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Hans Christ - ein Nachruf

Hans Christ
Hans Christ ©Musikverein Nofels
Anfang Februar 2012 mussten die Mitglieder des Musikverein Feldkirch-Nofels von einem langjährigen, treuen und verlässlichen Mitglied Abschied nehmen. Von einem Mann, der wirklich mit Leib und Seele Musikant war, in vielen Vereinen mitwirkte und erst im hohen Alter von fast 88 Jahren seine aktive Musikertätigkeit beendete.

Die Rede ist von Hans (Johann) Christ. Den wegen seines Mitwirkens in verschiedensten Blasmusikvereinen, seines musikalischen Talents und Gedächtnisses, aber auch aufgrund seines geselligen und humorvollen Wesens sicherlich viele persönlich gekannt und geschätzt haben. Hans Christ ist Ende Jänner (zwei Jahre nach seiner Gattin Herta) im Alter von 94 Jahren im Haus Nofels friedlich entschlafen.

Schon die Tatsache, dass er nach eigener Zusammenrechnung in 43 verschiedenen Kirchen sein Instrument, das Flügelhorn spielte, zeigt auf, wie wichtig für Hans das Musizieren war. Wie er selbst erzählte, hatte er die Leidenschaft zur Musik geerbt. Die Mutter, eine leidenschaftliche Chorsängerin und sein Vater, Schrammel-Gitarrist, legten ihm in seiner Jugend zwar nahe, ein Streichinstrument zu lernen. Hans hatten es aber die Trompete und eben besonders auch das Flügelhorn angetan.

1938 aus Mähren in der Tschechoslowakei Arbeit suchend nach Vorarlberg gekommen, ließ er sich zuerst in Altenstadt nieder und fand als Schlosser eine Anstellung bei der Eisenbahn. Daher war Hans zunächst bei der Eisenbahnermusik und beim Musikverein Altenstadt aktives Mitglied.

Nach den Kriegsjahren, die ihn in polnische Gefangenschaft führten, war es sein großer Wunsch, bei der Militärmusik zu spielen und einen Dienst bei der Exekutive anzutreten. Ein Arbeitsunfall, bei dem er ein Auge verlor, machte diesen Traum zwar zunichte. An seiner Freude am Musizieren änderte das kleine Handicap aber natürlich nichts.

Sein musikalisches Talent uns sein Können waren im Land, aber auch über die Grenzen hinweg, immer sehr gefragt. Es gibt wie schon angedeutet nicht viele Musikvereine in der näheren und weiteren Umgebung, die seine Dienste in all den Jahren nicht in Anspruch genommen haben. Es würde zu weit führen, alle diese Kapellen aufzuführen, in denen Hans Christ außer im Musikverein Nofels noch musikalisch tätig war. Nur zwei sollen hier stellvertretend erwähnt werden, nämlich die Stadtmusik Feldkirch und die Vlbg. Zollwachemusik, heute Polizeimusik, bei der er Jahrzehnte lang begeistert mitwirkte.

Bevor Hans Christ nach Feldkirch zog, war er bei der Montafoner Bahn angestellt und wohnte in Schruns. Als er eine Arbeitsstelle bei den Stadtwerken Feldkirch bekam, wo er bis zu seiner Pensionierung tätig war, war gleichzeitig ein Wechsel zur Stadtmusik Feldkirch quasi verpflichtend. Und so kam es, dass er vorübergehend, wir wissen nicht wie oft, von Schruns nach Feldkirch, sein Flügelhorn auf dem Gepäckträger fest gemacht, zu den Proben radelte. Und natürlich auch wieder retour. In Summe ca. 70 km. Ein Zeichen für Begeisterung, die heute wohl nur noch schwer zu finden ist.

Auch andere musikalische Klangkörper im In- und Ausland nahmen die Fähigkeiten von Hans gerne in Anspruch. So spielte er das erste Flügelhorn beispielsweise beim Stadtorchester Feldkirch, bei den Operettenorchestern in Balzers und Vaduz und bei der Harmoniemusik Vaduz.

Neben seinem Talent als 1. Flügelhornist – er selbst und alle die ihn kannten, freuten sich beim „Tiroler Adler“ immer auf das hohe C – ist auch sein musikalisches Wissen und Gedächtnis erwähnenswert. Kaum eine Ouvertüre, eine Polka oder einen Marsch, die Hans nicht kannte oder wo er nicht sofort eine Erinnerung damit verknüpfte. Und wenn ihm ein Marsch besonders gut gefiel kam es vor, dass er ihn nicht nur ständig pfiff, sondern manchmal sogar händisch die Noten für alle Instrumente (!) niederschrieb und sie dem Verein schenkte. Die Musikantinnen und Musikanten des Musikverein Nofels spielen schon viele Jahre lang „Mannschaft vor“ von Notenblättern, die Hans’ Handschrift zeigen.
Aber war auch ein eifriger und durchaus kritischer Konzertbesucher. Der, wenn er es für angebracht oder notwendig hielt, auch seine Meinung öffentlich kundtat.

Im Jahre 1968 wurde Hans als Mitglied beim Musikverein Nofels aufgenommen und blieb dem Verein dann 37 Jahre treu verbunden. Während dieser Zeit liebte Hans die Geselligkeit im Kreise der anderen Nofler Musikanten, im Besonderen aber bei den Stimmkollegen des Flügelhorn-Registers. Bei seinem altersbedingten Austritt im November 2005 war er mit 88 Jahren der älteste aktive Musikant Vorarlbergs. Es war seine schönste Zeit als aktiver Musikant, wie er immer wieder sagte.

Für die langjährige Treue zum Verein wurde Hans Christ bei der Jahreshauptversammlung im November 1993 zum Ehrenmitglied des Musikverein Nofels ernannt. Von Seiten des Vorarlberger Blasmusikverbandes erhielt er die Ehrungen für 25, 40, 50 und 60 Jahre erfolgreiche und vorbildliche Musikertätigkeit.

Anfang Februar haben ihn nun die ehemaligen Musikkollegen der Polizeimusik und die des Musikverein Nofels musikalisch zur letzten irdischen Ruhestätte begleitet. Wir sind uns aber sicher, dass Hans Christ, dessen ganze Freude die Blasmusik war, noch lange in schönen Erinnerungen vieler Musikkameraden und Freunde weiter leben wird.

Servus, oder besser wie er selbst immer zu sagen pflegte „Habe die Ehre“, Hans!

Musikverein Feldkirch-Nofels, im Februar 2012

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