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Grubenunglück in Russland - Kaum noch Hoffnung auf Überlebende

Nach den schweren Methan­gasexplosionen in Russlands größtem Kohlebergwerk in Südsibirien gibt es kaum noch Hoffnung, weitere Überlebende zu bergen. Mindestens 47 Arbeiter starben durch das Unglück, 43 wurden heute weiterhin vermisst.
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Putin: "Lage tragisch"

Russlands Ministerpräsident Wladimir Putin kam in die Region, um den Hinterbliebenen sein Beileid auszusprechen und Unterstützung zuzusagen. Wegen des hohen Gasgehalts sowie steigenden Wassers im Stollen schwand die Chance auf Rettung.

“Es gibt immer weniger Hoffnung bei der Suche nach Überlebenden”, sagte Katastrophenschutzminister Sergej Schoigu am Dienstag. Bisher konnten die Rettungskräfte nur Tote bergen, darunter auch 19 Helferkollegen. Diese waren nach der ersten Explosion am Samstag in das Bergwerk eingefahren, um die in rund 500 Metern Tiefe eingeschlossenen Bergleute zu retten. Stunden später ereignete sich eine zweite Explosion, welche die Retter ebenfalls von der Außenwelt abschnitt.

“Ihre Lage ist so furchtbar und tragisch, dass es keine angemessenen Worte des Beileids gibt. Und ich verstehe das vollkommen”, sagte der sichtlich betroffene Putin mit tränenerstickter Stimme vor Angehörigen der Opfer in Nowokusnezk. “Aber Sie sollen wissen, dass wir mit Ihnen leiden. Die Regierung wird alles tun, was zu ihren Pflichten gehört, auch Entschädigungszahlungen leisten”, fügte der Regierungschef hinzu.

Putin besuchte im Anschluss selbst die Raspadskaja-Mine in der Stadt Meschduretschensk, wo schwarze Krater und zerstörte Gebäude von der Kraft der Explosionen zeugten. Das Bergwerk besteht aus einer Vielzahl von Stollen, die insgesamt mehr als 400 Kilometer lang sind. Rettungskräfte suchten dort mit letzten verzweifelten Anstrengungen nach Überlebenden.

Der frühere Kremlchef besuchte außerdem in der Stadt Nowokusnezk im Krankenhaus sechs Bergleute, die bei den Explosionen Rauchgasvergiftungen und Verbrennungen erlitten hatten. Das Staatsfernsehen zeigte Bilder des in einen weißen Ärztekittel gekleideten Regierungschefs, der sich bei den Chirurgen nach der Behandlung erkundigte. “Haben Sie genug Verbandsmaterial und Medikamente? Denken Sie daran: Wenn es nötig ist, können wir Verletzte in eine Moskauer Spezialklinik fliegen.”

84 Menschen waren durch die Explosionen verletzt worden, deren Ursache weiterhin unklar ist. Es könne sich um eine plötzliche Konzentration von Methangas handeln, sagten Behördenvertreter. Putin schloss menschliches Versagen nicht aus, es wurden Ermittlungen wegen fahrlässigen Umgangs mit den Sicherheitsvorschriften eingeleitet. Er kündigte an, dass der Chefermittler der russischen Generalstaatsanwaltschaft, Alexander Bastrykin, persönlich die Unglücksursache an Ort und Stelle untersuchen werde. “Alle Sicherheitssysteme müssen geprüft werden, damit eine solche Tragödie in Zukunft verhindert wird”, sagte Putin mit Nachdruck. Die Betreiber des Bergwerks versicherten, die Methangaskonzentrationen seien im ungefährlichen Bereich gewesen.

Die Raspadskaja-Mine zählt teilweise zum Besitz von Stahlproduzent Ewras, der wiederum zu 36 Prozent dem russischen Milliardär und FC Chelsea-Besitzer Roman Abramowitsch gehört. Sie liefert Kohle für die Stahl- und Eisenindustrie in Russland, der Ukraine, Osteuropa und Asien.

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