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Harald Bründlinger im Sonntags-Talk: "BBU Salzburg ist seriös, innovativ und etwas frech"

Wir haben Harald Bründlinger zum Interview getroffen.
Wir haben Harald Bründlinger zum Interview getroffen. ©SALZBURG24
Seit über sieben Jahren lenkt der erst 32-jährige Harald Bründlinger die Geschicke des erfolgreichsten Basketballclubs Salzburgs – der Basketballunion Salzburg (BBU). Im Sonntags-Talk spricht Salzburgs "Mr. Basketball" über 60-Stunden-Wochen, die Sportstätten-Situation sowie sein zweites Standbein und die Probleme rund ums liebe Geld im Sport.
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Der gebürtige Salzburger hat Sport-, Kultur- und Eventmanagement studiert und leitet die BBU Salzburg ehrenamtlich als Obmann. Seit 60 Jahren wird Basketball in Salzburg gespielt, im vergangenen Jahrzehnt hat sich die BBU als eine der wichtigsten Säulen der Salzburger Sportlandschaft etabliert. Ab kommender Saison sind die Mozartstädter zudem der erste Verein in der zweiten Basketball-Bundesliga mit einem gratis HD-Livestream aller Heimspiele für Exil-Salzburger und Daheimgebliebene. Nebenbei leitet der 32-Jährige die Agentur panacon media/sports/consulting.

SALZBURG24: Was bedeutet Basketball in Salzburg für dich?

Bründlinger: Basketball prägt schon immer mein Leben, in den letzten sieben Jahren war es – gemeinsam mit meinem Team –  gefühlt mein Baby. Mit neun Jahren habe ich selbst angefangen zu spielen, dann ging es schnell in den Leistungssport, der mich meine gesamte Jugend über begleitet hat.

Wie steht es derzeit um Basketball in Salzburg?

Wir haben viel erreicht,  wenn man sich die letzten Jahre anschaut: Damals spielten wird vor 30 Leuten in der Josef-Preis-Allee, mittlerweile regelmäßig vor 300 Zuschauern in der Sporthalle Alpenstraße. Es ist wichtig in kleinen Schritten zu denken, von Saison zu Saison. Wir sind zwar kein Profisportverein, eine gewisse Professionalität ist aber vorhanden – sowohl sportlich als auch strukturell und organisatorisch. Unsere Jugendabteilung ist sehr aktiv, unser Auftreten nach außen hat sich stark verbessert. Aber es ist immer noch Luft nach oben. Unser Ziel ist es weiterhin in der 2. Bundesliga zu spielen und uns dort Schritt für Schritt nach oben zu arbeiten. Langfristiges Ziel ist der Aufstieg in die 1. Liga. Dafür ist ein funktionierender Nachwuchsbereich die elementare Basis. Um diesen ganzen Apparat mit all seinen Facetten aufzubauen, braucht es Zeit, die nötige Infrastruktur und natürlich finanzielle Mittel. 

Wann spielt die BBU Salzburg Erste Bundesliga?

Zu Beginn meiner Vorstandstätigkeit (mit 24 Jahren, Anm.) haben wir mit den jungen Kollegen geglaubt, dass sieben Jahre für einen Aufstieg realistisch sind. Es sind aber Langzeitprojekte, besonders wenn man es auf nachhaltigen Füßen aufstellen will. Es liegt auch an vielen Faktoren, die wir nur bedingt beeinflussen können und das macht es schwieriger: Im Profisport ist vieles vom Geld abhängig. Mit den richtigen Partnern, die für einen solchen Schritt bereit sind und das vorhandene Potenzial der BBU Salzburg erkennen, dann können wir rein theoretisch in zwei Jahren Bundesliga spielen. Die Infrastruktur und organisatorische Struktur sind am guten Weg. Salzburg bietet neben der hohen Lebensqualität auch eine Top-Anbindung und ein positives Umfeld.

Was ist derzeit euer größtes Projekt?

Das gesamte Budget der BBU Salzburg liegt seit zwei Jahren im unteren sechsstelligen Bereich – in der zweiten Basketballliga sind wir damit höchstens im Mittelfeld. Um erste Liga zu spielen, wird man 400.000 Euro aufwärts brauchen und das muss man erstmal im Salzburger Basketballsport aufstellen – an diesem Punkt stagnieren wir etwas.  Seit sieben Jahren haben wir zudem keinen Hauptsponsor, was für mich unverständlich ist. Bestimmte Firmen könnten es sich vergleichsweise mit wenig Geld leicht leisten, auf eine der Weltsportarten mit aufzuspringen. Schließlich ist die BBU Salzburg der einzige Verein auf diesem Niveau im gesamten Bundesland. Der noch schwierigere Punkt sind die Standortbedingungen in Salzburg, diese Dinge können Jahre, sogar Jahrzehnte dauern.

Ist die BBU Salzburg finanziell gesund?

