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"Gewaltiger Blödsinn"

Der Schock nach dem Lawinenabgang sitzt bei den drei Lecher Skilehrern noch immer tief. Im NEUE Exklusiv-Interview zeigen sie sich reumütig. 

„So einen gewaltigen Blödsinn macht man nur einmal im Leben“, bringt Christoph Schernthaner die Sache auf den Punkt. Der 29-jährige Skilehrer aus Tirol hatte am Montag gemeinsam mit zwei weiteren Skilehrern in Lech eine Lawine losgetreten. Die Lawine hatte ihn mit voller Wucht auf eine Lawinenverbauung geschmettert.

Der 29-Jährige hat starke Schmerzen. Sein Oberschenkelhalsbruch ist frisch operiert. Am Krankenbett sitzen seine zwei Skilehrer-Kameraden, die Zwillingsbrüder Herbert (26) und Gerhard (beide 26) Loitzl.

„Als wir in den Hang eingefahren sind, haben wir die Situation völlig unterschätzt“, bereut Gerhard Loitzl seine verhängnisvolle Entscheidung. „Wir hätten es eigentlich wissen müssen, dass es zu gefährlich ist“, fügt sein Zwillingsbruder Herbert hinzu. „Ich möchte mich bei allen anderen Skilehrer-Kollegen dafür entschuldigen, weil sie wegen uns einen Imageschaden erlitten haben“.

„Was geschehen ist, können wir nicht mehr rückgängig machen. Aus Fehlern lernt man, aber solche tödlichen Fehler dürfen einfach nicht passieren“, lautet die späte Einsicht der drei Skilehrer. Die Konsequenzen ihres fatalen Fehlverhaltens fürchten die drei nicht. „Diese Suppe haben wir uns selber eingebrockt, wir werden sie auch auslöffeln. Ohne wenn und aber“, so Loitzl. „Die Leute sollen jetzt bitte nicht mit dem Finger auf alle Skilehrer zeigen“, ist Loitzls größte Sorge. Im schlimmsten Falle verlieren die drei ihren Job. Diese schwierige Entscheidung wird in den nächsten Tagen gefällt. Ein mildernder Umstand ist dabei zu bedenken: Die drei waren in ihrer Freizeit unterwegs.

„Die Skilehrer haben dem Ansehen sehr geschadet“

Nach dem Lawinenabgang Montagnachmittag in Lech droht den drei Skilehrern, die die Lawine losgetreten haben, die Kündigung. Auf jeden Fall müssen sie die Kosten für den Einsatz bezahlen. Das sind insgesamt 8000 Euro.

„Durch ihr unvorsichtiges Verhalten haben die Skilehrer dem Ansehen unserer Skischule geschadet. Sie haben ganz bestimmt mit Sanktionen zu rechnen“, betont Stefan Schneider, Leiter der Skischule Lech. In welcher Form könne er noch nicht sagen. „Man sollte in der ersten Wut nicht gleich Entscheidungen fällen. Es könnte aber durchaus sein, dass sie ihren Job verlieren“, so Schneider.

Fix ist, dass die Skilehrer die Kosten des Rettungseinsatzes zahlen müssen. 70 Bergretter waren zwei Stunden im Einsatz, das kostet 3800 Euro. Der Hubschrauber der Firma Wucher flog rund eine Stunde, das kostet 4000 Euro.

Da die Schneemassen auch eine gesicherte Skiroute verschüttet hatten, werden die drei Skilehrer wegen Gefährdung der öffentlichen Sicherheit angezeigt. Außerdem werden die Skilehrer von der Gendarmerie vermutlich wegen Gefährdung der Öffentlichen Sicherheit angezeigt.

Wie die NEUE berichtete, fuhren am Montag nachmittag fünf Skilehrer in ihrer Freizeit in einen Tiefschneehang unterhalb des Kriegerhorns ein. Zwei 26-jährige Skilehrer wurden wenig später von einer Lawine erfasst und unter ihr begraben. Einer zog sich schwere, der andere leichte Verletzungen zu.

Die ins Tal donnernde Lawine, die von den Skilehrern selbst ausgelöst worden war, kam auf einer Skiroute unterhalb des Kriegerhorns zum Stillstand. Dies wiederum hatte zur Folge, dass insgesamt 70 Mann der Bergrettung, Skischule Lech, zwei Suchhunde und die Alpingendarmerie ausrückten, um nach möglichen verschütteten Tourengehern zu suchen. Glücklicherweise erwies sich diese Vermutung als falsch. Nach intensiver Suche wurde der halbstündige Einsatz abgebrochen.

Bei der Suche kam auch der in Lech stationierte Heli „Gallus 1“ zum Einsatz. Trotz schlechtesten Flugbedingungen stieg der Heli auf, um den verletzten Skilehrer aus dem unwegsamen Gelände zu bergen. Der 29-Jährige, er zog sich einen Oberschenkelhalsbruch zu, befindet sich auf dem Weg der Besserung.

Leiter der Skischule Lech, Stefan Schneider: „Man sollte in der ersten Wut nicht gleich Entscheidungen fällen.“

“ Ich möchte mich bei allen anderern Skilehrer-Kollegen entschuldigen, weil sie wegen uns einen großen Imageschaden erlitten haben. “
Herbert Loitzl, einer der beiden Verschütteten.

Ein Skilehrer wurde schwer, der andere nur leicht verletzt.

Der verletzte Tiroler Skilehrer Christoph Schernthaner (29) weiß, dass er Mist gebaut hat: „Das wird mir sicher nicht mehr passieren.“

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