Gewalt gegen Frauen ist laut dem Kriminalsoziologen Reinhard Kreissl in den vergangenen Jahren nicht gestiegen. Vielmehr werde zunehmend “die Dunkelziffer erhellt”, sagte Kreissl der APA. Frauen wären heute durch die verstärkte Sensibilisierung viel eher bereit, einen Gewalttäter bei den Behörden anzuzeigen.
Opfer zunehmend zur Anzeige bereit
Vor allem innerhalb der Ehe waren Übergriffe Kreissl zufolge über lange Zeit hinweg “ein kulturelles Muster” innerhalb der Gendergewaltdelikte, wobei hier vor allem Männer als Täter in Erscheinung traten.
Bis in die 1990er-Jahre wurde Gewalt innerhalb der Familie überhaupt noch als Privatsache behandelt. In Österreich trat etwa 1997 – als eines der ersten Länder überhaupt – das “Bundesgesetz zum Schutz vor Gewalt in der Familie” in Kraft. Einhergehend mit der strafrechtlichen Verfolgung der Übergriffe stieg auch die Sensibilisierung innerhalb der Bevölkerung.
Gewalt gegen Frauen “quer durch alle Schichten”
Trotz der zunehmenden Tabuisierung ist Gewalt gegen Frauen weiterhin stark verbreitet. “Es geht quer durch alle Schichten”, unterstrich Kreissl. Obwohl die Dunkelziffer weiterhin hoch ist, gibt es doch eine zunehmende Bereitschaft der Betroffenen, die Täter anzuzeigen – und damit gelangen diese auch in die Kriminalstatistik.
“80 bis 90 Prozent der Polizeiarbeit beruht auf Anzeigen der Bevölkerung, die Polizei ermittelt in der Regel nicht von sich aus Gewalttäter in Beziehungen”, sagte der Kriminalsoziologe.
Morddelikte kein steigender Trend
Bei Morddelikten an Frauen ortete Kreissl – trotz der gestiegenen Zahl im vergangenen Jahr – keinen allgemein steigenden Trend. “Das sehe ich nicht, das ist eher konjunkturell bedingt”, sagte Kreissl. Generell ging der Kriminalsoziologe durch das Älterwerden der Bevölkerung von einer Abnahme der Kriminalität aus. Grundsätzlich sei aber beobachtbar, dass Gewalt gegen Frauen in wirtschaftlich schwachen Jahren – mit zunehmender Arbeitslosigkeit – steigt.
(APA/Red)
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