also weitgehend wortkarg blieb, war unbestätigterweise zu erfahren, dass Bank Austria und Erste Bank nicht eher neue Kreditlinien eröffnen wollen, als dass Head-Mehrheitseigentümer Johan Eliasch selbst eine größere Geldspritze ins Unternehmen einzubringen bereit ist. Der hatte die damals insolvenzgefährdete Head Mitte der 90er Jahre von Austria Tabak ja um weniger als 1 Mill. Euro abgekauft. Eliasch soll dazu auch mit ausländischen Banken in Gesprächen stehen. Head hat wegen mehrerer schneearmer Winter einige Verlust-Saisonen hinter sich, die auch nicht mehr jenen Cash-flow erwirtschaften ließen, mit dem normalerweise die saisonalen Vorfinanzierungen für den Wareneinsatz bestritten wurden. Auch heuer ist man dafür auf fremdes Geld angewiesen.

 

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