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Gewalt an Kindern: "die möwe" fordert mehr Bewusstsein und Prävention

"Für zwölf Prozent der Kinder wird nichts getan", beklagte Hedwig Wölfl.
"Für zwölf Prozent der Kinder wird nichts getan", beklagte Hedwig Wölfl. ©APA/HELMUT FOHRINGER
Das Bewusstsein für psychische Gewalt an Kindern und Jugendlichen ist in Österreich noch immer viel zu gering. Das ist das Ergebnis einer Gallup-Umfrage für die Kinderschutzorganisation "die möwe", die am Dienstag in Wien präsentiert worden ist.
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“Psychische Gewalt ist weniger sichtbar als körperliche, ihre Spuren sind oft erst langfristig sichtbar”, erklärte Geschäftsführerin Hedwig Wölfl.

Psychische Gewalt “noch immer schwer unterschätzt”

Für mehr als 40 Prozent der 1.000 befragten Österreicher ab 14 Jahren standen in der eigenen Kindheit zumindest manchmal leichte Ohrfeigen oder ein Klaps auf den Po auf der Tagesordnung. Gewalt an Kindern wird primär auch mit körperlicher Gewaltanwendung assoziiert. 84 Prozent definierten Prügel und Schläge eindeutig als Gewalt. Viel schwieriger wird die Wahrnehmung bei psychischen Verletzungen und sexuellem Missbrauch. Entsprechende Handlungen nehmen nur 27 Prozent bzw. 29 Prozent der Befragten als Gewalt wahr. “Alle Formen von Gewalt, die die Seele verletzen, werden weniger als Gewalt eingestuft und noch immer schwer unterschätzt”, sagte Wölfl.

“Für zwölf Prozent der Kinder wird nichts getan”

Besteht ein Verdacht auf sexuellen Missbrauch, würden 77 Prozent der Befragten die Polizei verständigen. “Es ist erfreulich, dass das Bewusstsein gestiegen ist, zu handeln, wenn einem Kind Gewalt angetan wird”, sagte Hedwig Wölfl. Die Bevölkerung sei in den vergangenen Jahren proaktiver geworden. Dennoch bleibe hier noch einiges zu tun. Die Forderung nach mehr Thematisierung bleibe aufrecht: “Für zwölf Prozent der Kinder wird nichts getan, da ist jedes Kind eines zu viel”.

“Elternführerschein” stößt auf Ablehnung

Die Mehrheit der Österreicher wünscht sich im Kampf gegen Gewalt an Kindern schärfere Gesetze und strengere Strafen sowie verpflichtende Therapie für Täter. Auch Prävention und verstärkte Sensibilisierung sei nötig. Maßnahmen wie der “Elternführerschein” stoßen hingegen eher auf Ablehnung.

“Wir sind hinten nach mit Aufklärung und Prävention”

Durch neue Medien geförderte Gewalt wie Cyber-Mobbing oder Sexting mache ihr größte Sorgen, betonte Wölfl. Es gebe riesige Dunkelziffern und eine starke Zunahme von Suiziden und selbstverletzenden Handlungen bei Betroffenen. Gleichzeitig komme man an Betroffene besonders schwer heran, da es extreme Schamgefühle gebe und vieles im freiwilligen Bereich stattfände. Die Expertin hielt fest: “Wir sind hinten nach mit Aufklärung und Prävention. Es tut sich zwar Einiges, aber das wird ein Thema der Zukunft sein.”

(APA)

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