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Haftpflicht: Hürden für Junge

Autolenker zwischen 18 und 24, insbesondere die "blutigen Anfänger", verunfallen statistisch fünf Mal so oft wie ein 30- bis 40-Jähriger. Das führt zu saftigen Kfz-Haftpflichtprämien. Versicherungs-Check [111KB]

Führerschein geschafft, Fahrsicherheitstraining absolviert, vorgeschriebene zwei Perfektionsfahrten heruntergespult, auch verkehrspsychologisches Gespräch über die Runden gebracht.
Jetzt sollte, glauben viele 18-Jährige, dem Fahrvergnügen nichts mehr im Wege stehen. Da haben sie die Rechnung aber ohne Kfz-Versicherer gemacht.

Kein Solidar-Konstrukt

Denn wie der Autofahrerclub ARBÖ mit einer Untersuchung 18 heimischer Kfz-Versicherer nachweist, akzeptieren lediglich 7 dieser 18 den 18-jährigen Führerschein-Neuling ohne jede Einschränkung als Kunden. „Sechs Assekuranzen stellen die Kfz-Haftpflichtpolizze nur dann aus, wenn der junge Kunde höhere Selbstbehalte oder Prämienzuschläge in Kauf nimmt oder eine ,RisikoprüfungÑ über sich ergehen lässt. Die restlichen fünf Versicherer sagen überhaupt kategorisch nein zu 18-jährigen Kfz-Haftpflichtkunden“, analysierte ARBÖ-Generalsekretär Rudolf Hellar das für junge Österreicher ernüchternde Untersuchungsresultat.

Die Uniqa ist eine jener 7 Assekuranzen, die laut ARBÖ auf „Versicherungshürden“ für diese junge Klientel verzichtet. Uniqa-Landesdirektor Walter Friedl über seine Motivation dazu auf „VN“-Anfrage: „Das hängt zum einen mit unserer Position als Marktführer zusammen – viele dieser jungen Antragsteller haben Eltern und Verwandte, die oft schon ,ewigÑ Kunden bei uns sind. Da berücksichtigen wir gewissermaßen den Familienverbund. Zweitens haben Uniqa-Betreuer den Auftrag, engen Kontakt zu diesen Jungen zu halten – deren Versicherungsbedarf wächst rasch, wir haben da auch ein Auge auf die Folgegeschäfte.“ Freilich, so Friedl, kennt auch bei der Uniqa die „Jugendpflege“ Grenzen: „Wenn jemand einen 120- oder 150-PS-Schlitten als Erstauto anmelden möchte, sind auch wir extrem zurückhaltend.“

Folgegeschäft im Auge

Dr. Robert Ammann, als Landesdirektor der HDI Hannover Versicherung einer der vom ARBÖ geouteten „Verweigerer“, beeilte sich gestern anzukündigen, dass „ab 2006 auch wir Fahranfänger unter Vertrag nehmen werden, gegen höhere Zuschläge, versteht sich“. Bisher habe man sie deswegen abgelehnt, weil „die Bonus-Malus-Konstruktion als solche ja auch kein Solidaritäts-, sondern ein Verursacherprinzipmodell verkörpert“ (Ammann). Und welche Ursache sollte z. B. ein 30-Jähriger haben, eine Haus- oder Lebenspolizze bei der Hannover abzuschließen, wenn diese ihn mit 18 als Kunden „nicht einmal ignorierte“? Ammann: „Der Grund sollte sein und ist auch unser attraktives Tarifgefüge in diesen Sparten, derjenige wird auch dann rechnen und vergleichen, wenn er mit 18 mit dem Auto bei uns nicht unterkam.“

Riskantes Einzelgeschäft

Gerhard Böhler, Vertriebsleiter der Generali in Vorarlberg, wies darauf hin, dass sein Haus 18-jährige Neueinsteiger mit 100 Prozent einstuft, diese aber bei Schadensfreiheit jedes Jahr (nicht nur jedes 2.) eine Stufe vorrücken. Die Generali bemühe sich ums „Rundumgeschäft“ zum Auto (Rechtsschutz, Kasko . . .), in Folge auch in anderen Sparten. „Als Einzelgeschäft sehen wir den 18-jährigen Fahranfänger aber zugegebenermaßen kritisch“, räumte Böhler ein.

Facts zum Thema

  • Die Unfälle 18-jähriger Lenker gingen 2004 um 7,8 Prozent zurück.
  • Jung-Autofahrer in Ballungszentren zahlen 5 bis 10 Prozent mehr Prämie als die am Land.
  • Allianz und Donau fordern nach einem Unfall 350 bis 700 Euro Schadensersatzbeitrag.
  • Notfalls kann ein Auto auch auf Eltern angemeldet werden – und bei Ummeldung mit 25 nimmt man die erreichte Bonusstufe selber mit.
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