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Germanwings-Absturz: Copilot informierte Lufthansa über schwere Depression

Die Suche nach dem Flugschreiber geht weiter.
Die Suche nach dem Flugschreiber geht weiter. ©EPA
Der Copilot der abgestürzten Germanwings-Maschine hat die Lufthansa bereits im Jahr 2009 als Flugschüler über eine "abgeklungene schwere depressive Episode" informiert. - Ein Video soll die letzten Momente an Bord der Unglücksmaschine zeigen.
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Debatte: Der gläserne Patient?

Das teilte das Unternehmen am Dienstag in einer Erklärung mit. Darin heißt es, dass der Konzern der Staatsanwaltschaft Düsseldorf nach weiteren Recherchen zusätzliche Unterlagen übergeben habe. Darunter war auch der E-Mail-Verkehr des Copiloten mit der Verkehrsfliegerschule. In diesem sei von der Erkrankung die Rede gewesen.

Bereits bekannt war, dass der Copilot des Germanwings-Flugs 4U9525 in seiner Ausbildung in der Verkehrsfliegerschule eine Unterbrechung von mehreren Monaten gehabt hatte. “Im Anschluss wurde dem Co-Piloten die erforderliche ärztliche Flugtauglichkeit bestätigt”, hieß es in der Lufthansa-Mitteilung.

Video soll die letzten Momente an Bord zeigen

In den Trümmern wurde offenbar ein Speichermedium eines Handys gefunden, welches ein Video von den letzten Momenten an Bord der Maschine enthält. Das berichten übereinstimmend die “Bild” und “Paris Match”, beide Magazin behaupten voneinander unabhängig, Einsicht in das Videomaterial erhalten zu haben.

Demnach wurde das Speichermedium von einem Ermittler im Absturzgebiet gefunden und gilt als wichtiges Beweisstück im laufenden Ermittlungsverfahren. Allerdings gibt es bislang keinerlei offizielle Bestätigung für die Existenz des Videos. Der Marseiller Staatsanwalt Brice Robin erklärte auf Anfrage der Deutschen-Presse-Agentur, er wisse nichts von einem solchen Fund.

Es seien eine Reihe von Handys gefunden worden, die noch ausgewertet würden. Sie seien aufgrund des Aufpralls aber in einem sehr schlechten Zustand. “Ich weiß nicht, ob sie ausgewertet werden können.” Er sei noch zwei Stunden zuvor vor Ort gewesen – da sei von einem solchen Video nichts bekannt gewesen, sagte Robin.

Passagiere bekamen Vorgänge vor dem Cockpit mit

Die Aufnahmen seien verwackelt und wurden jedenfalls aus dem hinteren Bereich der Maschine aufgenommen, ob von einem Passagier oder Crew-Mitglied ist nicht bekannt. Einzelne Personen sind nicht zu identifizieren. Die zu hörenden Schreie stützen den Medienberichten zufolge die letzte Bekanntgabe der französischen Staatsanwaltschaft, dass die Passagiere sehr wohl über die Lage an Bord Bescheid wussten.

Schreie und Ausrufe in mehreren Sprachen seien zu hören, drei mal auch “metallische Schläge”. Dies würde sich mit den Erkenntnissen decken, dass der Pilot versuchte, die Cockpit-Tür aufzubrechen. Auch, dass der Airbus vor dem Aufschlag noch einen Berg gestreift hat, sei auf dem Video zu sehen, die Kabine werde mit einem Schlag zur Seite geschleudert. Noch einmal sind Schreie zu hören, dann endet das Video.

Debatte um ärztliche Schweigepflicht

Der Airbus war am Dienstag vor einer Woche auf dem Weg von Barcelona nach Düsseldorf an einer Felswand in Frankreich zerschellt. Der 27 Jahre alte Copilot wird verdächtigt, seinen Kollegen aus dem Cockpit ausgesperrt und die Maschine mit voller Absicht in die Katastrophe gesteuert zu haben. Nach Erkenntnissen der Ermittler war er vor Jahren suizidgefährdet und für den Unglückstag eigentlich krankgeschrieben.

Bis Ende der Woche könnten alle 150 Opfer der Germanwings-Katastrophe in Frankreich identifiziert sein. Frankreichs Präsident Francois Hollande sagte am Dienstag in Berlin, dies werde “dank der DNA-Proben” möglich sein. Weiterhin gesucht wird der zweite Flugschreiber, dessen Daten weitere Erkenntnisse liefern sollten.

Ärzte, Psychotherapeuten und Piloten sprachen sich indes gegen eine Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht aus, nachdem der Copilot eine psychische Erkrankung verschwiegen hatte. (red/APA/dpa)

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