„In meinem Leben habe ich Momente größter Ungerechtigkeit erlitten“, beginnt der Kongolese Claude Kuva seine Geschichte. „Am schlimmsten war das Dahinscheiden meines Sohnes, wegen Giftmüll, der vom Schiff Proba Koala, gechartert vom Unternehmen Trafiguera, in der Stadt Abidjan abgelagert wurde.“ Im Nachrichtenmagazin Spiegel wird beschrieben wie die Proba Koala über 500 Kubikmeter toxischen Brei aus Reinigungschemikalien, Benzin- und Rohölresten an der Elfenbeinküste deponiert. Nur weil er die mit Dämpfen verseuchte Luft atmete, bekam Claudes Sohn ernste gesundheitliche Probleme: Dem Jungen fielen die Haare aus, er klagte über Schwindel, musste sich ständig erbrechen und bekam Hautdeformationen. Im Alter von nur vier Jahren starb der kleine Junge. Claude selbst leidet noch immer an den gesundheitlichen Folgen des „ivorischen Tschernobyl“. Vom Unternehmen Trafiguera hat er nie eine Unterstützung erhalten.
Misshandlungen im Kongo
Bereits in seinem Heimatland, der demokratischen Republik Kongo (D.R.K.), musste Claude um seine Gesundheit und Sicherheit bangen. Damals noch Student stellte er Nachforschungen zum Krieg im Kongo an. Er recherchierte für sein Buch „Das verborgene Antlitz eines weißen Hauses und seine sechs Millionen Toten in der D.R.K.“ Seine Recherchen förderten ein denkbar schlechtes Bild der herrschenden Regierung zu Tage. Claude wurde Geld angeboten, damit er sein Buch nicht veröffentlicht. Als er ablehnte, wurde er brutal misshandelt. Polizisten brachen Claude den Arm und bei einer Konferenz der kongolesischen Studenten wurde er aus dem dritten Stock eines Gebäudes geworfen. Er zog sich schwere Verletzungen zu und flüchtete anschließend in die Elfenbeinküste.
6 Millionen Tote – Claude konnte nicht schweigen
Wieso hat sich Claude dieser Gefahr ausgesetzt, wieso hat er gegen das Regime in der D.R.K. ermittelt? „Ich konnte nicht schweigen“, sagt Claude. „In meiner Heimat waren bereits sechs Millionen Menschen getötet worden, mittlerweile hat sich die Zahl der Toten auf dreizehn Millionen erhöht.“ Er wollte die Menschen über die Hintergründe des Krieges aufklären, auf dass eines Tages wieder Frieden in der D.R.K. herrsche. Claude selbst wird wohl nie mehr dorthin zurückkehren können. „In meinem Buch habe ich zu viele Personen belastet, auch Oppositionspolitiker“, sagt der Autor. Sein Buch ist auf Französisch geschrieben, er möchte es ins Deutsche und ins Englische übersetzen lassen.
Leben in Vorarlberg
Claudes Flucht führte ihn nach Österreich. Schnell war ihm klar, dass er hier leben möchte, “weil Österreich keinen Krieg in Afrika führt, es ruhig ist und hier viele Menschen mit gutem Herzen leben”. Vor eineinhalb Jahren wurde ihm in Vorarlberg Asyl gewährt. Claude lebt in Frastanz und besucht im WIFI einen Deutschkurs. Die Sprache zu lernen ist ihm sehr wichtig. „Ich habe drei Wünsche“, sagt der Kongolese. „Ich möchte hier als Autor arbeiten, deshalb bin ich auf der Suche nach einem Verleger.“
Claudes Frau und Tochter sind noch in Afrika
Er hofft auch auf eine Vereinigung mit seiner Frau und seiner vierjährigen Tochter. Sie leben noch immer an der Elfenbeinküste. Und er möchte, dass das Unternehmen Trafiguera, dessen Frachter Proba Koala 2006 die Elfenbeinküste verseuchte, zur Verantwortung gezogen wird. „Vielleicht finde ich in Europa einen guten Anwalt,“ schließt Claude. „In Afrika wäre eine Anklage unmöglich gewesen.“
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