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Hagen sieht keine Zukunft beim Bündnis

Aller guten Dinge sind drei. Nationalrat Christoph Hagen gibt heute seinen Wechsel zum Team Stronach bekannt.
Aller guten Dinge sind drei. Nationalrat Christoph Hagen gibt heute seinen Wechsel zum Team Stronach bekannt. ©Neue/Hartinger
Auch Nationalrat Christoph Hagen wechselt ins Team Stronach. Damit fehlt dem Austro-Kanadier nur mehr ein Überläufer aus den Reihen des BZÖ, um den Klubstatus zu erhalten.

Sie geben heute Ihren Wechsel zum Team Stronach bekannt?

Christoph Hagen: Es ist richtig, dass ich meine Mitgliedschaft beim BZÖ zurücklege. Ich scheide somit aus dem Bündnisteam, dem Präsidium, dem Nationalratsklub aus. Ich lege auch das Amt als BZÖ-Landesobmann zurück und scheide aus dem Landesvorstand aus.

Am Donnerstagnachmittag haben Sie einen Wechsel zum Team Stronach noch dementiert. Warum?

Hagen: Zu diesem Zeitpunkt waren noch einige Fragen offen und Frank Stronach nicht erreichbar. Im übrigen habe ich niemanden mein Ehrenwort gegeben, nicht ins Team Stronach zu wechseln. Das wurde erfunden.

Warum wechseln Sie in die Partei von Frank Stronach?

Hagen: Die Arbeit beim BZÖ hat gerade in den vergangenen Monaten sehr viel Frustration erzeugt. Auch die Mitglieder der Landesgruppe haben revoltiert, weil sich der Bundsobmann Bucher nicht um Vorarlberg gekümmert hat. Beispielsweise wurden feststehende Termine abgesagt. Bei den ORF-Sommergesprächen hat Bucher gesagt, dass die Personen, die für das BZÖ im Parlament sitzen nicht seine Leute seien. Die habe ein anderer ausgesucht. Zudem stehe es jedem frei zu gehen, wenn er nicht mit seiner Linie einverstanden sei.

Die Äußerung im Sommergespräch ist also ausschlaggebend für den Wechsel?

Hagen: Der berühmte Tropfen, der das Fass zum Überlaufen gebracht hat. Die Aussage hat nicht nur mich getroffen. Sie ist auch anderen sauer aufgestoßen – wie etwa Elisabeth Kaufmann-Bruckberger, die ebenfalls das BZÖ verlassen hat und derzeit noch ohne Klubstatus im Parlament sitzt Ich glaube, dass es wichtig ist, von der ers­ten Stunde an mitzuarbeiten.

Wechselt Stefan Markowitz ebenfalls zum Team Stronach?

Hagen: Das müssen Sie Herrn Markowitz selbst fragen. Ich gehe aber davon aus, dass noch ein fünfter BZÖler wechseln wird.

Damit könnte das Team Stronach schon vor den Wahlen 2013 Klubstatus erhalten?

Hagen: Das liegt in den Händen von Nationalratspräsidentin Barbara Prammer. Die Situation ist aber eine ähnliche wie im Jahr 1993. Damals haben sich ja die fünf Nationalratsabgeordneten Heide Schmidt, Klara Motter, Friedhelm Frischenschlager, Hans Helmut Moser und Thomas Barmüller von der FPÖ abgespaltet und eine eigene Fraktion gebildet. Und der jetzige Bundespräsident Heinz Fischer hat die Klubbildung des Liberalen Forums zugelassen.

Wenn Sie jetzt ins Team Stronach wechseln, gehören Sie nach der FPÖ und dem BZÖ inzwischen schon der dritten Partei an.

Hagen: Das ist richtig. Ich bin aber der Meinung, dass man das Parteidenken ablegen sollte. Es ist nicht mehr so, dass man von der Wiege bis zur Bahre ein- und derselben Partei angehören muss. Nicht jeder ist von der Lehre bis zur Pension in der gleichen Firma. Insbesondere neigen die Leute zum Wechsel, wenn sich bessere Perspektiven bieten, sie sich verwirklichen können.

Sie würden sich also nicht als Fähnlein im Wind sehen?

Hagen: Mir gefällt die Richtung, die das Team Stronach eingeschlagen hat. Diese Richtung unterscheidet sich nicht sehr von den Zielen, die einst eine FPÖ oder das BZÖ verfolgt haben. Der politischen Richtung bin ich also immer treu geblieben. Was mir bei den Freiheitlichen inzwischen gar nicht mehr gefällt, ist die Tatsache, dass sie sehr linkslastig sind. Wenn sie für eine Besteuerung des Vermögens sind, bestrafen sie doch diejenigen, deren Eltern etwas geleistet haben. Da fahren sie auf der Sozial-Schmarotzerschiene mit.