Ja, wir sind sehr streng im Umgang mit Ausgaben – jeder Cent wird dreimal umgedreht. Wir geben nie mehr aus, als wir einnehmen. In meinen sieben Jahren als Obmann war die BBU Salzburg nicht ein einziges Mal im Minus. Spieler und Trainer wissen, dass wir nicht mit Geld um uns werfen können, dafür punkten wir mit anderen Dingen: Der wunderschönen Stadt, unserem Umfeld und Seriosität. Da sind auch Spieler, denen es nicht um jeden Euro geht, sondern, die einen etwas weiteren Horizont haben. Die BBU Salzburg ist seriös, innovativ und etwas frech.

Habt ihr in der Politik prominente Unterstützer?

Nicht, dass ich wüsste. Mein Eindruck ist, dass die Salzburger Politik den Sport nur bedingt nutzt. Auf unseren Auswärtsfahrten sehe ich immer Gemeindepolitiker und andere Politikvertreter auf der Tribüne. Sie nutzen das positive sportliche Umfeld, um sich zu präsentieren. In Salzburg erkennt meiner Meinung nach fast niemand, was das alles für ein riesiges Potenzial hat. Die BBU Salzburg heißt alle Fraktionen willkommen, sofern sie weltoffene und menschliche Werte vertreten, denn das leben auch wir in unserer internationalen Sportart. Politik ist wichtig für den Sport und der Sport wichtig für die gesamte Gesellschaft – es ist alles miteinander verzahnt.

Austria Salzburg hat letztens Spenden aller Landtagsparteien erhalten. Wie stehst du dazu?

Ich finde die oft einseitige Betrachtung des Sports sehr schade. Ich würde den Parteien auch gern ein Sponsor-Los verkaufen. Die Frage ist, ob sie Basketball überhaupt am Schirm haben.

Sind Fußball und Eishockey wichtiger in Salzburg als Basketball?

Über Fußball zu diskutieren ist obsolet, die Sportart ist König und daran wird sich nichts ändern. Eishockey wurde in Salzburg von Red Bull gepusht, auch wenn es natürlich zur Tradition bei uns gehört. Eishockey als Sportart würde ich gar nicht vor uns betrachten. Nicht arrogant gemeint, aber nur Red Bull Salzburg ist vor uns, nicht die Sportart selbst. In unseren Heimspielen hatten wir letzte Saison einen Schnitt von knapp 300 Zusehern – das ist mehr als bei den meisten Fußball-Westliga-Partien, deren Vereine fast alle ein deutlich höheres Budget haben als wir.

“Standing vom Basketball muss deutlich besser werden”

Wie läuft die Zusammenarbeit unter den Vereinen in Salzburg ab?

Mit einigen Vereinen führen wir immer wieder Gespräche, eine direkte Kooperation gibt es aber nicht. Die Zusammenarbeit mit den Teams in der zweiten Basketballliga läuft gut, wir stehen besonders mit Dornbirn und den Timberwolves, aber auch der Liga im engen Austausch. Wir sind zwar alle Konkurrenten, wollen aber gemeinsam den Basketball in Österreich pushen.

Was sind die Herausforderungen für den Basketball in Österreich?

Es gibt derzeit wieder Bestrebungen seitens der Liga und dem Verband für ein Gesamtkonzept, leider gab es zwischen den beiden immer wieder Uneinigkeiten, was den Fortschritt zunichtemacht. Das Standing vom Basketball muss deutlich besser werden, der Sport ist mit einem Fernsehvertrag und ordentlicher Hallenauslastung aber am guten Weg. Dennoch gibt es Vereine in Österreich, die seit Jahren auf eine moderne Ballsporthalle warten. Die Infrastruktur bestimmt das Um und Auf eines Vereins und der Sportart – Sprossenwände nehmen die Attraktivität,  obwohl der Verein nichts dafür kann. Man muss auch die Bundessportförderung in Österreich gründlich hinterfragen.

Was bringt euch die neugebaute Sporthalle Liefering?

Vorweg: Salzburg lebt von Tourismus und Kultur – jeder profitiert davon. Doch fehlt mir das Verhältnis. Die Kulturförderung ist um ein Vielfaches höher als im Sport, im Magistrat sind weitaus mehr für Kultur als für Sport zuständig – man muss als Sportverein in Salzburg für wenig Geld sehr lange kämpfen.

Die Stadt und das Land haben die Halle finanziert und ich bin sehr glücklich damit. Das wird auch die Sporthallen-Situation in der Stadt Salzburg deutlich verbessern – derzeit ist die Trainingsplanung- und Koordination aller Vereine mehr als schwierig. Ich war sogar etwas in der Planung in Basketballdingen involviert, was nicht selbstverständlich ist. Wir bekommen – Stand jetzt – wahrscheinlich leider nicht so viele Trainingszeiten, könnten aber durch die Aufteilung der Halle zwei Spiele parallel laufen lassen bzw. den Nachwuchs mit der Kampfmannschaft gemeinsam trainieren lassen. Derzeit passiert alles noch getrennt – mitunter kennen sich die Spieler untereinander nicht einmal, was problematisch ist.

