Massenansturm gab es aber beileibe keinen. Wer hierher kommt, hat zumindest eine Kerze mit, viele auch Blumen. Die letzte Ruhestätte des BZÖ-Günders im Kärntner Bärental in der Gemeinde Feistritz im Rosental liegt einschichtig und ist nur über eine enge, zum Teil stark ausgewaschene Straße zu befahren. Das letzte Stück zur Kapelle, neben der sich die Gedenkstätte befindet, muss zu Fuß zurückgelegt werden.
Für einen Kärntner, der in München lebt, war es eine Selbstverständlichkeit, an diesem Tag ins Bärental zu kommen. Auf seinem Handy zeigt er ein Foto von ihm und Jörg Haider. “Da war er noch jünger und ich auch”, lacht er. Als er um das Bild gebeten hatte – “Herr Doktor Haider bitte ein Foto”, habe er zu Antwort bekommen. “Ja, wennst den Doktor und den Haider weg lasst, i bin da Jörg.” Für den ausgewanderten Kärntner war der Verstorbene “der wundervollste Mensch, den man sich vorstellen kann, der auf jeden zugegangen ist, der jeden gegrüßt hat”.
Zwei ältere Damen sind eigens aus Wien gekommen. Eine von ihnen ist schon das dritte Mal hier. “Ich bin eine große Verehrerin von ihm”, erklärt sie. Persönlich habe sie ihn natürlich auch kennengelernt, bei Kundgebungen im Meidling habe er ihr die Hand geschüttelt. “Wenn er noch wäre, tät’s anders ausschauen mit unserer Regierung”, sinniert sie und fügt hinzu: “Und Ich glaub gar nichts mehr, was in den Zeitungen steht.” Da sei vieles unwahrscheinlich, etwa “ob er wirklich so viel getrunken hat? Und der Verehrer der jetzt aufgetaucht ist”. Über solche Dinge kann sie nur den Kopf schütteln.
Am Grab mischt sich Gedenken mit Neugierde. Alle Inschriften werden genau gelesen, die Blumenarrangements studiert und fotografiert. Auf der rechten Seite steht ein großer Strauß mit Herbstblumen von Witwe Claudia, auf der linken Seite ein gleiches von Haiders Mutter, davor rote, langstielige Rosen. Einen Kranz mit verschiedenen orangen Blumen hat der Klagenfurter Bürgermeister Christian Scheider niedergelegt. Der Weg und das Grab selbst sind gesäumt von Kerzen mit dem Haider-Konterfei, wie sie im Büro Scheiders kostenlos abgegeben wurden. Das steirische BZÖ hatte sich für weiße Rosen entschieden. Ein Kranz aus zartrosa Blüten ist anonym dem “Einzigartigen” gewidmet.
Gegen Mittag erhöht sich die Frequenz der Besucher. Langsam füllt sich der kleine Parkplatz am Fuße des Forstweges, der zum Grab führt. Eine Dame in Sonntagsstaat erklimmt mit hohen Absätzen tapfer die steil ansteigende Schotterstraße zur Gedenkstätte. Der Gurker Bürgermeister Siegfried Kampl (B) nimmt den Fußmarsch – mit einer dicken weißen Kerze in der Hand – ebenfalls auf sich. “Man sollte ihn jetzt in Frieden ruhen lassen”, meint eine Besucherin. “Schon allein im Sinne der Angehörigen, denn jetzt kann man eh nichts mehr machen.”
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