Gerald Grosz hat nach einer parteiinternen Zerreißprobe das BZÖ übernommen. Der bisherige steirische Landesparteichef will den rechtsliberalen Kurs seines Vorgängers Josef Bucher beibehalten. Interne scharfe Kritiker – nämlich Stefan Petzner und Ewald Stadler – ließ er sogleich ausschließen.
Ausschluss von Petzner und Stadler
“Wenn wir einen Neustart wagen, muss das auch personell klargestellt sein”, erklärte Grosz im Anschluss an die rund zweistündige Sitzung den darin erfolgten Ausschluss des bisherigen stellvertretenden Klubchefs Petzner und des Europamandatars Stadler wegen “parteischädigenden Verhaltens”.
Petzner will nun den Kärntner Orangen empfehlen, unter das Dach der Freiheitlichen Kärnten zu wechseln, erklärte er bei Verlassen der Sitzung vor Journalisten. Er und Stadler hatten nach der Niederlage bei der Nationalratswahl am Sonntag – das BZÖ verfehlte die Vier-Prozent-Hürde – öffentlich Kritik am Kurs Buchers geübt. Bucher gab am Mittwochnachmittag seinen Rückzug aus der Politik bekannt.
Politische Erfahrung von Grosz
Der 36-Jährige steht wohl vor seiner größten Herausforderung, hat das Bündnis Zukunft Österreich doch bei der Nationalratswahl den Wiedereinzug in das Parlament verpasst. Grosz kann bereits auf Karrieren in zwei Parteien – erst FPÖ, dann BZÖ – zurückblicken.
Hochgedient hat er sich als Pressesprecher von Sozialminister Herbert Haupt (FK), dessen parlamentarischer Mitarbeiter er davor war. Seine Stunde schlug bei der Spaltung der Freiheitlichen, als im BZÖ vor allem in den Ländern Personalmangel herrschte und der junge Deutschlandsberger das steirische Bündnis recht bald übernehmen konnte und zwischenzeitlich auch als Generalsekretär diente.
Vorbild des neuen BZÖ-Chefs: Haider
Sachpolitik ist die Sache des selbst ernannten “Lausers” nicht. Grosz bedient sich oft einer deftigen Sprache und reizt politische Gegner gerne bis zur Weißglut – sein Streit mit dem SPÖ-Nationalratsabgeordneten Christian Faul hatte diesen um die Funktion gebracht. Faul hatte Grosz attestiert, im Sternzeichen “Krokodil” zu sein: “Eine große ‘Papp’n’ und ein kleines Hirn.” Nationalratspräsidentin Barbara Prammer (SPÖ) weigert sich sogar, Grosz mit Ordnungsrufen zu versehen – “wegen Aussichtslosigkeit”.
Grosz’ deklariertes Vorbild ist Jörg Haider – dessen Konterfeis mehrfach die Wände seines Grazer Bündnisbüros zieren -, ein weiteres ist Papst Johannes Paul II. Inhaltlich hat er den Schwenk unter seinem Vorgänger Josef Bucher in Richtung rechtsliberale Partei zunächst nicht mitgemacht und matchte sich etwa in der Ausländer-Frage mit den Freiheitlichen, wenngleich er sich in der Sache ein wenig gemäßigter gibt.
Werdegang von Gerald Grosz
Grosz wurde am 15. Februar 1977 geboren, zur Schule ging er im weststeirischen Deutschlandsberg. Von 1996 bis 1999 absolvierte Grosz eine kaufmännische Lehre und arbeitete bei einer Werbefirma in Graz. Schon 1993 engagierte er sich beim RFJ. Von 1999 bis 2000 war Grosz parlamentarischer Mitarbeiter der FPÖ-Abgeordneten Beate Hartinger und Herbert Haupt.
In Deutschlandsberg war Grosz erst von April 2005 bis Mai 2007 Gemeinderat. Als FPÖ-Stadtparteichef war er noch in die Wahl gegangen, im Zuge der Abspaltung von den Freiheitlichen wurde Grosz der wesentliche Exponent der orangen Partei in der Steiermark. Von 23. Oktober 2006 bis 8. Oktober 2008 war er Generalsekretär im Bund, am 5. Juni 2005 wurde er Bündnisobmann des BZÖ Steiermark. Von Jänner 2008 bis zur verlorenen Wahl 2012 saß Grosz (mit kurzer Unterbrechung) im Grazer Gemeinderat, bei der Landtagswahl 2010 scheiterte das BZÖ mit ihm an der Spitze. Nachdem das BZÖ aus dem Stadtparlament flog, kündigte Grosz den Rücktritt an – blieb aber im Nationalrat, dem er seit 2008 angehörte.
Nachfolge von Josef Bucher
Nachdem das BZÖ auch bei der Nationalratswahl am 29. September 2013 eine Niederlage erlitten und der bisherige Parteichef Josef Bucher seine Obmannschaft zurückgelegt hat, liegt es nun an Grosz die Partei zu führen. Den rechtsliberalen Kurs will er beibehalten, erklärte er.
Der neue geschäftsführende BZÖ-Chef ging mit seinem Lebensgefährten im Mai dieses Jahres eine Eingetragene Partnerschaft ein. Es dürfte sich um die erste Verpartnerung in der heimischen Politik gehandelt haben.
(apa/red)
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