Was ist mit diversen Vorfällen, die die FPÖ immer wieder ins rechte Eck rücken lassen?

Hagen: Das nennt man vielleicht rechte Aktionen, in Wirklichkeit ist es reiner Populismus, um eine bestimmte Wählerschicht zufrieden zu stellen.

Was hat Frank Stronach Ihnen geboten, wenn Sie in sein Team wechseln?

Hagen: Gar nichts. Ich bin vor einiger Zeit auf ihn zugegangen, weil mir seine Linie gut gefällt. In seiner Partei würde ich beste Bedingungen sehen, im Sinne des Wählerauftrages arbeiten zu können. Im übrigen empfinde ich Frank Stronach als einen sehr sympathischen Menschen. Ich schätze seine offene und ehrliche Art. Vor unserem ersten Zusammentreffen hatte ich ihn ganz anders eingeschätzt. Er ist nicht von oben herab, sondern eher wie ein Kumpel. Er redet mit Bill Clinton genauso wie mit der kleinen Putzfrau. Ich denke, dass man es auch mit einer einfachen Ausdrucksweise weit bringen kann. Möglicherweise ist dies auch eine Art Markenzeichen. Aber das versteht vielleicht nicht jeder – schon gar nicht die hochgebildeten mit den lila Strümpfen (Anspielung auf Profil-Chefredakteur Chris­tian Rainer, Anmerkung der Redaktion).

Aber Stronach ist mit seinen 80 Jahren nicht mehr der Jüngste. Kann der wirklich noch etwas bewegen?

Hagen: Konrad Adenauer war 73 Jahre alt, als er das Amt des deutschen Bundeskanzlers übernommen hat. Der Papst war noch älter. Ich bin der Meinung, dass sein Alter von Vorteil ist, weil er so eine gewisse Lebenserfahrung mitbringt, die so manchem Parteisoldaten wie einem Wolfgang Schüssel oder einen Josef Cap, die nichts anderes als das politische Geschäft kennen, völlig fehlt.

In den Interviews wirkte Stronach bisher nicht so, als ob er lange Wahlkampftage durchstehen würde?

Hagen: Sie haben keine Ahnung, wie fit der ist. Frank Stronach spielt jeden Tag Tennis, treibt regelmäßig Sport.

Wie sieht es mit dem Programm Stronachs aus? Welche Punkte haben Sie überzeugt?

Hagen: Stronach fordert Fairness und Transparenz. Wortwörtlich spricht er von einem Ehrenkodex, der auf Werten, Wahrheit und Transparenz aufbaut. Für das bin ich auch bei meinen Wählern bekannt.

Böse Zungen sagen, dass Sie Ihre Wahl in den Nationalrat einzig und allein der schillernden Persönlichkeit eines Jörg Haiders zu verdanken haben.

Hagen: Das sagen die Bösen. Es gab auch viele Menschen, die mich nach der Wahl angesprochen haben – auch von anderen Parteien – die mir versichert haben, mich wegen meiner Persönlichkeit und meiner politischen Arbeit gewählt zu haben. Haider war der Motor, aber ich war der Treibstoff, um den Motor auf Höchstleistung zu bringen.

Aber Sie werden sich den Vorwurf gefallen lassen müssen, es in den vergangenen fünf Jahren nicht geschafft zu haben, eine schlagkräftige Landesgruppe aufzubauen.

Hagen: Ich habe es versucht, aber die Unterstützung aus Wien hat gefehlt. Es gab keine finanziellen Mittel und keine personelle Unterstützung. Da ist es schwierig, etwas aufzubauen. In den ersten Jahren ist es etwas besser gelaufen, jetzt war man innerhalb des BZÖ nur mehr um Schadensregulierung bei verschiedenen Skandalen bemüht. Ich denke da an den Untersuchungsausschuss zum Thema Telekom. Ich hatte damit nichts zu tun, musste aber den Kopf hinhalten. Das ist nicht fein.

Sie wollen also ein Team Stronach in Vorarlberg aufbauen?

Hagen: Es wird eine entsprechende Infrastruktur durch Frank Stronach geben. In den nächsten Wochen wird eine eigene Landesgruppe gegründet und aufgebaut. Einige haben sich schon gemeldet – ich werde aber noch keine Namen verraten –, andere werde ich sicherlich auch noch ansprechen.

Ist der Vandanser Bürger­meis­ter Burkhard Wachter dabei?

Hagen: Ich nenne keine Namen. Aber ich werde mit einem schlagkräftigen Team antreten. Es ist nicht so, dass ich bei Null beginne.

Haben Sie schon einen Landesgeschäftsführer?

Hagen: Auch dazu kann ich noch nichts sagen. Feststeht, dass ich mich auf die politische Arbeit konzentrieren werde. Mir werden kompetente Menschen zur Seite stehen, die das Organisatorische übernehmen werden.

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