"Wir sprechen uns klar gegen eine Impflicht für das Gesundheitspersonal aus", stellt der Vorsitzende der GÖD Gesundheitsgewerkschaft, Thomas Steurer klar. Es bestehe das Prinzip der Freiwilligkeit. "Beschäftigte zur Impfung zu verpflichten oder mit arbeitsrechtlichen Konsequenzen zu drohen, richtet nur mehr Schaden an, als die Menschen von der Sinnhaftigkeit einer Impfung zu überzeugen." Steurer appelliert an die Politik, "die Debatte zu entschärfen und nicht, weil es vielleicht einfacher ist, über einzelne Berufsgruppen mit dem Dampfhammer einfach drüberzufahren". Stattdessen ließe sich mit Aufklärung, gratis Zugang und fairer Verteilung von Impfstoffen, die Impfbereitschaft steigern. "Das hat bislang gut funktioniert", verweist Steurer auf die Impfquote von 85 Prozent.
Personaldecke "viel zu dünn"
"Ein Zwang zur Impfung kann in einer demokratischen Gesellschaft nie der geeignete Weg sein, um eine Verhaltensänderung herbeizuführen", betont Steurer und gibt zu bedenken: "Mit einer Impfpflicht muss auch über Konsequenzen für jene nachgedacht werden, die sich nicht impfen lassen wollen. Und das kann nicht die Lösung sein. Die viel zu dünne Personaldecke lässt es nicht zu, dass Personal möglicherweise freigestellt wird, wenn es sich nicht impfen lässt. Dann werden womöglich manche Stationen nicht mehr führbar sein, Betten müssen gesperrt, oder Personal aus anderen Bereichen abgezogen werden." Steurer appelliert deshalb an die Politik, mit höchster Sensibilität vorzugehen und die Debatte nicht weiter anzuheizen, um nicht noch mehr Verunsicherung zu schaffen.
Der Vorsitzende der GÖD Gesundheitsgewerkschaft vermisse auch eine faktenbasierte Grundlage für die Diskussion. "Es gibt keine offiziellen Zahlen darüber, wie viele MitarbeiterInnen sich am Arbeitsplatz angesteckt haben. Geschweige denn, auf welchen Stationen Ansteckungen möglicherweise erfolgt sind." Sollte es Infektionen gegeben haben, sei dies vor allem auf die mangelnde Schutzausrüstung zu Beginn der Pandemie zurückzuführen, so Steurer. Außerdem könne nicht einfach das gesamte Gesundheitspersonal über einen Kamm geschert werden. In den Spitälern und Pflegezentren arbeiten neben dem Gesundheitspersonal auch hunderte MitarbeiterInnen in Verwaltung, Technik, Service und Versorgung. Hier müsse differenziert werden. "Eine Spaltung der ArbeitnehmerInnen wäre absurd und würde die Teamstruktur gefährden."
Nur bei Neuanstellungen
"Für uns ist klar, dass MitarbeiterInnen, die eine mögliche Covid 19-Impfung verweigern, keinen beruflichen Nachteil erfahren dürfen", betont Steurer nochmals. Das könne sich die österreichische Spitalslandschaft aus Personalgründen auch gar nicht leisten. Bei Neuanstellungen sieht Steurer eine Impfpflicht anders gelagert. Hier ist es jetzt schon möglich, dass Impfungen eingefordert werden können.
(Red.)
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