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Hartnäckiges Granteln hilft letztendlich doch

Literatur-Kenner haben ihn gleich geschätzt, das offizielle Österreich hat die Leistungen des Dichters H. C. Artmann (1921 - 2000) erst spät anerkannt. Projekttheater spielt H. C. Artmann und vergessene Autoren.  

Das seit über 15 Jahren tätige Projekttheater Vorarlberg hat es sich nun nicht nehmen lassen, sich einen lang gehegten Wunsch hartnäckig zu erfüllen und Texte aus dem Band „How much Schatzi“ von Artmann für die Bühne eingerichtet.

Kämpfe beim Bund

Während das Land Vorarlberg angesichts der Qualität des Theaters die Subventionen nämlich stets anpasste und nun bei einer Förderung von über 70.000 Euro liegt, hat der Bund die Summe von gut 36.000 Euro nach dem Jahr 2002 fast halbiert. Um 20.000 Euro kämpft man in Wien nun von Jahr zu Jahr und stellt zudem fest, dass man dort massiv in die inhaltliche Arbeit der kleinen Theatergruppen eingreift.

Die ohnehin schon gestutzten Jahressubventionen werden nochmals um Anteile für jene Stücke gekürzt, die die Beamten samt Berater nicht goutieren. Kurios zeigte sich die Situation beim bekannten “ Frauen.Krieg.Lustspiel“ von Thomas Brasch. Zuerst wollte man für das Stück überhaupt nichts geben, dann – nachdem das Projekttheater die Produktion unter Gefahr sich total zu verschulden herausbrachte – fand man diese so wunderbar, dass man sie mit einer Prämie auszeichnete. Inzwischen tourt das Theater mit dem “ Frauen.Krieg.Lustspiel“ sehr erfolgreich durch die Bundesländer.

Maria Hofstätter, Schauspielerin und neben Dietmar Nigsch mitverantwortlich für das Theater, nimmt es gelassen. “ Wir suchen halt immer wieder an, werden immer wieder beim Bund vorstellig, um die Programme – deshalb manchmal auch zeitlich verzögert – umsetzen zu können.

“ So ist es halt“ , grantelt sie ein bisschen. Nein, eigentlich ist es nicht die Schauspielerin, die grantelt, sondern jene Puppe, die sie im Arm hält. Halb Mensch, halb Tier, ist eine leichte Ähnlichkeit mit dem poetischen Avantgardisten H. C. Artmann nicht von der Hand zu weisen.

„How much Schatzi“

Der Kerl wird in “ How much Schatzi“ eine Rolle haben. Susanne Lietzow, seit einigen Jahren Regisseurin beim Projekttheater, hat die Bühnenfassung erstellt. Eine Ballerina, ein Entertainer, ein Beschimpfter bevölkern die Szene, werden Artmanns Sprachschatz ab 21. Jänner im ehemaligen Stella-Hallenbad im Feldkircher Reichenfeld darbieten. Wesentliches Requisit ist auch eine Wurlitzer-Orgel. In einem Brockenhaus wurde das skurrile Instrument gefunden, das Gerhard Gruber zum Erklingen bringt. Poesie und vor allem Psychologie bestimmen auch die zweite Projekttheater-Produktion des Jahres. Robert Wölflis “ Jekyll & Hyde“ versteht sich als dichte Adaption des berühmten Romans von Stevenson für die Bühne.

Fast vergessene Autoren

Gerhard Fritsch ist einer der fast vergessenen Vertreter der österreichischen Literatur der Nachkriegszeit. Anhand einer Umsetzung seines Werks “ Fasching“ will das Projekttheater belegen, wie kritisch sich Schriftsteller schon früh mit der Nazi-Zeit auseinandersetzten und wie Österreich sie dafür abgelehnt hat.

30. Jänner, 1., 2., 3. und 4. Februar

Projekttheater 2006

  •  „How much Schatzi“, Premiere: 21. Jänner, Feldkirch 
  •  „Jekyll & Hyde“, Premiere: 11. Februar, Feldkirch
  •  „Walserherbst“, Veranstaltungsreihe Ende August bis Mitte September im Großen Walsertal 
  •  „Fasching“, Premiere: November
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