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Goldener Kanaldeckel im Ebnit

Symbolisch für den Anschluss der Bauarbeiten im Ebnit wurde der letzte Kanaldeckel gesetzt.
Symbolisch für den Anschluss der Bauarbeiten im Ebnit wurde der letzte Kanaldeckel gesetzt. ©Stadt Dornbirn

Abschluss der Bauarbeiten wurden am vergangenen Freitag gefeiert.

Dornbirn. Mit dem “Goldenen Kanaldeckel”, dem letzten der nach rund fünf Jahren Bauzeit in der Dornbirner Bergparzelle gesetzten Schacht, wurde der Abschluss der umfangreichen Arbeiten zur Kanalisation und Entwässerung im Ebnit gefeiert. Eingeladen zu dieser “Firstfeier” wurden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der ausführenden Baufirmen, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit in den vergangenen Jahren im Ebnit verbracht hatten. Insgesamt wurden rund € 8 Millionen im Ebnit investiert. Neben dem Neubau einer Kläranlage, tausenden von Metern an Kanälen und Entwässerungsleitungen wurden auch der Großteil der Straßen, der Beleuchtung und andere Versorgungsleitungen erneuert.

Das Dornbirner Walserdorf Ebnit ist ein kleines Bergdorf das im 14. Jahrhundert von Walsern besiedelt wurde. 1932 kam Ebnit zur Stadtgemeinde Dornbirn. Das Dorf liegt mit seinen knapp 150 Einwohnern auf einer Sonnenterasse im Ebnitertal, in einer Seehöhe zwischen 950 und 1150 m ü.A. Bis zum Bau der Ortskanalisation/Abwasserbeseitigungsanlage (ABA) und der Abwasserreinigungsanlage (ARA) wurden die Abwässer in Ebnit teils in Gruben und in 3-Kammer-Kleinkläranlagen eingeleitet. Nur vereinzelt gab es biologische Kleinkläranlagen, die aber meist nur schlecht funktionierten. Die Überläufe wurden versickert oder in Gräben und Bäche ausgeleitet. Durch diese Verunreinigungen gab es insbesonders bei langer Trockenheit Probleme.

Die Dach- und Oberflächenwässer flossen unkontrolliert in die labilen Hänge ein. Dadurch wurde auch die natürliche Rutschhangproblematik verschärft. Umfangreiche geologische Untersuchungen führten zum Schluss, dass nur duch eine möglichst vollständige Wasserhaltung mittels eines dichten Kanalsystems nach dem Trennsystem eine gewisse Stabilisierung zu erwarten ist. Um auch die geforderten Gewässerschutzziele zu erreichen und eine dem Stand der Technik entsprechende Abwasserentsorgung und Abwasserreinigung zu schaffen, wurde deshalb der Bau einer ABA und nach einer umfangreichen Variantenstudie einer eigenen Kläranlage beschlossen. Ein Anschluss an die ABA von Dornbirn scheiterte an den topographischen Verhältnissen. Die Ableitung durch die sieben Kilometer lange Schlucht der Ebniterache wäre zu teuer und im Unterhalt zu aufwendig geworden.

Der Abschlussfeier vom vergangenen Freitag ging eine jahrelange Planungs – und Bauphase voraus. Die ersten Vorprojekte wurde noch im letzten Jahrhundert erstellt, ehe 2005 Detailprojekte für die ARA und ABA eingereicht werden konnten. 2007 konnten nach längerer Verhandlungs- und Vorbereitungsphase die ersten Baumeisterarbeiten öffentlich ausgeschrieben werden. In der Folge war dann bei allen drei Baulosen der ABA und beim Bau der ARA die Firma Rhombergbau Bregenz, Best- und Billigstbieter und hat somit in 5-jähriger Bauzeit nicht nur die ARA und die ABA errichtet, sondern buchstäblich das ganze Bergdorf umgegraben und neu gebaut. Nach den ersten Hausanschlüsse konnte bereits im Frühjahr 2009 die vollbiologischen Abwasserreinigungsanlage in Betrieb genommen werden. Die feierliche Segnung und die offizielle Eröffnung der ARA und der ersten beiden Baulose der ABA erfolgten im Oktober 2009 mit einem großen Dorffest.

Im Rahmen eines Integralen Projektes zur Sicherung des Bergdorfes Ebnit wurden neben Verbauungsmaßnahmen des Forsttechnischen Dienstes der Wildbach und Lawinenverbauung und forstlichen Schutzwaldsanierungen, alle Schmutzwässer, sowie getrennt Regen- und Drainagewässer erfasst und sicher abgeleitet.

