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"Girls' Takeover" in Bregenz: Mädels regierten zum Weltmädchentag

©Landeshauptstadt Bregenz, Symbolbild: Canva
Was würden Mädchen ändern, wenn sie regieren würden? Sieben Schülerinnen der HAK Bregenz übernahmen zum Weltmädchentag die Landeshauptstadt.

Jährlich am 11. Oktober wird am Weltmädchentag auf die Belange von Mädchen und die Hindernisse, mit denen sie konfrontiert sind, aufmerksam gemacht. Unter dem Motto "Girls' Takeover" übernahmen sieben Schülerinnen der HAK Bregenz die Regierung in der Landeshauptstadt. Die Mädels schlüpften dafür in die Rollen von Bürgermeisterin, Vize und verschiedenen Stadträtinnen. In einer Pressekonferenz präsentierten sie für sie wichtige Themen, die sich weiterentwickeln sollen.

Die Mädchen mit Bürgermeister Ritsch und Vizebürgermeisterin Schoch. Bild: VOL.AT/Mayer

Frauen in Führungsebenen unterrepräsentiert

Etwas mehr als 50 Prozent der Bevölkerung auf der Welt sind Frauen. Trotzdem sind sie in Führungsebenen unterrepräsentiert. "Diese systematische Benachteiligung von Frauen ist eine Aufgabe, die wir uns alle in der Gesellschaft stellen müssen", meint Bürgermeister Michael Ritsch. Patriarchale Gesellschaftsstrukturen sollen bald der Vergangenheit angehören. "Die Stadt Bregenz hat hier bereits eine Vorreiterrolle eingenommen. Fünf unserer sieben Abteilungsleiterinnen sind Frauen", erklärt er. Anlässlich des Weltmädchentages erhielten die jungen Frauen Einblicke in den politischen und administrativen Alltag in der städtischen Verwaltung.

Schoch: "Ihr Beitrag ist wesentlich"

"Das Recht der Frauen, sich am politischen Geschehen gleichberechtigt zu beteiligen, war ein harter Kampf", verdeutlicht Vizebürgermeisterin Sandra Schoch. Die Umsetzung in die tatsächliche politische Teilhabe sei ein weiterer harter Kampf. "Aktuell gibt es in Vorarlberg nur sechs Bürgermeisterinnen bei 96 Gemeinden. Das wollen wir am Weltmädchentag mit dieser Takeover-Aktion aufzeigen, bei der junge Frauen in politische Führungsrollen schlüpfen", meint Schoch. "Wir freuen uns über die Kooperation mit der HAK Bregenz für diese Aktion. Die Ideen der Mädchen zeigen klar auf: ihr Beitrag ist wesentlich, und sie lassen sich auch zukünftig nicht mehr ausbremsen."

Die Schülerinnen präsentierten ihre Ideen und Anliegen. Bild: VOL.AT/Mayer

Die Mädchen haben sich in den vergangenen Wochen intensiv in Workshops mit ihren Ideen und Anliegen befasst:

Sara Lapadatovic (18 Jahre, 5. Klasse) – Bürgermeisterin

Jährlich zehn fixe Praktikumsplätze für junge Menschen mit Migrationshintergrund sowie ein spezielles Trainee-Programm für junge Frauen fordert die Bürgermeisterin Sara Lapadatovic. Der Hintergrund: Bewerbungen von Praktikantinnen mit Migrationshintergrund werden leider immer noch zu oft abgelehnt. Auch der Weg für junge Frauen in Führungspositionen ist weitgehend schwieriger als für junge Männer. Die Stadt als Arbeitgeberin soll mit der Umsetzung dieser beiden Maßnahmen künftig eine Vorbildrolle einnehmen.

Laura Verunica (17 Jahre, 4. Klasse) – Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Jugend

"Co-Working-Stationen und frei zugängliche Spielräume sind der Schlüssel, um Jugendliche an sicheren Orten zusammenzubringen", erklärt Laura Verunica, Vizebürgermeisterin und Stadträtin für Jugend. Es brauche Orte, an denen gelernt und gespielt werden kann, denn zu Hause sei der Raum oft nur begrenzt. In Kombination mit Nachhilfe-Angeboten und verschiedenen gemeinsamen Freizeitaktivitäten könne ein echter Mehrwert für die jungen Menschen in Bregenz geschaffen werden. Diese Orte könnten auch als Beratungsstellen für Kinder und Jugendliche eingesetzt werden.

