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Hasch: Grün und 100 Kilo schwer

Zwei Meter Körpergröße und hundert Kilogramm schwer. Der Grüne Bezirksvorsteher-Stellvertreter- Adi Hasch im Interview über den 21er, den Augarten und seine Parteikarriere.

bz: Wieso tun Sie sich die Bezirkspolitik an?
Adi Hasch: Mir gefällt es direkt mit den Leuten zu tun zu haben, die neben mir wohnen. Ich bin unheimlich neugierig.

bz: Bezirksübergreifende Politik ist keine Option für Sie?
A.H.: Ich habe einmal für den Gemeinderat kandidiert, bin auch gewählt worden und habe wegen der Parität verzichtet. Bei den Grünen gibt es eine Frauenparität. Damals war der Posten als Bezirksvorsteher-Stellvertreter noch nicht in Sicht. Als es hieß, wir haben eine reale Chance im Bezirk auf den Stellvertreter, wollte ich nichts anderes. Seit ich Bezirkspolitik mache, wollte ich diese Funktion.

bz: Ist die paritätische Lösung noch zeitgemäß?
A.H.: Ja, das sieht man beim Blick auf andere Parteien mit einem Frauenanteil von dreißig Prozent oder weniger. Das hat man als Grüner zu akzeptieren. Frauen sind nach wie vor in der Gesellschaft und der Politik benachteiligt. Es tut auch den Männern gut, mit selbstbewussten Frauen in der Politik zu arbeiten.

bz: Wollen Sie irgendwann nicht doch noch Gemeinderat werden?
A.H.: Sag niemals nie! Aber das Ziel ist jetzt zunächst, im Bezirk die Mehrheit der SPÖ zu brechen. Es ist angenehmer Politik zu machen, wenn die SPÖ reden muss. Jetzt haben sie dreißig von sechzig Sitzen und das nutzt die SPÖ aus. Würde es sich ausgehen, wäre ich sofort für eine Schwarz-Grüne-Koalition, einfach nur um den Roten Filz aufzubrechen.

bz: Sie wohnen auch im 2ten. Wollen Sie dort bleiben?
A.H.: Und wenn ich übermorgen zehn Millionen im Lotto gewinne, dann ziehe ich sicher nicht aus dem 2ten weg. Dann nehme ich mir höchstens noch eine Wohnung im Haus dazu. Aber ich möchte von dort nicht weg.
Ich genieße den Prater als Erholungsgebiet, die Märkte und die Zentrumsnähe.

bz: Der 21er war eine Verkehrs-ader. Die U2 ersetzt die Bim. Ist Ihr Kampf um den 21er verloren?
A.H.: Vorläufig ist er verloren. Eine Bürgerbefragung – vermutlich im Juli – soll eine ‚echte’ Leopoldstädter Meinung zum Vorschein bringen. Wir haben sehr viele Rückmeldungen, dass er den Menschen abgeht. Die Beschwerden sind massiv. Der Antrag auf Befragung wurde als geeinter Oppositionsantrag auch durch die SPÖ angenommen. Der Bezirksvorsteher konnte sich diesem Wunsch nicht mehr entziehen.

bz: Gab es bereits Gespräche mit der SPÖ?
A.H.: Nein, die SPÖ ist in dieser Position nicht beweglich. Wir werden sehen, ob sie der Bürgerbefragung letztenendes zustimmen, aber viel Hoffnung habe ich nicht. Uns ist nur wichtig, dass man die Schienen nach der EURO nicht gleich herausreißt. Den O-Wagen hat man, nachdem er eingestellt wurde, nach der U1-Eröffnung auch wieder aktiviert. Das wäre sinnvoll, denn die Leute sind mit der Bus-Lösung nicht zufrieden.

bz: Um den Augartenspitz ist es in letzter Zeit ein wenig ruhiger geworden. Es gab im Winter den Beschluss vom Wirtschaftsministerium, dass die Sängerknaben dort bauen dürfen. Wie ist der Status im Moment?
A.H.: Verschiedene Stellen müssen jetzt noch ihr okay geben, wie zum Beispiel das Bundes-Denkmalamt. Das Denkmalamt muss entscheiden, ob das Gesindehaus abgerissen wird oder nicht. Und es wird sich schwer tun „Ja“ zu sagen, weil es unter Denkmalschutz steht.

bz: Wie stehen Sie zur Diskussion um den Augartenspitz?
A.H.: Ich bin der Meinung, die Sängerknaben sollen ein Gebäude haben, wir schlagen schon seit längerem den Nordwestbahnhof vor. Der muss sowieso neu gestaltet werden. Was sie jetzt planen passt architektonisch nicht und das Argument, die Kinder können nicht soweit bis zum Nordwestbahnhof gehen, halte ich für lächerlich. Ich hoffe nicht, dass das Gesindehaus abgerissen wird. Im Übrigen glaube ich, sind die Sängerknaben mit einem Bau im Augarten nicht gut beraten, weil ihr Image mit diesem Projekt ziemlich Schaden genommen hat.

bz: Wie sind Sie zu den Grünen gekommen?
A.H.: Ich war zunächst in der SPÖ und mit Michael Häupl Landesvorstand in der „Jungen Generation“. Als Franz Vranitzky Parteivorsitzender wurde, bin ich ausgetreten, weil ich nicht in einer Partei sein wollte, in der ein Bankdirektor Vorsitzender ist.
Da hat die SPÖ ideologisch gebrochen und ich mir ihr.

bz: Welche Themen liegen Ihnen besonders am Herzen?
A.H.: Die Zukunft der Jugend. Vor allem die Frage, wie die Jugend mit diesen prekären Arbeitsverhältnissen ihr Auskommen fristen soll.
Viele springen von Job zu Job ohne fixe Anstellung. An eine Familiengründung ist da nicht zu denken. Dazu kommen die hohen Mieten.

bz: Welche Lösungen schlagen Sie vor?
A.H.: Ich bin dafür, den Wohnungsmarkt zu kontrollieren. Es müssen Obergrenzen für den Quadratmeterpreis eingeführt werden. Wir müssen dafür sorgen, dass sich junge Menschen Wohnungen leisten können. Auf der anderen Seite bin ich für Mindestgehälter. Wenn ein Mensch vierzig Stunden arbeitet, dann muss er soviel haben, dass er sich eine Wohnung leisten und überleben kann. Das ist momentan nicht gewährleistet.

bz: „Wer Hasch will, muss Hasch wählen“ war ein Wahlspruch der Grünen. Wie oft werden Sie auf Ihren Namen angesprochen?
A.H.: Ich kokettiere schon damit. Am Telefon sage ich immer „Hasch, wie man es raucht“, statt „wie man es schreibt“. Mir geht es darum, Jugendliche nicht mehr zu kriminalisieren, nur weil sie rauchen. Das halte ich für übertrieben.

Interview und Foto: Erich Nuler

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