Giftverbot ab 2026 trifft Gemeinden und Haushalte hart – so reagiert ein Harder Betrieb
Ratten in der Weihnachtskrippe
Ein Rotmilan in Lebensgefahr, Ratten in der Weihnachtskrippe und ein Mäusebiss, der eine Silvesterfeier am Karren lahmlegte: Die Beispiele zeigen, wie präsent und problematisch Nager im Land sind. Doch mit den neuen Regelungen ab 2026 muss die Branche umdenken. Der Harder Kammerjäger Ronald Knoll hat dafür eine eigene Lösung entwickelt: eine vollständig digitalisierte Falle.
"Es gibt wirklich die Ratte, die aus dem WC kommt", so Kammerjäger Ronald Knoll im VOL.AT-Interview. Der Geschäftsführer von Kammerjäger Knoll in Hard hat auch schon erlebt, dass eine Frau Ratten mit der Weihnachtskrippe ins Wohnzimmer zur Bescherung geholt hat: "Am Weihnachtsabend haben die zwei Ratten da herausgeschaut. Esel und Ochse waren zwei Ratten." Meist sind sie unerwünscht, denn sie können Krankheiten übertragen und auch zerstören.
Ronald Knoll im VOL.AT-Interview:
Nager ließ Silvesterparty platzen
Vergangenes Silvester bekamen auch die Gäste am Karren die Folgen eines Mäusebisses zu spüren: Die Seilbahn war defekt und die Feiernden mussten im Panoramarestaurant einige Stunden in der Bergstation ausharren, bevor sie mit Busshuttles der Karrenseilbahn, der Feuerwehr und der Bergrettung ins Tal gefahren werden konnten.
Verordnung bald in Kraft
Bisher war der Griff ins Regal zum Gift ein schneller Lösungsweg. Doch da mussten schon Wildtiere daran glauben. Schließlich fressen Katzen und Vögel das Gift mit, wenn sie die vergifteten Nager verzehren. Deswegen gibt es ab Anfang Jänner neue Richtlinien in Sachen Giftköder.
"Es ändert sich recht viel in der Nagerbekämpfung", sagt Knoll beim Besuch von VOL.AT. Nur noch mit Nachweis darf etwa ein Gift verwendet werden. Und Profis dürfen dieses auch erst einsetzen, wenn andere Methoden nicht funktioniert haben.
Zwei Jahre Produktentwicklung
Was eine Freude für die Wildtiere darstellt, ist eine Herausforderung für die Kammerjäger. Schließlich ist es ressourcentechnisch schwer, Ratten- und Mäusefallen täglich zu kontrollieren. Dies muss jedoch erfolgen, damit darin die Tiere nicht womöglich elendig verenden müssen. "Grundsätzlich arbeiten wir nach dem Prinzip, dass das Tier nicht leiden darf", erklärt der 47-Jährige.
Doch Knoll steckte vor zwei Jahren, als die Verordnung bekannt wurde, den Kopf nicht in den Sand: "Wir haben vor zwei Jahren angefangen, uns eine Falle zu entwickeln, die komplett digitalisiert ist." Grund dafür war: Er fand kein geeignetes Produkt auf dem Markt. Er hat bereits welche verkauft – im Jänner liefert er die ersten 1000 digitalen Pestura-Fallen aus.
Die wichtigsten Richtlinien ab 1. Jänner 2026 im Überblick:
- Rattengift darf nur mehr mit Sachkundenachweis verwendet werden
- Verkauf wird ab 2026 stark eingeschränkt: Nur noch mit Nachweis möglich
- Der Sachkundenachweis kann durch Kurse bei der AGES und LK erworben werden, vermutlich zukünftig auch beim WIFI
- Privatpersonen dürfen kein Gift verwenden bzw. den Kurs absolvieren
- Einsatz von Gift ist erst erlaubt, wenn nicht-chemische Maßnahmen versagt haben
- Dokumentationspflicht
- Spezielle Umwelt- und Tierschutzauflagen: Bestimmte Köderstationen
- Permanente Beköderung ist verboten
Digitalisierung bei der Schädlingsbekämpfung
Für die Produktentwicklung musste freilich keine Maus sterben. Es mussten Spielzeugmäuse herhalten. Doch wie funktioniert das Produkt? Es ist eine Kamera eingebaut. Wenn die Falle ausgelöst wird, macht diese ein Foto und schickt es auf die App am Handy. Dort sieht man dann, welche weiteren Schritte gefragt sind. Zielgruppe sind Unternehmen. Damit sensible Infrastrukturen nicht gehackt werden können oder ein Blackout nicht zur Tierqual führt, werden die Fallen nicht über das WLAN betrieben: "Wir bauen unser eigenes LoRaWAN-System im Betrieb auf."
Doch nicht nur Betriebe stehen durch die neuen Regelungen vor Herausforderungen. Knoll vermutet Schwierigkeiten für die Gemeinden, die die Kanalbeköderung selber machen: "Da dürfen nur noch Leute, die gewerbemäßig Schädlingsbekämpfung durchführen, diese Beköderung durchführen. Da reicht der Sachkundenachweis auch nicht." Deswegen ist die Anwendung von Schlag- und Lebendfallen gefragt. Lebendfallen müssen mit Futter versorgt sein und Schlagfallen kontrolliert werden. Und professionelle Schädlingsbekämpfung bringt vor allem etwas für die Gemeinden mit sich: Kosten.
Neue Fallen in Kanälen Pflicht
Doch auch die Profis stoßen bei der Kanalbeköderung auf Herausforderungen: Die Rattenköder dürfen nicht mehr wie früher einfach in den Kanal gehängt werden. Jetzt sind spezielle Fallen gefragt, die die Köder vor Wasser schützen.
So werden die neuen Regelungen womöglich den einen oder anderen Wildvogel retten. Was für Wildtiere eine gute Nachricht ist, wird für Gemeinden und Betriebe zur Herausforderung. Fest steht: Ab 2026 beginnt in der Nagerbekämpfung ein neues Kapitel – mit weniger Gift und mehr digitaler Technik "Made in Vorarlberg".
(VOL.AT)
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