Thubten Samphel von der Informationsabteilung der tibetischen Exilregierung in Dharamsala in Peking sagte am Dienstag: “Die Gespräche haben an diesem Morgen begonnen und werden bis morgen Abend dauern.” Zwei Abgesandte des Dalai Lama waren am Montag nach Peking gereist.
Das bisher letzte Treffen hatte am 4. Mai in der chinesischen Stadt Shenzhen stattgefunden und war noch ganz unter dem Eindruck der im März blutig niedergeschlagenen antichinesischen Proteste in Tibet gestunden. Westliche Beobachter äußerten die Vermutung, dass sich Peking vor allem wegen der Olympischen Spiele, die am 8. August beginnen, zum Dialog bereiterklärt hat. Der französische Präsident Nicolas Sarkozy als neuer EU-Ratsvorsitzender hat angekündigt, dass er bei Fortschritten im Dialog zwischen der chinesischen Regierung und dem Dalai Lama zur offiziellen Eröffnungsfeier der Spiele nach Peking reisen werde. US-Außenministerin Condoleezza Rice hatte am Montag in Peking Staats- und Parteichef Hu Jintao zur Fortsetzung der Gespräche mit Vertretern des Dalai Lama aufgefordert.
Die chinesische Führung hatte den Dalai Lama beschuldigt, die Unruhen im März angezettelt zu haben. Das Büro des tibetischen Exil-Oberhauptes hatte am Montag mitgeteilt, zu dem jüngsten Treffen komme es zu einer “kritischen Zeit”. “Seine Heiligkeit der Dalai Lama hat die Gesandten angewiesen, alle Anstrengungen für konkrete Fortschritte zu unternehmen, um die schwierige Situation der Tibeter in ihrem Heimatland zu erleichtern.” Peking hatte die ursprünglich für Juni geplanten Gespräche abgesagt und dies mit dem verheerenden Erdbeben in der Provinz Sichuan am 12. Mai begründet.
Ein Pekinger Regierungssprecher hatte den Dalai Lama am Sonntag nach Angaben der amtlichen Nachrichtenagentur Xinhua aufgefordert, positiv auf die Forderungen der Zentralregierung zu reagieren. Auch nach den Gesprächen im Mai hatte Peking die Verbalattacken gegen das Exil-Oberhaupt fortgesetzt. Der Dalai Lama hatte die chinesische Siedlungspolitik in Tibet als “kulturellen Völkermord” verurteilt. Die massive Ansiedlung von Chinesen sei eine “demografische Aggression”, um die Tibeter zur Minderheit im eigenen Lande zu machen. Chinas kommunistische Volksbefreiungsarmee war 1950 in Tibet einmarschiert. Im März 1959, nach der Niederschlagung einer Volkserhebung, waren der 14. Dalai Lama, Tenzin Gyatso, und die tibetische Regierung mit mehr als 100.000 Landsleuten nach Indien geflohen. Der Friedensnobelpreisträger hat Peking wiederholt schwere Menschenrechtsverstöße in seiner Heimat vorgeworfen.
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