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Grüne fordern Arbeitszeitverkürzung auf 35-Stunden-Woche

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Für eine gesetzliche Arbeitszeitverkürzung auf eine 35-Stunden-Woche plädieren die Grünen.

Weiters sollten auch die Überstunden zurückgedrängt werden, um die Arbeitsbelastung zu senken und die vorhandene Arbeit besser zu verteilen, erklärte die Grüne Arbeitnehmersprecherin Birgit Schatz heute Mittwoch bei einer Pressekonferenz.

Für untere und mittlere Einkommen sollte die Arbeitszeitverkürzung mit vollem Lohnausgleich einhergehen, bei höheren Einkommen ab etwa 4.000 Euro brutto nur mehr mit teilweisem Lohnausgleich bzw. einer Einschleifregelung. Die Belastung für die Arbeitgeber durch die höheren Stundenlöhne wollen die Grünen mit einer öko-sozialen Steuerreform ausgleichen, indem etwa nicht-erneuerbare Energien stärker belastet und Arbeit entlastet wird.

Sozialminister Rudolf Hundstorfer (S) hat vor einer Woche bereits gefordert, die Zahl der Überstunden zu senken. Er hat allerdings ausdrücklich darauf verzichtet, eine 35-Stunden-Woche zu verlangen. Die Initiative Hundstorfers sei zu begrüßen, seine Ankündigung von Beratungen der Sozialpartner sei aber zu “zahnlos”. Überstunden würden nämlich nicht nur zum Abdecken von Produktionsspitzen geleistet, sondern seien längst zum “strukturellen Problem” des österreichischen Arbeitsmarkts geworden. So sei die Zahl der Überstunden im ersten Quartal 2009 nur um 6 Prozent gesunken, während die Arbeitslosigkeit im Vorjahresvergleich um 32 Prozent gestiegen sei.

Viele Österreicher arbeiten zu viel und lange, verweist Schatz auf jüngste Erhebungen. Mit 42,5 Stunden tatsächlich geleisteter Wochen-Arbeitszeit befinde sich Österreich seit Jahren an der EU-Spitze. Im ersten Quartal 2009 haben 730.000 Personen im Schnitt 8,5 Überstunden pro Woche geleistet, ein Viertel davon bleibe in der Regel unbezahlt und werde auch nicht ausgeglichen. Diese intensive Arbeitsbelastung gehe auf Kosten der Gesundheit, Burn-outs und arbeitsbedingte gesundheitliche Probleme würden immer häufiger. Für Familie und Freizeit bleibe zu wenig Zeit, viele vollzeitbeschäftigte Männer hätten immer weniger Kapazitäten für die Tätigkeiten in Haushalt und Familie, die Geschlechterrollen und die Arbeitsverteilung zwischen Frau und Mann würden somit einzementiert, warnt die Grüne Abgeordnete.

Die Überbelastung durch immer mehr Überstunden und Mehrstunden (bei Teilzeitarbeitskräften) sei eine Folge der “Bartenstein’schen Flexibilisierungspolitik”, kritisiert Schatz den ehemaligen Wirtschafts- und Arbeitsminister Martin Bartenstein (V) und fordert einen Kurswechsel.

2008 wurden in Österreich 370 Millionen Überstunden geleistet, das würde 180.000 Vollzeit-Arbeitsplätzen entsprechen. Derzeit seien über 230.000 Menschen ohne Job. Gemäß einer Berechnung des Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) würde bei der gesetzlichen Einführung der 35-Stunden-Woche in einem Schritt ein Anstieg der Beschäftigung um ca. 85.000 Personen (2,7 Prozent) und eine Reduktion der Arbeitslosenquote um 1,8 Prozent erzielt werden. Weniger Arbeitslosigkeit helfe auch der Arbeitslosen- und Sozialversicherung, mehr Beschäftigung bringe mehr Kaufkraft. So könne sich die Budgetsituation laut Wifo um mindestens 0,5 Prozent verbessern.

Neben der 35-Stunden-Woche fordern die Grünen eine Verteuerung von Mehr- und Überstunden durch eine Anhebung der Zuschläge um 50 Prozent, eine Gleichstellung von Mehr- und Überstunden sowie eine Streichung der steuerlichen Begünstigung. Die Höchstarbeitszeiten sollten pro Tag nicht mehr als 10 Stunden und pro Woche 50 Stunden betragen, auch weil das Unfallrisiko, Krankheitshäufigkeit und Schlafstörungen bei zu langer Arbeitszeit stark ansteigen. Sogenannte “All-in-Verträge” sollten abgeschafft werden, um Missbrauch und Ausbeutung zu verhindern. Auch auf europäischer Ebene sollte die Debatte zur Arbeitszeitverkürzung vorangetrieben werden, wünschen sich die Grünen.

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