Im Rahmen von drei Baulosen wurden in den vergangenen fünf Jahren rund 4.900 lfm Schmutzwasserkanäle, sowie 2800 lfm Regenwasser- und rund 5.000 lfm Drainagewasserableitungen, somit insgesamt über 12,7 km Rohre verlegt. In dieses weitläufige Kanalsystem wurden auch rund 320 Schächte eingebaut. Mit der symbolischen Verlegung des letzten, des “goldenen” Deckels, wurde das Gesamtwerk gefeiert.

Im Zuge dieser Baumeisterarbeiten wurden aber auch rund 5.250 lfm Straßen teils neu gebaut, ausgebaut und überwiegend asphaltiert, drei Brücken saniert, die Freileitungen der VKW verkabelt, Fernsehkabel neu verlegt und nach Bedarf die Wasserversorgung erneuert. Nachdem auch die öffentliche Beleuchtung erneuert wurde, erstrahlt nun Ebnit in neuem Glanz bzw. in umweltfreundlichem, energiesparendem gelben Licht. Im Zuge der Ortskanalisation musste auch eine örtliche, ca. 520 m lange Umfahrungsstraße gebaut werden. Diese kann zukünftig als Güter-, Wander- und Reitweg, sowie im Winter als Rodelstrecke genutzt werden. Die neu asphaltierte Fläche weist ein Gesamtausmaß von rund 16.000 m² auf. Zur Stabilisierung von Straßen in besonders labilen Bereichen wurden rund 600 m² Krainerwände und zur kontollierten Wasserführung und Ableitung wurden weiters ca. 2.100 lfm Rand- und Leistensteine eigebaut.

Die Gesamtinvestitionen für die ABA und ARA samt dem Neubau aller wesentlichen Straßen und Plätze im Dauerssiedlungsgebiet und der Ausrüstung mit neuem Licht werden bis Ende 2011 ca € 8,0 Mio betragen. Den Großteil davon, nähmlich ca. € 6,6 Mio machten die Baumeisterarbeiten aus. Alle Anlagen entsprechen nun dem Stand der Technik. Es sollten daher in diesen Bereichen in den kommenden 30 Jahren, neben der üblichen Instandhaltung, keine größeren Kosten mehr anfallen. Sämtliche Investitionen in den Gewässerschutz werden vom Land Vorarlberg mit 20 % und vom Bund mit ca. 10 % gefördert.

Diese öffentlichen Investitionen haben auch in Ebnit eine Aufbruchstimmung bewirkt. In den letzten Jahren wurden mehrere ganzjährig bewohnte Ein- und Mehrfamilienhäuser sowie das Gasthaus “Alpenrose” neu errichtet.

Bei allen Baumaßnahmen wurde auf möglichst geschlossene Kreisläufe mit hoher Wertschöpfung im Inland geachtet. Das Kies wurde überwiegend von der Fa. Halbeisen und Prast aus der Ebniterache gewonnen. Mittels Sortier- und Brechanlagen wurden alle benötigten Fraktionen vor Ort hergestellt. Das überschüssige Aushubmaterial wurde ebenfalls in Ebnit an geeigneten Stellen ua. von der Fa. Reichart Bau, Dornbirn eingebaut. Bei der Umfahrungsstraße und bei diversen Straßenabschnitten wurden heimisches Knebelholz aus Durchforstungen zur Stabilisierung und Reduktion der Schüttungen verwendet (ca. 2.000 m² Knebelholzwege); im übrigen eine alte Technik, die schon die Römer beim Straßenbau in sumpfigen Gegenden anwandten. Anstelle von Leitschienen aus Stahl, der in den letzten Jahren durch die weltweite Verknappung besonders teuer wurde, wurden vom Werkhof gefällige Absturzsicherungen aus heimischem Tannenholz versetzt.

Die Investition in die Abwasserentsorgung, Abwasserreingung und sonstige Infrastrukturen war gerade in der wirtschaftlich schwierigen Zeit ein wichtiger Impuls, insbesonders weil dabei überwiegend örtliche Unternehmen zum Zug gekommen sind. Durch die Kreativität, Tüchtigkeit und das Know-how dieser Betriebe konnten Arbeit gesichert und Wertschöpfung in der Region bleiben. Die Errichtung verlief in Wesentlichen planmäßig und unfallfrei.

 

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