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Güras „Winter­reise“ ist respektabel, das „Beaux Arts Trio“ umwerfend.

Schwarzenberg. Sonntagabend blieben einige Plätze leer im Saal. Schuberts „Winterreise“ ist zwar stets eine Zugnummer, weniger aber der Münchner Tenor Werner Güra (44), dem die ganz große Karriere bislang versagt blieb. Manche haben ihm vielleicht auch die Reife für das Abenteuer „Winterreise“ nicht zugetraut.

Dieser Liederzyklus ist für ihn eine Premiere bei der Schubertiade, entsprechend offenbar auch sein Herzklopfen. Ein Notenpult mit den Texten ist als Sicherheitsnetz gespannt, dennoch wirken die ersten Lieder verhalten, teils überhastet, Mimik und Gesten einstudiert, lassen einen seltsam unberührt. Erst mit dem „Lindenbaum“ kehren Ruhe und Gelassenheit ein. Und auch der Mut, sich zu öffnen, die Qualitäten einer nicht sehr großen, aber gut geführten, hellen Stimme zu demonstrieren. Getragen von dem jungen, ungestümen Wiener Christoph Berner am Klavier, der ihn nach Kräften unterstützt und immer wieder erfreuliche Akzente setzt, steigert sich Güra tapfer von Lied zu Lied, zeigt Höhensicherheit und gute Diktion. Eine immerhin respektable „Winterreise“, die in einen berührenden „Wegweiser“ und den abgeklärten „Leiermann“ gipfelt. Und Werner Güra sicher Mut macht für Weiteres. Keinerlei Anlaufzeit dagegen benötigte gestern Nachmittag im diesmal überbuchten Saal das „Beaux Arts Trio“, in 52 Jahren zu einer weltweit gerühmten Institution geworden. Es macht auch seinen dritten Auftritt bei diesem Festival zum umwerfenden Ereignis. Gründungsmitglied Menahem Pressler am Klavier ist mit seinen 84 Jahren (!) auch diesmal Motivator und Leitfigur für den Cellisten Antonio Meneses (Mitglied seit 1998) und den Geiger Daniel Hope (seit 2002). Bereits Beethovens melodienseliges „Erzherzog-Trio“ gelingt makellos in wunderbarer Balance und Raffinesse gegenseitiger Inspiration. Aber erst Schuberts lebenspralles Es-Dur-Trio! Da werden interpretatorische Maßstäbe gesetzt, wie man sie auch an diesem Ort wohl selten erreicht. Klangschönheit, Risikofreude, Noblesse und eine gesunde Musizierfreude runden sich hier zum Nonplusultra.

Herren im Frack

Ein Auftritt, der heuer zum dritten Mal einen Abschied bei der Schubertiade bedeutet, nach Alfred Brendel und dem Alban Berg Quartett. Denn das „Beaux Arts Trio“ startet damit seine letzte Europa-Tournee vor der Auflösung, wird mit Standing Ovations gebührend verabschiedet. Im Olymp der Kammermusik werden bald Plätze frei. Und was nun, ohne die drei göttlichen Herren im weißen Frack?

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