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"Gold hätte schon seinen Reiz"

Schwarzach - Auf neue Rekordhöhen schnellte der Goldpreis in den letzten zwei Wochen hoch. Ca. 1050 Dollar bzw. ca. 715 Euro für die Feinunze bedeuten eine Fünf-Jahres-Höchstnotierung, sieht man vom 18. Februar 2009 ab, als Gold mit 785,5 Dollar ein All-Time-High verzeichnete. In Vorarlberg reagiert man unterschiedlich aufs neue Gold-Hoch, wie ein Rundruf bei verschiedenen „Befassten“ ergab.

„Eigentlich hat Gold kein großes Ertrags-, dafür aber auch wenig Risikopotenzial. Es ist weder ein typisches Anlageprodukt, bei dem fix von Wertsteigerungen ausgegangen werden kann, noch steht fest, dass in einer Krise genügend Abnehmer da wären, die einem genügend dafür bezahlten. Viele fühlen sich jedoch sicherer und wohler, wenn sie z. B. ein paar Philharmoniker auf der hohen Kante haben“, erklärte Wilfried Hopfner, Vorstandschef der Raiffeisen Landesbank. Dementsprechend sei, nach einem – goldbezogen – ausgesprochen flauen Sommer, zuletzt auch nur sehr mäßig Bewegung ins Goldgeschäft gekommen. Ob der Goldpreis noch weiter anzieht, ist für Hopfner „seriös nicht zu beantworten“.

Massiv angezogen haben Gold-Anfragen von Kunden beim Götzner Uhren- und Schmuckhändler Helmut Kopf, seines Zeichens auch Obmann des zuständigen Gremiums in der Wirtschaftskammer. „Ich würde von einer Verzehnfachung der üblichen Frequenz in diesem Bereich sprechen“, erklärte Kopf, demzufolge sich vor allem Anfragen häufen, was z. B. ein alter, entmodeter Goldschmuck wert sei oder wieviel die Neufassung/-gestaltung einer Pretiose kostet. In diesem Zusammenhang warnt Kopf vor „dubiosen Goldkaufanbietern“. Das Gremium selbst habe solche Anbieter anonym getestet und festgestellt, dass „Goldverkäufer um 40 bis 50 Prozent unter regulärem Bruchgoldwert abgespeist werden“, berichtete der Juwelier, dessen Gremium den Nepp auch an die BH meldet. Der heimische Fachhandel leitet zur Schätzung überlassene Goldgegenstände an die Scheideanstalt in Wien weiter. „Dort wird der Wertgehalt präzise ermittelt, je nach Gewicht werden bis zu maximal 10 Prozent davon an Wertermittlungs- und Administrationskosten abgezogen“, erläuterte Kopf das Prozedere.

Zu den wichtigsten Goldkäufern und -verarbeitern zählen die Zahntechniker. Besser gesagt zählten, denn wie z. B. Mark Spindler (Zahnwerk Bregenz) auf Anfrage erläuterte, arbeiten immer mehr von seinen Kollegen – eben um den Preiskapriolen des Edelmetalles nicht mehr ausgeliefert zu sein – „metallfrei“, sprich: mit Hochleistungskeramik. „Dieses Circoniumdioxyd hat nicht nur einen fast statischen Preis, sondern noch viele weitere Vorteile gegenüber einer Legierung und löst vor allem keine Allergien aus. Diese Spezialkeramik verdrängt das preislich extrem volatile Gold zunehmend aus den Zahntechniklabors“, wusste der Zahnwerk-Inhaber zu berichten.

Apropos Goldpreis. Auch der Internationale Währungsfonds (IWF) dürfte diesen im Auge gehabt haben, als er Mitte September beschloss, 403,3 Tonnen (und damit ein Achtel seiner Goldreserven) zu verkaufen. Immerhin bringt das über 9 Mrd. Euro in die angespannten IWF-Kassen ein.

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