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Gold für Stephanie Graf

Leichtathletik: Die 26-jährige Kärntnerin holte in souveräner Manier 800-m-EM-Gold.[27.2.2000]

Stephanie Graf ist bei den Leichtathletik-Hallen- Europameisterschaften in Gent ihrer Favoritenrolle auf eindrucksvolle Weise gerecht geworden: Die 26-jährige Kärntnerin diktierte im 800-m-Finale von Beginn an das Tempo, wehrte rund 120 Meter vor dem Ziel auch den Angriff der härtesten Konkurrentin Natalja Ziganowa aus Russland souverän ab und durfte nach 1:59,70 Minuten über den bisher größten Erfolg ihrer Karriere jubeln.

„Ich habe zwei Minuten lang nichts gehört – außer meinem Atem“, erzählte Graf, dass sie von der tollen Stimmung in der mit 3.500 Zuschauern ausverkauften „Flanders Indoor Hall“ nichts mitbekommen hatte. Kaum einen der Fans hatte es während dieses Rennens auf den Sitzen gehalten, denn hinter dem Duell Graf-Ziganowa gab es einen Vierkampf um Bronze, in dem Belgiens Meisterin Sandra Stals am Ende die Nase vorne hatte.

Stals hatte diese Medaille zu einem gewissen Teil auch Graf zu verdanken. „Sie ist eine sehr gute Freundin von mir, und deshalb habe ich ihr vor dem Rennen gesagt, wie ich den Lauf anlegen werde“, erklärte Graf. Und die Taktik, die sie gemeinsam mit ihrem Trainer Helmut Stechemesser und Mutter Rita festlegte, hieß „voll auf Angriff laufen“.

Deshalb schoss die EM-Dritte von 1998 in Budapest gleich nach dem Start an die Spitze. In tollen 28,77 Sekunden passierte die Mathematik-Studentin die 200 m-Marke und zeigte ihren Gegnerinnen sofort, dass sie sich auf keinerlei taktische Kompromisse einlassen würde. „Nach 680 Metern habe ich dann auf dem Monitor gesehen, dass Ziganowa angreift. Und ich habe gewusst, wenn ich sie jetzt vorbei lasse, dann ist die Goldene weg.“ Doch als Graf in diesem Moment den Turbo zündete, wusste die Russin, dass sie sich mit Silber zufrieden geben musste.

Die Ehrenrunde absolvierte die ÖLV-Rekordlerin und Jahresweltbeste (1:57,80) unter dem Jubel der Zuschauer mit Stals, womit die beiden Läuferinnen ein deutliches Zeichen setzten, dass es zwischen Österreich und Belgien sehr wohl noch freundschaftliche Beziehungen gibt. Gold gab’s dann aus den Händen von EAA-Council-Mitglied Erika Strasser. Die oberösterreichische ÖLV-Ehrenpräsidentin hatte Graf bereits in Budapest Bronze umgehängt.

„Jetzt werde ich einmal 24 Stunden lang nicht an das nächste Training denken“, meinte Graf nach getaner Arbeit voller Zufriedenheit und Erleichterung und bedankte sich einmal mehr bei ihrer ehemaligen Trainingskollegin und besten Freundin Theresia Kiesl, die nach Olympia-Bronze 1996 in Atlanta 1998 in Valencia 1.500-Hallen-Europameisterin geworden war. „Die Theres’ hat mir wertvolle Tipps gegeben, wie ich mit dem ganzen Druck der Favoritin umzugehen habe. Sie hat mir auf diesem Weg zum Titel sehr geholfen.“ Und Kiesl zählte auch zu den ersten Gratulanten, denn Graf hatte die Oberösterreicherin nach Gent eingeladen.

Neben der Kärntnerin durften von Österreichs Team nur noch die Hürden-Sprinter Elmar Lichtenegger, der als Vierter nur um den Hauch von zwei Tausendstel Bronze verpasste, und Elke Wölfling (7.) mit ihren Leistungen zufrieden sein. Am Schlusstag blieb nämlich auch Sprint-Rekordlerin Karin Mayr mit 7,35 Sekunden im 60-m-Semifinale unter den Erwartungen. „Ohne Start hat man auf 60 m keine Chance“, wusste die SVS-Athletin aber wenigstens, wo sie den Aufstieg in den Endlauf der besten Acht vergeben hatte.

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