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Gute Wasserqualität des Bodensees verringert Berufsfischer-Erträge

Beute beim Fischfang im Bodensee wird seit Monaten geringer.
Beute beim Fischfang im Bodensee wird seit Monaten geringer. ©VOL.AT/ Steurer (Archiv)
Bregenz - Die Wasserqualität im Bodensee hat sich in den vergangenen Jahrzehnten ständig verbessert. Was für den Tourismus ein gutes Signal ist, beobachten die Fischer mit einiger Sorge.

Den Fischen fehlen Nährstoffe, sie wachsen langsamer. Die Berufsfischer um den Bodensee bemühen sich daher um eine Regelung, die ihnen erlaubt, im Frühjahr teilweise mit engeren Netzen zu fischen. Eine solche Vorbefischung dünne den Bestand etwas aus, die anderen Fische wüchsen schneller, so der Vorsitzende des Verbands Badischer Berufsfischer am Bodensee, Andreas Knoblauch.

Fische wachsen langsamer

Die Wasserqualität im Bodensee hat sich in den vergangenen Jahrzehnten stetig verbessert. “Dadurch wachsen aber auch die Fische langsamer”, sagte Knoblauch. “Die Fischer leiden darunter.” Vor rund dreißig Jahren sei beispielsweise ein Bodenseefelchen mit drei Jahren rund 500 Gramm schwer gewesen. “Heute braucht er vier Jahre, damit er 300 Gramm hat.” Den Fischen fehlen einfach Nährstoffe wegen des niedrigen Phosphatgehalts im Wasser.An sich seien die Fischer froh über die gute Wasserqualität. In den 1970er-Jahren sei der Bodensee infolge des Phosphateintrags total überdüngt gewesen. Innerhalb der vergangenen 30 Jahre sei der Gehalt von 87 Milligramm pro Kubikmeter auf sechs Milligramm heruntergegangen, sagte der Berufsfischer aus Unteruhldingen (Baden-Württemberg). “Das ist eigentlich ein Riesenerfolg für die Renaturierung des Sees und für dessen Image.”

“Bewirtschaftung des Sees muss angepasst werden”

Doch die Beute beim Fischfang wird laut Knoblauch seit Monaten geringer. “Mein Bruder hatte heute nicht ein einziges Stück Felche im Netz, bei uns waren es nur elf. Das ist eigentlich zum Lachen”, berichtete er. Normal seien für diese Zeit rund 80 Fische. 40 bis 50 Kilo bräuchten die Fischer pro Tag mindestens, um die laufenden Kosten zu decken. “Wir wollen natürlich keinen schmutzigen See”, sagt Knoblauch. Aber die Bewirtschaftung des Sees müsse angepasst werden. Derzeit gibt es im Bodensee keine Fangquote. Stattdessen darf je nach Fischart eine bestimmte Anzahl von Netzen genutzt werden: Krätzer werden beispielsweise mit sechs Netzen und einer Maschenweite von 28 Millimeter gefangen, Felchen mit vier Netzen und 40 Millimeter.

Die Forderung des Berufsfischer-Verbands: “Wir wollen zu den Jahreszeiten, in denen die Fische sehr mager sind – im Jänner, Februar oder im Frühjahr – mit engeren Netzen fischen.” Bei einer solchen Vorbefischung würden keine jungen Fische herausgenommen, sondern nur die kleineren Tiere. “Weniger Mäuler, mehr Nahrung”, sagt Knoblauch. Das Schwierige sei aber, das am Bodensee neben Baden-Württemberg auch Bayern, die Schweiz und Österreich beteiligt seien. “Das sind viele verschiedene Ämter, die da mitsprechen.”

Vonseiten der Vorarlberger Berufsfischer hieß es am Mittwoch, entsprechende Gespräche im Rahmen der Internationalen Bevollmächtigtenkonferenz für die Bodenseefischerei (IBKF) liefen bereits. Durch ein Massenfangkontingent würde eine befürchtete Überfischung verhindert. Die 15 Berufsfischer in Vorarlberg holten 2011 mit 78,4 Tonnen um insgesamt 16 Prozent mehr Fische aus dem Bodensee als im Vorjahr. Die Barscherträge lagen mit 2,5 Tonnen jedoch auf dem niedrigsten Wert seit den 1960er-Jahren.

(APA)

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