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"Gottes Influencer" auf YouTube, Instagram & Co

Li Marie: "Christfluencerin" auf YouTube & Co.
Li Marie: "Christfluencerin" auf YouTube & Co. ©Instagram/YouTube/LiMarie bzw. Pixabay
Redaktion redaktion@vol.at
Während die Kirche den Schwund von Priestern beklagt, erfreuen sich christliche YouTuber über regen Zulauf . Doch es ist Vorsicht geboten.

Sie rezitieren auf YouTube die Bibel, wollen Stimmung für den Glauben machen und sprechen darüber, warum "Gott so cool" ist. "Christfluencerin Juju freut sich über den Gewinn einer Bluetooth-Box und glaubt offensichtlich, dass der liebe Gott seine Finger im Spiel hatte. "Ich dachte mir: ,Gott bitte mach, wenn ich was gewinne, dann bitte diese Bluethoot-Box. Und jetzt habe ich sie gewonnen: Ist da nicht geil?'."

Kein Sex vor der Ehe

Zu den bekanntesten Beiträgen im deutschsprachigen Raum gehören aber die Videos von Li Marie und ihrem Freund/Gatten Lukas, die darüber sprechen, warum man keinen Sex vor der Ehe haben sollte und wie man das am besten vermeidet. Mehrere hunderttausend Aufrufe haben diese Vlogs schon. Zahlen über die bekannte YouTube-Influencer wie "Le Floid", "Rezo" oder "Bibi" wohl nur lachenwerden.

Vor der Ehe auf Sex zu verzichten, ist nichts Verwerfliches und eine Entscheidung, die jeder Mensch für sich selbst treffen muss. Kritisch muss man es jedoch sehen, wenn es etwa um Themen wie "Abtreibung", Homosexualität oder Pädophilie geht.

Beim Anti-Porno-Seminar "gelernt"

Im Gespräch mit Li Marie sagt Christ-Vlogger Michi: "Pornografische Bilder speichern sich in deinem Kopf fünf Jahre." Im gleichen Beitrag zitiert er eine angebliche Studie aus einem Anti-Porno-Seminar: (sic) "Du hast mit 13 deinen ersten Porno gekuckt. Die Wahrscheinlichkeit, dass Du dir mit 20 einen Porno reinziehst, wo Kinder vergewaltigt werden, ist sechsmal höher als wenn Du es erst mit 18 anfängst." Und weiter stellt er sich die Frage:
(sic) "Wie weit will ich irgendwann in meiner Ehe so extrem werden, dass mir nicht mal der Sex mit meiner Freundin ausreicht, sondern ich vielleicht irgendwann, wie es heute immer öfter passiert auch, mit meiner Tochter schlafen muss, meinen Sohn vergewaltigen muss?"

Hinter den Kanälen von Li Marie und Michi steckt GIVICI ("Global.Video.Church). Das ist eine christliche Organisation, die die Mission verfolgt "Kirche für jedermann. Zu jederzeit. Überall" zu liefern. Wie die "HuffPo" bereits berichtete soll es sich dabei aber um eine radikale Christengruppe handeln, die ganz bewusst junge YouTuber rekrutiert, um die eigenen Inhalte zu verbreiten. Die Videos sind meistens kaum von irgendwelchen Lifestyle-Vlogs zu unterscheiden, nur eben, dass immer Gott und die Bibel vorkommen.

In Deutschland versuchen die evangelische und katholische Kirche auch Social Media verstärkt zu nutzen. Das größte deutsche katholische Bistum in Köln hat im Mai erstmals 50 junge oder werdende Priester in einem zweitägigen "Smart Camp" schulen. Sie sollten sich mit Instagram, Youtube und Bloggen vertraut machen - und vielleicht sogar selbst zu Influencern entwickeln und auch wissen, wie man mit einem Shitstorm umgeht.

Evangelische Kirche auf Social Media

Die evangelische Kirche in Deutschland (EKD) hat mit Jana Highholder eine 21-jährige Medizinstudentin und Poetry-Slammerin für ihren YouTube-Kanal beschäftigt. Die EKD startet vor rund 1,5 Jahren das Youtube-Format "Jana glaubt" und publiziert zudem Postings und Storys auf Instagram, Twitter, Snapchat und Facebook. Für ihre konservative Wertehaltung und Ansichten über die Rolle der Frau in der Gesellschaft wurde Jana Highholder schon krititisiert, trotzdem verlängerte - wie "BR.de" berichtet - die EKD die Zusammenarbeit mit Jana und wertet das ganze Projekt offensichtlich als Erfolg.

Die Wahl-Wienerin Julia Schnizlein war Journalistin und hat nach der Geburt ihres zweiten Kindes ein Vikariat in der Evangelischen Kirche begonnen. Auf Social Media gibt sie ihren Followern Einblicke in das Leben einer evangelischen Pfarrerin und wirbt für Gottesdienste und religiöse Inhalte.

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