Wird Liefering als künftige Heimspielstätte genutzt?

Bundesligaspiele steigen aus Kapazitätsgründen der Zuschauerränge in Liefering weiterhin in der SH Alpenstraße. Nach dem Wegfall der Riedenburg-Halle war der Neubau in Liefering notwendig und ist eigentlich auch selbstverständlich, ohne das undankbar zu meinen. Eigentlich bräuchte die Landeshauptstadt aus Kapazitätsgründen noch eine weitere ‚halbe Halle‘ für die Sportvereine. Es ist Pflicht der Kommune das eingenommene Steuergeld auch für die Vereine samt den ganzen Ehrenamtlern zu investieren – es wäre auch an der Zeit, ein bisschen was in der SH Alpenstraße zu erneuern.

Wie steht es um die Freiplatz-Kultur in Salzburg?

Wir sind in Salzburg auf einem soliden Niveau, es gibt regelmäßige Events und viele treffen sich nach der Arbeit oder am Wochenende zum Zocken. In Österreich ist die Sportkultur leider eher auf Aussperren ausgelegt. Heißt: Gute Anlagen sind meist umzäunt. In Parks sind die Anlagen nett, aber keinesfalls nur annähernd professionell. Welcher 14-Jährige reserviert schon in der Woche davor eine Sporthalle, um mit Freunden spielen zu gehen?

Wie kann Jakob Pöltl den Basketball in Österreich pushen?

Das kann er, da mache ich mir gar keine Sorgen – er wirkt sehr geerdet und vernünftig. Aber es liegt neben seinen Leistungen bei den Toronto Raptors auch an der Österreichischen Liga und dem Verband. Die brauchen ein Konzept, wie sie Poeltl marketingtechnisch binden, um ihn als Flaggschiff für den Basketballsport in Österreich zu nutzen. Bei unserem „Kids Day“ hatten wir bspw. die Challenge „Willst du der nächste Jakob Pöltl sein“? Man darf den Sport aber nicht auf ihn reduzieren. Es gibt schließlich einige Österreicher mit wichtigen Rollen in den großen europäischen Basketballligen.

Warum hast du die Agentur panacon media/sports/consulting gegründet?

In meinem Umfeld habe ich Sportler erlebt, die Top-Leistungen bringen, aber wenig bis keinerlei Medienarbeit und Vermarktung hatten. Weil ich eh immer selbstständig werden wollte, habe ich gute Pressearbeit und Vermarktung zum fairen Preis für Athleten angeboten, die nicht im Geld schwimmen. Ich bin aber auch für Firmen tätig, die Beratung rund um das Thema Sponsoring brauchen. Im Sommer 2014 war der Pinzgauer Triathlet Lukas Hollaus mein erster Sportler, mittlerweile sind es sechs. Damit bin ich neben der BBU Salzburg auch ganz ordentlich ausgelastet, da sind 60-Stunden-Wochen normal.

Was machst du für die Sportler?

Ich kümmere mich hauptsächlich um die Presse- und PR-Arbeit, Sponsoring, Verträge und alles was dazu gehört. Zudem versuche ich die Athleten in verschiedensten Dingen zu beraten – man kann ja über alles reden. Medienpräsenz hängt direkt mit der Vermarktung und dem Sponsoring zusammen. Ab einem gewissen Level kann das ein Sportler nicht mehr alles alleine schaffen – das funktioniert nicht.

Kommen Sportler von sich aus auf dich zu?

Nein, leider noch nicht. Wenn der erste Sportler auf mich zu kommt und mit mir zusammenarbeiten will, dann werde ich mir einen netten Tropfen gönnen (lacht). Bislang geht es von meiner Initiative aus. 

Vielen Dank für das Interview, Harry. Nun hätten wir jetzt noch ein paar kurze Abschlussfragen.

Wo ist dein Lieblingsplatz in Salzburg?

Ich kann keine halbe Stunde ruhig liegen und abschalten, sondern entspanne nur im Garten meiner Eltern in Hof. Dort lasse ich mich begrillen, das ist mein Kurzurlaub.

Fleisch oder Fisch? Fleisch

Bier oder Wein? Wein

Aufzug oder Treppe? Rauf mit dem Aufzug, runter geht’s ganz bewusst immer über die Treppe.

Lederhose oder Anzug? Anzug

Dunk oder Korbleger? Korbleger, die Zeiten des Dunks sind vorbei (lacht).

Sonntags-Talk auf SALZBURG24

Ab sofort veröffentlichen wir jeden Sonntag ein Interview mit besonderen Menschen aus Salzburg – egal ob prominent oder nicht. Wir freuen uns über eure Vorschläge an: nicole.schuchter@salzburg24.at.

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