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Goldmedaille für ein spezifisches Hobby

Aus Gmunden kehrte Reinhard Weiß mit einer Medaille aus Großgold (höchste Auszeichnung) zurück.
Aus Gmunden kehrte Reinhard Weiß mit einer Medaille aus Großgold (höchste Auszeichnung) zurück. ©edithhaemmerle

Höchste Auszeichnung in der Philatelie bei nationalem Wettbewerb ging an Reinhard Weiß.

Dornbirn. In Dornbirn ist Reinhard Weiß den meisten Leuten als Standesbeamter ein Begriff. Nur wenige wissen, dass er schon seit seiner Kindheit ein spezifisches Hobby hat. Er ist in seiner Freizeit ein leidenschaftlicher Philatelist. Für seine Arbeit wurde er schon mehrfach ausgezeichnet. Vor wenigen Wochen kehrte er mit einer Medaille aus Großgold für sein Exponat “Tirol nach dem Zweiten Weltkrieg – ein geteiltes Land und drei Besatzungsmächte” aus Gmunden zurück. Es ist dies die höchste Auszeichnung für eine nationale Wettbewerbsausstellung.

Hatten Sie schon als Kind eine Vorliebe fürs Briefmarkensammeln?
Weiß: Damals hat fast jedes Kind Briefmarken gesammelt. Vom herkömmlichen Briefmarkensammeln zum ausstellenden Sammler ist es jedoch ein weiter Schritt.

Wie kann man das als Laie verstehen?
Weiß: Zur Philatelie gehört ein Fachwissen, das man sich im Laufe der Jahre aus Büchern und Zeitschriften aneignet. Es gibt drei Fachgebiete, bzw. Sammlungsarten. Man unterscheidet die traditionelle Philatelie (Ländersammlung), die thematische (z. B. Feuerwehr oder Rotes Kreuz) und die Postgeschichte (Briefe, Karten, Telegramme etc. über einen gewissen Zeitraum eines Landes). Jeder Sammler sollte sich für einen Themenbereich spezialisieren. Allein im stillen Kämmerlein kann man den großen Schritt aber nicht schaffen.

Sind sie deshalb einem Verein beigetreten?
Weiß: Schon seit gut 30 Jahren bin ich Mitglied beim Philatelieclub Montfort
Das Gespräch und der Gedankenaustausch mit Kollegen sind sehr wichtig.

Sie haben sich der Postgeschichte verschrieben und in diesem Ressort wurden Sie schon mehrfach ausgezeichnet.
Weiß: Schon seit dem Jugendalter hat mich die Postgeschichte fasziniert, weil der Postweg oft die einzige Möglichkeit der Nachrichtenübermittlung darstellte. Den “Postgeschichtler” interessiert weniger die Briefmarke, sondern mehr der Beförderungsweg, die Beförderungsart (Einschreiben, Express, Flugpost etc.), aber auch den Text des Briefinhaltes.

Dann war der Postverkehr damals das einzige Kommunikationsmittel?
Weiß: Während des Zweiten Weltkriegs und in den Nachkriegsjahren war dies tatsächlich das einzige schriftliche Kommunikationsmittel. Das ist heute, im Zeitalter des Internets (E-Mail), kaum mehr nachvollziehbar. Es gab damals in Privathaushalten selten ein Telefon. Die einzige Privatperson, die in Wien im Jahre 1945 über einen Telefonanschluss verfügte, war der Leiter der Post- und Telegraphendirektion, Dr. Dworzak. Vom 2. Mai 1945, vom Tag des Einmarsches der Franzosen, bis 30. Juli 1945, war der Postverkehr in Vorarlberg gänzlich eingestellt. Nach der Wiedereröffnung am 30. Juli 1945 war die gesamte Post der französischen Zensurstelle in Bregenz zu übermitteln, wo sie stichprobenweise gesichtet wurde. Der Inlandspostverkehr war im gesamten Österreich erst mit 1. Oktober 1945 wieder erlaubt. Der Auslandspostverkehr wurde von der alliierten Militärregierung erst per 1. Jänner 1946 gestattet, mit Deutschland gar erst am 17. April 1946. Die Mütter mussten oft ein- bis zwei Jahre warten, bis sie ein erstes Lebenszeichen von ihren Söhnen aus der Gefangenschaft erhielten. Für den Menschen von heute ist es unvorstellbar, dass zum Beispiel bei einem Sterbefall innerhalb der Familie keine Verständigung der Verwandten und Bekannten auf dem Postweg möglich war – und natürlich schon gar nicht per Telefon, da es dies damals kaum gab.

Haben Sie speziell aus dieser Zeit Briefe und Karten gesammelt?
Weiß: Ja, vor allem Post von Kriegsgefangenen aus dem Zweiten Weltkrieg, Briefe von Hilfsorganisationen (Rotes Kreuz, diversen Suchdienststellen, YMCA, CARE und der UNRRA) die sich am Wiederaufbau beteiligten und die Rückkehr von Flüchtlingen und Zwangsarbeitern ermöglichten, aber auch zensurierte (geöffnete) Post aus der Besatzungszeit, sowie die Dienst- und Feldpost der französischen Besatzungsmacht, fällt in mein Ressort. Mein Sammelgebiet hat sich auf die Bundesländer Tirol und Vorarlberg (französische Zone) von 1945 bis zum Staatsvertrag eingeschränkt, da die Geschichte der eigenen Heimat für mich Priorität genießt.

Zur Person
Reinhard Weiß
Jahrgang: 1959
Beruf: Standesbeamter
Wohnort: Dornbirn
Hobbys: Philatelie, Engagement in der Pfarrgemeinde Bruder Klaus, Schoren
Verein: Philatelieclub Montfort, (www.philatelieclub.at)
Lieblingslektüre: Bibel, philatelistische Fachliteratur
Vorbild: Jesus Christus

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