Katharina Feichtinger (18 Jahre, 4. Klasse) – Stadträtin für Mobilität und Stadtentwicklung

"In der Nacht allein auf den Bus zu warten, erzeugt selten ein gutes Gefühl. Dunkle Haltestellen können einem richtig Angst machen – nicht nur jungen Menschen. Gut beleuchtete Haltestellen, die zusätzlich mit einem Alarmknopf ausgestattet sind, würden das Sicherheitsgefühl der Menschen erheblich steigern", erklärt die Stadträtin für Mobilität und Stadtentwicklung, Katharina Feichtinger. Beleuchtung und Sicherheitssystem könnten solarbetrieben sein, die Kosten wären mit rund 1.000 Euro pro umgerüsteter Haltestelle überschaubar.

Lisa Krimbacher (18 Jahre, 5. Klasse) – Stadträtin für Bildung

Stereotype Vorstellungen von Frauen- und Männerberufen sind nichts Neues und halten sich auch im 21. Jahrhundert leider immer noch. "Konsequentes Gendern und generell eine geschlechtergerechte Sprache beeinflussen nachweislich die kindliche Wahrnehmung von Berufen und könnten langfristig zu einem veränderten Bewusstsein führen", erklärt Lisa Krimbacher, Stadträtin für Bildung. Es sei wichtig, bereits im frühen Kindesalter mit diversen Bildungsmaßnahmen gegen stereotype Bilder anzukämpfen und das Selbstvertrauen der Kinder dahingehend zu stärken, sich zu trauen, das zu tun, was sie auch wirklich wollen.

Ritsch und Schoch übergaben für einen Tag ihre Posten. Bild: VOL.AT/Mayer

Anna Büchele (17 Jahre, 4. Klasse) – Stadträtin für Frauen und Gleichstellung

Keine Frau hat sich ausgesucht, Monat für Monat ihren Zyklus zu bewältigen. Daher die klare Forderung nach gratis Hygieneartikeln. Rund 200 Euro jährlich müssen Frauen dafür ausgeben. Das ist gerade für junge Frauen eine Belastung. Genauso wie derzeit Corona-Tests kostenfrei über die Apotheken ausgegeben werden, könnten künftig Hygieneartikel an Frauen vergeben werden. Ein Pilotprojekt mit gratis Hygieneartikeln an Schulen soll gestartet werden. Blickt man über die Landesgrenzen hinaus, sieht man, dass es funktioniert: So erhalten z. B. in Frankreich Studentinnen jeden Monat Binden kostenfrei.

Emily Böhler (17 Jahre, 4. Klasse) – Stadträtin für Sicherheit und Gesundheit

Zu wissen, wie man sich wehrt, wenn man physisch oder verbal belästig wird, ist für Mädchen und Jungen gleichermaßen wichtig. Hier könnten verpflichtende Selbstverteidigungs- und Sensibilisierungsangebote an den Schulen einen Beitrag leisten. "Wir müssen den jungen Menschen beibringen, sich mit ihrem Körper und mit ihrer Stimme zu verteidigen. Vor allem Mädchen müssen lernen, Nein zu sagen. Und gerade für Buben ist es wichtig, in entsprechenden Situationen einzuschreiten, auch wenn sie nur Beobachter sind, und Zivilcourage zu zeigen", so Emily Böhler, Stadträtin für Sicherheit und Gesundheit. In Gesundheitsfragen stehe derzeit ein Thema ganz oben, nämlich die Aufklärung über das Impfen. Es brauche Fakten, Kampagnen und Informationen an den Schulen – für die Jugendlichen, aber auch für deren Eltern. Zudem sei eine Miteinbeziehung Sozialer Medien wie TikTok unerlässlich.

Kristina Lukic (19 Jahre, 5. Klasse) – Stadträtin für Familie und Soziales

Die Stadträtin für Familie und Soziales, Kristina Lukic, erklärt, sich künftig für den Ausbau der Spielplätze, aber auch für die Entwicklung neuer Freizeitangebote und Jugendveranstaltungen in der Stadt einsetzen zu wollen. So könnte z. B. der Eislaufplatz beim Casino-Stadion reaktiviert werden. Auch Gaming-Rooms in Kombination mit Bars für Jugendliche könnten entstehen. Was die Gestaltung der Spielplätze anbelangt, sei für Lukic u. a. Wien ein Vorbild. "Dort gibt es moderne und abwechslungsreiche Spielplätze, deren Standards auch entsprechend hoch sind. Unser Ziel muss sein, ein freies Spielen der Kinder in einem sicheren Umfeld zu ermöglichen."

(VOL.AT)

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